Wie viele steuern zahlt man in der schweiz

Die Schweizer Gehälter sind hoch. Wer in der Alpenrepublik arbeitet, verdient je nach Branche mehr als doppelt so viel wie in Deutschland. Dass immer mehr Menschen die Chance nutzen und sich einen Arbeitsplatz in der Schweiz suchen, zeigen die Zahlen. Allein aus Deutschland pendelten im Jahr 2020 mehr als 62.000 Menschen in den Nachbarstaat. Das zeigt die Grenzgängerstatistik des Bundesamts für Statistik der Schweizerischen Eidgenossenschaft.

Der Chemielaborant Christof ist einer von Ihnen. Er arbeitet in einer großen Pharmafirma in Basel, lebt aber mit seiner Familie in der nahe gelegenen baden-württembergischen Stadt Lörrach. Täglich pendelt er mit der Bahn über die Grenze.

Einkommensteuer an den deutschen Fiskus

Für Christof als Grenzgänger ist wichtig zu wissen: Die Regeln zur Besteuerung der Löhne in der Schweiz sind kompliziert, insbesondere weil die Schweiz nicht Mitglied der Europäischen Union (EU) ist. Das sogenannte Doppelbesteuerungsabkommen hält die steuerlichen Besonderheiten für Grenzgänger fest. Ein wichtiges Gesetz darin besagt, dass das Gehalt vom Wohnsitzstaat besteuert wird und nicht wie in vielen EU-Ländern üblich, von dem Staat, in dem der Arbeitsplatz liegt. Wer regelmäßig in der Schweiz arbeitet und in Deutschland lebt, zahlt die Einkommensteuer also an das deutsche Finanzamt.

Die Schweiz behält 4,5 Prozent vom Gehalt ein

Trotzdem muss Christof auch in der Schweiz Steuern zahlen: Denn der Staat behält vom Bruttoarbeitslohn jedes Grenzgängers eine Steuer in Höhe von 4,5 Prozent ein, die sogenannte Quellensteuer. Dieser Betrag wird dann in Deutschland auf Christofs Einkommensteuer angerechnet.

Für Beamte und Angestellte des Öffentlichen Dienstes, die täglich in die Schweiz pendeln, gibt es keine Sonderregelung. Sie werden, genau wie alle anderen Schweizer Grenzgänger/innen auch, in Deutschland besteuert und entrichten in der Schweiz lediglich die Quellensteuer von 4,5 Prozent.

Doch Vorsicht: Christof muss seinem Arbeitgeber in der Schweiz eine Ansässigkeitsbescheinigung vom deutschen Finanzamt vorlegen, ansonsten behält das Schweizer Finanzamt den vollen Steuerbetrag ein. Das Einkommen und die von der Schweiz einbehaltene Steuer trägt Christof in Anlage N seiner Steuererklärung ein. Zusätzlich muss er, wie jeder Schweizer Grenzgänger aus Baden-Württemberg, die Anlage N-Gre ausfüllen.

In der Steuererklärung werden die Beträge nicht in Euro, sondern in Schweizer Franken eingetragen. Das deutsche Finanzamt übernimmt dann automatisch eine jahresbezogene Umrechnung in Euro, die sich an dem Wechselkurs orientiert, der in dem Jahr galt, als das Einkommen erzielt wurde. Das hat folgenden Effekt: Steigt der Schweizer Franken, so steigt auch der Steuersatz in Deutschland.

Die Rente für Schweizer Grenzgänger/innen

Alle, die in der Schweiz arbeiten, zahlen automatisch Beiträge in die Rentenkasse der Eidgenossen. Generell unterscheidet man in der Schweiz zwischen der verpflichtenden staatlichen Vorsorge im Rahmen der Alters- und Hinterlassenenversicherung (AHV) und der beruflichen Vorsorge (BVG) über die Arbeitgeberin oder den Arbeitgeber, die je nach Gehaltsniveau ebenfalls verpflichtend ist. Die letztere Versicherung wird auch als Pensionskasse bezeichnet.

Die Rentenreform 2005 in Deutschland hat auch für Schweizer Grenzgänger Änderungen mit sich gebracht: Alle Zahlungen aus den Schweizer Rentenkassen sind vom Prinzip der sogenannten nachgelagerten Besteuerung betroffen. Christofs Rente wird also bei der Auszahlung in seiner Heimat nach bestimmten Regeln besteuert.

Immerhin kann Christof die gezahlten Beiträge in die staatliche Vorsorge und die Pensionskasse als Sonderausgaben bei der Steuererklärung angeben und absetzen. Das gilt unter bestimmten Umständen auch für die von der Schweizer Firma geleisteten Zahlungen zur Altersvorsorge. Und ebenso werden die Beiträge für die Schweizer Kranken-, Pflege- und Arbeitslosenversicherung als Sonderausgaben vom Finanzamt anerkannt. 

Sie arbeiten in der Schweiz und leben in Deutschland? Dann sollten Sie sich von einer VLH-Beratungsstelle die Steuererklärung machen lassen, die sich mit dem Thema auskennt. Einige unserer Beraterinnen und Berater in der Grenzregion haben sich deshalb darauf spezialisiert. Über unsere Beratersuche finden Sie auch eine Beratungsstelle in Ihrer Nähe. Rufen Sie dort einfach an und fragen Sie nach!

Dies ist ein redaktioneller Text des Redaktionsteams der VLH. Es erfolgt keine Beratung zu Themen, die außerhalb der steuerlichen Beratungsbefugnis eines Lohnsteuerhilfevereins liegen. Eine Beratungsleistung im konkreten Einzelfall kann nur im Rahmen der Begründung einer Mitgliedschaft und ausschließlich innerhalb der Beratungsbefugnis nach § 4 Nr. 11 StBerG erfolgen.

Unsere Gesellschaft hat viel von den Reichen. Vor allem wegen der Steuern und der AHV.

In der Schweiz sind die Einkommensteuern der grösste Posten bei den Einnahmen für die Staatskasse. Daneben gibt es weitere Steuern wie Vermögens-, Mehrwert-, Tabak- oder Motorfahrzeugsteuer.

Mit dem Geld finanziert der Staat Leistungen, die allen zugutekommen: Schulen, Strassen, Spitäler, den öffentlichen Verkehr, die Sozialwerke. Und aktuell auch Kredite und Hilfszahlungen in der Corona-Krise.

Wer zahlt wie viel?

Der Ökonom Christian Frey arbeitet für den Wirtschaftsdachverband Economiesuisse und an der Uni Luzern. Er hat untersucht, wie viel Reiche zur Finanzierung des Staates und damit zum gesellschaftlichen Wohlstand beitragen.

2017 wurden rund 57 Milliarden Franken an Einkommensteuern gezahlt. Mehr als die Hälfte davon kommt von den 10 Prozent Reichsten. Die reichsten 1 Prozent zahlen 24 Prozent der gesamten Steuerzahlungen.

Dieses reichste Prozent sind gut 50’000 Steuerpflichtige. Deren steuerbares Einkommen beträgt mindestens 330'000 Franken. Beim reichsten Promill beträgt es mindestens 4,5 Millionen Franken, dürfte im Durchschnitt aber deutlich höher liegen.

Die reichsten 1% zahlen mehr als die ärmsten 50%

Die Schweiz hat bei den Steuern eine Progression eingebaut. Dadurch gilt: wer mehr verdient, zahlt auch mehr Steuern – und zwar überproportional mehr.

Der Anstieg der Steuern bei den hohen Einkommen ist je nach Kanton unterschiedlich, aber ungefähr gilt: Wer 200'000 Franken verdient, zahlt nicht doppelt so viel Steuern wie der oder die mit 100'000 Franken, sondern mindestens dreimal so viel. Je weiter es nach oben geht, um so steiler der Anstieg der Steuern.

Umverteilung via AHV

Auch bei den Sozialwerken profitiert die Gesellschaft von den Reichen. Besonders deutlich ist das bei der Altersvorsorge AHV. Ökonom Christian Frey spricht hier von einer «Hochlohnsteuer»: Allen wird ein fixer Prozentsatz vom Lohn abgezogen, egal ob jemand 80'000 Franken pro Jahr verdient oder 1 Million.

Aber im Alter bekommt der Millionär keine höhere AHV-Rente als die Person mit 80’000 Franken – obwohl der Vielverdienener ein Berufsleben lang viel mehr einbezahlt hat. Die Beiträge sind nicht gedeckelt, die Renten aber schon: derzeit gibt es maximal 2370 Franken pro Monat für Alleinstehende.

Lange gab es in allen Kantonen eine Erbschaftssteuer. Erst in den letzten Jahren wurde sie vielerorts abgeschafft oder stark reduziert. Jetzt gibt es Diskussionen, ob sie auf Bundesebene wieder eingeführt werden sollte.

Befürworter argumentieren, es sei die schmerzloseste Steuer – und sie stehe einer Leistungsgesellschaft gut an, weil eine Erbschaft einem zufällt, ohne dass man etwas dafür tut.

Vorbehalte formulieren Unternehmerinnen und Unternehmer: Erbschaftssteuern könnten für ein Familienunternehmen zum Problem werden, wenn viel Kapital in einer Firma gebunden ist.

Politische Diskussionen

Ob Reiche mehr Steuern zahlen sollten, ist letztlich eine politische Frage. Und es ist immer auch eine Gratwanderung. Ein intelligent aufgebautes Steuersystem nimmt die Reichen in die Pflicht – ohne sie zu vertreiben.

Sind die Steuern zu hoch, riskiert man, dass die Reichen wegziehen. Damit würden auch die erwünschten Steuerbeiträge wegfallen.

Wie viele steuern zahlt man in der schweiz

Economiesuisse-Ökonom Christian Frey argumentiert, der Mittelstand müsste viel mehr Steuern zahlen, wenn es die Reichen nicht gäbe. Andere sagen, die Schweiz habe viel zu bieten – wer ein paar hundert Millionen habe, würde nicht gleich wegziehen, wenn man die Steuern ein bisschen erhöhe.

Reiche haben es gut in der Schweiz – aber die Schweiz hat auch viel von ihren Reichen. Ohne deren Steuerbeitrag wäre unser Wohlstand deutlich geringer.

Sendung: Radio SRF 2 Kultur, Kontext, 25.11.2020, 09:02 Uhr.