Wann ist der Tag länger als die Nacht?

Am 21. Dezember 2021 ist Wintersonnenwende. Nach dem kürzesten Tag des Jahres werden die Tage danach wieder länger.

Der kürzeste Tag des Jahres ist gleichzeitig der Winteranfang: Am Dienstag, 21. Dezember 2021, um 16.58 Uhr ist Wintersonnenwende und damit die längste Nacht und der kürzeste Tag des Jahres. An diesem Tag erreicht die Sonne auf der Nordhalbkugel die geringste Mittagshöhe über dem Horizont im gesamten Jahresverlauf.

Der Grund dafür ist der tiefe Stand der Sonne. Während sie bei der Sommersonnenwende ihren höchsten Stand hat und daher am 21. oder 22. Juni jedes Jahres der längste Tag auf der Nordhalbkugel ist, ist es bei der Wintersonnenwende genau anders herum. Zum Vergleich: Über 17 Stunden Sonne bietet der längste Tag des Jahres in Norddeutschland. Im Winter sind es dann kaum mehr als acht Stunden.

Der astronomische Winteranfang

Zeitgleich mit der Wintersonnenwende ist der astronomische Winteranfang. Für die Meteorologen hat der Winter jedoch schon längst mit dem 1. Dezember begonnen – mit dem meteorologischen Winteranfang. Das hat vor allem statistische Gründe, wie der Deutsche Wetterdienst auf seiner Website erklärt: „Dies wird gemacht, da für die klimatologischen Auswertungen nur Daten über die einzelnen Monate vorliegen (zum Beispiel Monatsmittel, Monatssummen, Monatsabweichungen, Extremwerte)“.

Neben dem astronomischen und dem meteorologischen Winteranfang gibt es auch noch den phänologischen Winteranfang. Dieser hat jedoch kein festes Datum, da er sich nach periodisch wiederkehrenden Erscheinungen richtet. Der Winter ist hier die Zeit vom Ende der Feldarbeit bis zum Beginn der Schneeglöckchenblüte.

Ab jetzt wird es wieder hell

Trost für Tageslichtfreunde bietet, dass ab dem 22. Dezember die Tage wieder länger werden, bis um den 21. März herum eine Tag-Nacht-Gleiche erreicht wird und im Juni dann der längste Tag des Jahres wartet.

Winter- wie Sonnenwende werden schon seit Jahrtausenden gefeiert. Kultstätten wie Stonehenge in Südengland oder die Externsteine bei Detmold werden an diesen Abenden von vielen besucht. Ein weiterer, christlich geprägter Name für die Wintersonnenwende ist übrigens Thomasnacht in Gedenken an den Apostel Thomas.

Nein: Die Tage werden am Anfang langsam kürzer, dann schneller, dann wieder langsamer. Am längsten hell ist es zur Sommersonnenwende – also am 21. Juni. Da vergehen von Sonnenaufgang bis Untergang 16 Stunden und 12 Minuten. Das andere Extrem ist die Wintersonnenwende am 21. Dezember,  da dauert der Tag 8 Stunden und 13 Minuten.

Keine regelmäßige Verkürzung oder Verlängerung

Der Unterschied zwischen der Tageslänge im Sommer und im Winter beträgt also etwa 8 Stunden. Wäre dieser Übergang gleichmäßig, würden die Nächte also stetig immer länger, sähe die Rechnung so aus: Das halbe Jahr zwischen Sommer und Winter hat 182 Tage. In diesen 182 Tagen nimmt die Tageslänge um 8 Stunden ab. Würde das gleichmäßig passieren, wären das etwas mehr als 2 ½ Minuten pro Tag. – Und nach dem 21. Dezember würden die Tage dann genauso gemächlich wieder zunehmen. So ist es aber nicht.

Tatsächlich ist es wie folgt: Um die Sommer- bzw. Wintersonnenwende herum, also Ende Juni und Ende Dezember, ändern sich die Tageslängen nur langsam, nämlich pro Tag jeweils um etwa 1 Minute. Dagegen kommt in der Zeit um den Herbstanfang herum, also Ende September, die Dunkelheit in schnellen Schritten. Dann werden die Nächte – Nacht für Nacht – knapp 4 Minuten länger.

Diese Angaben beziehen sich auf unsere Breiten, also Südwestdeutschland. Weiter im Norden sind die Unterschiede zwischen Sommer und Winter noch ausgeprägter. Aber die Änderungen erfolgen nach dem gleichen Muster: Langsam, schnell, langsam.

Erkennbares Muster: langsam, schnell, langsam

Dieses Muster – langsam, schnell, langsam – ist wie eine Pendelbewegung. Ein Pendel ist am oberen und unteren Wendepunkt langsam. Und am schnellsten ist seine Bewegung genau in der Mitte zwischen diesen beiden Punkten.

Das gleiche Muster finden wir bei einer schwingenden Feder, an der ein Gewicht hängt. Auch hier ist die Bewegung an den Wendepunkten langsam und zwischendurch schnell. Das ist ein typisches Schwingungsmuster – und entsprechend "schwingen auch die Tageslängen", sie pendeln hin und her.

Die Tageslängen hängen ja eng damit zusammen, wie hoch die Sonne am Himmel steht. Im Sommer steht die Sonne mittags steil am Himmel, im Winter flach. Auch diese Veränderung ähnelt einem schwingenden Pendel. Angenommen, man könnte immer mittags um 12 an die Stelle, wo die Sonne dann steht, einen „Punkt am Himmel machen“, und das über die ganze Zeit zwischen Sommer und Winter. Dann würde man sehen, dass die Punkte unmittelbar nach dem 21. Juni sehr dicht beieinander liegen, d.h. Ende Juni, Anfang Juli ändert sich der Sonnenstand nur wenig. Dann aber werden die Abstände immer größer, und besonders groß sind sie zu Herbstanfang am 23. September. Das heißt, um diese Zeit nimmt der Sonnenstand sehr schnell ab, und entsprechend schnell verkürzen sich dann auch die Tage. Mathematisch gesehen entspricht das dem Muster einer Sinuskurve.

Kreisbewegung der Erde um die Sonne als Ursache

Die Ursache liegt in der Kreisbewegung der Erde um die Sonne. Sommer und Winter entstehen ja, weil die Erdachse geneigt ist; bei der Umkreisung der Sonne wird mal die Nord- und mal die Südhalbkugel stärker angestrahlt. Es ist eine Art Spiel mit Licht und Schatten.

Ein Beispiel zur Veranschaulichung: Sie haben eine Kurbel. Diese Kurbel wird von der Seite angestrahlt, sodass sie einen Schatten an der Wand erzeugt. Die Kurbel bewegt sich gleichförmig im Kreis. Doch der Schatten – die Projektion der Kurbel – bewegt sich wie eine Feder hoch und runter. Auch hier entsteht also dieses Muster. Die Entstehung von Tag und Nacht bzw. Winter und Sommer durch die Drehung um die Sonne ist räumlich ein wenig komplizierter – aber im Grunde ist es dasselbe Spiel von Licht und Schatten im Zusammenhang mit einer Kreisbewegung. Und so entsteht auch hier diese Pendeldynamik.

Mit dem 21. Dezember beginnt der astronomische Winter. Denn dieses Datum steht 2022 für die sogenannte Wintersonnenwende und den kürzesten Tag bzw. die längste Nacht des Jahres. Grund genug, diesem Anlass einen eigenen Beitrag im Kalender der kuriosen Feiertage aus aller Welt zu spendieren und seine Hintergründe mit den folgenden Zeilen etwas näher zu beleuchten. Worum geht bei diesem astronomischen Ereignis?

Wann ist der Tag länger als die Nacht?
Wintersonnenwende – der kürzeste Tag und die längste Nacht des Jahres. Kuriose Feiertage – 21./22. Dezember © Dietmar Giese – Bild 1

Was ist eine Sonnenwende?

Sonnenwenden bzw. Sonnwenden (lat. solstitium – dt. Stillstand der Sonne) bezeichnen ein astronomisches Phänomen, bei dem die Sonne im Laufe des Jahres den größten nördlichen oder südlichen Abstand zum Himmelsäquator der Erde erreicht.

Ab diesem Zeitpunkt kehrt unser Mutterstern aufgrund der Schiefe der Ekliptik seine Deklinationsbewegung aus Sicht der Erde um und nähert sich dem Himmelsäquator wieder an. Vor diesem Hintergrund wird auch deutlich, weshalb man hier in der Antike bildreich auch vom Stillstand der Sonne gesprochen hat.

Diese maximale Deklination erreicht die Sonne genau zweimal pro Jahr: einmal nördlich und einmal südlich des Himmelsäquators, woraus sich dann die Bezeichnungen Sommersonnenwende und Wintersonnenwende ergeben. Nord- und Südhalbkugel verhalten sich diesbezüglich allerdings spiegelverkehrt. D.h. wenn auf der Nordhalbkugel der Winter beginnt, bereitet sich die südliche Hemisphäre auf den Sommer vor. Im Detail ergibt sich daraus für die hiesige Nordhalbkugel folgende kalendarische Verortung:

  • Sommersonnenwende: Am 20., 21. oder 22. Juni erreicht die Sonne ihren mittäglichen Höchststand über dem Horizont. Sie markiert in vielen Ländern der Nordhalbkugel zugleich auch den astronomischen bzw. kalendarischen Sommerbeginn.
  • Wintersonnenwende: 21. oder 22. Dezember. Die Sonne erreicht über der nördlichen Hemisphäre den niedrigsten Mittagsstand über dem Horizont und entsprechend gilt dieser Zeitpunkt als astronomischer Beginn des Winters.

Die Sonnenwenden gehören damit zu insgesamt vier Ereignissen, die Wendepunkte im astronomischen Jahr markieren. Neben den beiden zuvor genannten Phänomenen gibt es in diesem Kontext auch noch die sogenannten Tag-Nacht-Gleichen. Sie bezeichnen den Beginn des astronomischen Frühlings (um den 20. März) und des Herbstes (um den 23. September).

Alle vier Ereignisse verteilen sich auf jeweils ein Quartal unseres Kalenders, wobei die terminlichen Abweichungen durch den Umstand bedingt sind, dass jedes Sonnenjahr ca. 6 Stunden länger als die 365 Tage des Kalenderjahres ist und man durch diese Wechsel eine Angleichung schaffen wollte.

Wann ist der Tag länger als die Nacht?
Wintersonnenwende – der kürzeste Tag und die längste Nacht des Jahres. Kuriose Feiertage – 21./22. Dezember © Dietmar Giese – Bild 2

Was ist die Wintersonnenwende?

Die Wintersonnenwende markiert den Beginn des astronomischen Winters. Denn zu diesem Zeitpunkt erreicht die Sonne im Jahreslauf den tiefsten Stand mit Blick auf den Meridiandurchgang bzw. Himmelsäquator der Erde.

Dies ist zugleich auch die längste Nacht bzw. der kürzeste Tag des Jahres, da der Großteil der täglichen Sonnenbahn von der Erde aus unterhalb des Horizonts liegt. Kurzum, länger dunkel ist es an keinem anderen Tag des Jahres. Besonders deutlich lässt sich dieses Phänomen am Polarkreis beobachten, wo während der Wintersonnenwende kein Sonnenaufgang stattfindet. Hier liegt die Laufbahn der Sonne vollständig unterhalb der Horizontlinie.

Dazu noch zwei Anmerkungen: Trotz der ganzen Dunkelheit gibt es aber auch eine gute Nachricht. Denn ab der Wintersonnenwende werden die Tage auch wieder länger, da die Erde weiter wandert und sich die Nordhalbkugel der Sonne bis zur Sommersonnenwende im Juni nähert.  Dieser Umstand begründet dann auch, weshalb zahlreiche antike und frühmittelalterliche Kulturen die Sonnenwende als wichtiges Datum im Jahreskalender feierten. Zwar nicht immer genau an diesem Dezember-Termin definitiv aber mit dem oben skizzierten Aspekt der Tageslänge.

Dies spiegelt sich übrigens auch noch im christlichen Weihnachtsfest wider, das nach wie vor kurz nach der eigentlichen Wintersonnenwende im Kalender steht (siehe dazu auch den Beitrag zum Beginn der Rauhnächte am 24. Dezember). Immerhin fiel bis zur Einführung des Julianischen Kalenders die Wintersonnenwende auf der Nordhalbkugel als fester Termin immer auf das Datum des 25. Dezember. Aber auch in der Gegenwart gibt es noch zahlreiche Traditionen, die an die Dezember-Sonnenwende gekoppelt sind. So begeht man in Japan dieses flexible Datum als das sogenannte das japanische Feuerlauf-Fest Hiwatari Matsuri.

Weiterhin ist der kürzeste Tag des Jahres nicht mit dem frühesten Sonnenuntergang bzw. spätesten Sonnenaufgang gleichzusetzen. Diese erfolgen aufgrund der sogenannten Zeitgleichung (= Differenz zwischen wahrer Sonnenzeit und mittlerer Ortszeit) jeweils zehn Tage vorher bzw. später.

Wann ist der Tag länger als die Nacht?
Wintersonnenwende – der kürzeste Tag und die längste Nacht des Jahres. Kuriose Feiertage – 21./22. Dezember © Dietmar Giese – Bild 3

Wann ist der kürzeste Tag bzw. die längste Nacht des Jahres?

Wirft man einen Blick auf die kalendarische Verteilung des konkreten Datums, so verteilt sich die Wintersonnenwende in der mitteleuropäischen Zeitzone etwa gleich auf den 21. und 22. Dezember. Bis 2099 wird hier aber der 21. Dezember der häufigere Termin sein, erst im nächsten Jahrhundert wird sich dies wieder ausgleichen.

Die Wintersonnenwende fällt gegenwärtig etwa gleich häufig auf den 21. und 22. Dezember; der 21. wird künftig häufiger werden. Damit sich aber niemand beschweren kann, er/sie hätte nichts davon gewusst, gibt es im Folgenden eine Übersicht der genauen Termine für die längste Nacht bzw. den kürzesten Tag des Jahres inkl. dem jeweiligen Wochentag und der jeweils konkreten MEZ-Uhrzeit:

  • 2017: Donnerstag 21. Dezember – 17:27 MEZ
  • 2018: Freitag, 21. Dezember – 23:22 MEZ
  • 2019: Sonntag, 22. Dezember – 05:19 MEZ
  • 2020: Montag, 21. Dezember – 11:02 MEZ
  • 2021: Dienstag, 21. Dezember – 16:59 MEZ
  • 2022: Mittwoch, 21. Dezember – 22:48 MEZ
  • 2023: Freitag: 22. Dezember – 04:27 MEZ
  • 2024: Samstag: 21. Dezember – 10:20 MEZ
  • 2025: Sonntag, 21. Dezember – 16:03 MEZ
  • 2026: Montag, 21. Dezember – 21:50 MEZ
  • 2027: Mittwoch, 22. Dezember – 03:42 MEZ
  • 2028: Donnerstag, 21. Dezember – 09:19 MEZ
  • 2029: Freitag, 21. Dezember – 15:14 MEZ
  • 2030: Samstag, 21. Dezember – 20:09 MEZ

In diesem Sinne: Auch wenn der Blick aus dem Fenster mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit eher nass-trübes Winterwetter zeigt, gibt es Anlass zur Hoffnung. Denn ab heute nähern wir uns definitiv wieder der helleren Periode im Kalender an. Zumindest hier auf der nördlichen Hemisphäre (siehe dazu auch den Beitrag zum bundesweiten Tag des Einbruchschutzes am Termin der Umstellung auf die Winterzeit). Bis dahin können wir uns aber auch Zeit mit so großartigen Anlässen wie dem Welttag des Schneemanns (engl. World Day of Snowman) am 18. Januar vertreiben.

Und wer damit nicht so viel anfangen kann, für den/die bietet der 21. Dezember mit dem Tag der gewonnen Phileas Fogg-Wette (engl. Phileas Fogg wins a Wager Day), dem Nicht-das-Bett-machen-müssen-Tag (engl. Don’t make your Bed Day), dem Tag des Kreuzworträtsels (engl. Crossword Puzzle Day) oder dem National Flashlight Day (dt. Tag der Taschenlampe) eine ganze Reihe kalendarischer Alternativen. Inwieweit diese inhaltlich passen, überlasse ich aber der Fantasie der Leserschaft. ;)

An dieser Stelle auch noch einen ganz herzlichen Dank an meine Eltern, die mir die Fotos für den heutigen Beitrag zur Verfügung gestellt haben.

In diesem Sinne, Euch allen eine tolle Wintersonnenwende. :)

Weitere Informationen und Quellen zur Dezember-Sonnenwende