Welche disziplinen zählt man heute zum fünfkampf

Welche disziplinen zählt man heute zum fünfkampf

© dpa 14.08.2007, 16:33 Uhr Dagny Lüdemann

WM-Serie, Teil 4: Fünfkämpfer Sebastian Dietz reitet trotz mancher Stürze und einer Pferdehaar-Allergie. Das Glück ist in dieser Disziplin ein entscheidender Faktor.

Am Donnerstag beginnt in Berlin die Weltmeisterschaft im Modernen Fünfkampf. Sechs Tage lang werden sich die Athleten auf dem Olympiagelände im Schießen, Fechten, Schwimmen, Reiten und Laufen messen. Bis es losgeht, erklärt jeden Tag ein deutscher Fünfkämpfer eine der Disziplinen. Heute: Der Berliner Sebastian Dietz, 33, übers Reiten.

Wenn es beim Reiten mal nicht so gut läuft, nimmt Sebastian Dietz das mit Humor. Beim Worldcup-Finale in Uppsala warf ihn das Pferd wenige Meter vor dem schwedischen König in den Dreck. „So habe ich dem König unfreiwillig die Ehre erwiesen und den Boden vor ihm geküsst“, erzählt der Berliner Fünfkämpfer und lacht.

Den Fünfkämpfern werden die Pferde vor den Wettkämpfen zugelost. So sollen eigentlich Ungerechtigkeiten ausgeglichen werden. Vor dem Start haben die Athleten 20 Minuten Zeit, sich an das Tier zu gewöhnen – und umgekehrt. „Wenn man Glück hat, bekommt man ein Pferd, das mit unterschiedlichen Reitern umgehen kann und wie von selbst über die Hindernisse springt,“ sagt Sebastian Dietz. Doch man kann auch Pech haben – wie der Berliner bei seinem Abwurf in Schweden.

„Das Problem bei meinem Sport ist, dass man gleich fünf verschiedene Disziplinen hinbekommen muss“, weiß Dietz. Oft reiche ein einziges Defizit und man könne die Karriere als Leistungssportler im Modernen Fünfkampf vergessen. Sebastian Dietz hat sein Defizit definitiv im Reiten.

Dass Dietz diese Disziplin nicht mag, hat auch persönliche Gründe. „Ich habe eine Pferdehaar-Allergie und muss jedes Mal vor dem Wettkampf Medikamente dagegen nehmen“, erzählt er. Dennoch hat es der Berliner an die Weltspitze geschafft. Und 2006 wurde er Deutscher Meister.

Eigentlich machen nur Enthusiasten Fünfkampf – so sieht es jedenfalls Sebastian Dietz, der bei einer Bank arbeitet und so seinen Sport selbst finanzieren kann. „Mein Arbeitgeber ist sehr flexibel und stellt mich für Wettkämpfe und Trainingslager frei. So kann ich Beruf und Sport gut vereinbaren“, sagt Dietz. Trotzdem müsse man als Fünfkämpfer immer einen schwierigen Spagat zwischen Sport und Beruf hinbekommen – das sei in anderen Sportarten, zum Beispiel im Fußball, ganz anders. „Als Fünfkämpfer zahlt man in Deutschland eher drauf“, sagt er. Um sein BWL-Studium mit dem Training vereinbaren zu können, hat der 33-Jährige bis zur Diplomarbeit bei seinen Eltern gewohnt. „Anders hätte ich das nicht finanzieren und organisieren können“, sagt er. Trotz allem macht ihm der Sport auch nach 20 Jahren noch Spaß. „Gerade wegen der Hürden sind Fünfkämpfer besondere Sportler, denn sie tun es wirklich aus Überzeugung.“

Bei der Weltmeisterschaft in Berlin setzt Dietz auf seine Stärke: das Schießen. „Weil ich das am besten kann, ist der Druck im Wettkampf aber besonders groß.“ Bis Sonntag hat er sich im Trainingslager in Polen auf die WM vorbereitet. Für Olympia muss er sich noch qualifizieren. Vielleicht klappt es ja diesmal mit einem gnädigen Pferd.

Morgen: Laufen


Der Moderne Fünfkampf ist eine Sportart, die von Pierre de Coubertin entwickelt wurde. Nach der Entfernung des "antiken Fünfkampfes" aus dem olympischen Programm sollte der Moderne Fünfkampf eine Alternative bieten, die in besonderem Maße die Vielseitigkeit der Athleten überprüfen sollte. Seit den V. Olympischen Spielen 1912 in Stockholm ist der Moderne Fünfkampf teil des offiziellen Wettkampfprogramms.

Die Disziplinen entstammen einem Mythos, demnach ein Bote eine wichtige Nachricht durch Feindesland transportieren musste. Das erste Stück des Weges ritt er auf einem gefundenen Pferd durch Gelände und musste dabei zahlreiche Hindernisse überwinden. Als er auf Feinde traf, duellierte er sich mit ihnen mit Degen und Pistole. Danach schwamm er durch einen Fluss, und das letzte Stück legte er laufend zurück.

Zu Beginn des 20. Jahrhunderts waren die Diziplinen sehr stark dem Mythos angepasst, geritten wurde ein Geländeritt, geschossen wurde auf bewegliche Ziele und der Wettkampf dauerte 5 Tage. Im Laufe der Zeit wurden der Wettkampf immer wieder verändert, heute werden alle 5 Disziplinen meist an einem Tag durchgeführt. Außerdem wird heutzutage nur noch eine Springprüfung geritten und geschossen wird mit Laserpistolen in zuschauerfreundlichem Umfeld.

Weiterführende Informationen zur Geschichte des Modernen Fünfkampfs finden Sie unter anderem auf den Homepages des Deutschen Verbands für Modernen Fünfkampf (DVMF) und des internationalen Verbands UIPM.

Disziplinen des Modernen Fünfkampf

Heute besteht der Moderne Fünfkampf aus den folgenden Disziplinen:

Schwimmen

Beim Modernen Fünfkampf schwimmt man 200 m Freistil. Die Jugendlichen und die Masters brauchen nur 100m oder sogar nur 50m schwimmen. In den Staffelwettbewerben, die noch keine anerkannte olympische Disziplin sind, starten jeweils zwei Athleten, die dann die Hälfte der Schwimmstrecke absolvieren.
Damit man die Leistung mit den anderen Disziplinen vergleichen kann, wird die erzielte Zeit in Punkte umgerechnet. Für eine erreichte Zeit von 2:30 erhält man 250 Punkte. Jugendliche unter 15 Jahren bekommen für eine Zeit von 1:20 auf 100 m Freistil 250 Punkte. Jede halbe Sekunde schneller oder langsamer wird mit 1 Punkt angerechnet bzw. abgerechnet.

Fechten

Gefochten wird mit einem elektrischen Degen, jeder ficht gegen jeden. Es wird nur auf einen Treffer gefochten, Doppeltreffer werden annuliert. Die Fechter haben in einer Minute reine Gefechtszeit die Möglichkeit einen Treffer zu erzielen. Bei Zeitablauf erhalten beide eine Niederlage.
Jeder Sieg wird abhängig von der Gesamtzahl der Gefechte in Punkte umgerechnet. Für 70 % Siege erhält ein Fechter 250 Punkte, für jeden Sieg mehr oder weniger entsprechend mehr oder weniger Punkte. Bei internationalen Wettkämpfen wird in einer Vorausscheidung eine Platzierung der Fechter ermittelt, im Finale finden dann wesentlich weniger Gefechte statt, um den zeitlichen Umfang des Wettkampfs zu reduzieren. Dort können in einer Extrarunde Bonuspunkte erzielt werden.

Reiten

Geritten wird auf zugelosten Pferden, in einem Parcours mit 12 Hindernissen, dabei ist auch eine 2-fache und eine 3-fache Kombinationen. Ein Athlet kann sich im Vorfeld der Springprüfung 20 Minuten lang mit seinem Pferd "anfreunden" und es probereiten. Nach maximal sechs Probesprüngen wird es ernst. Je nach Altersklasse müssen im Parcour Hindernisse von 90cm bis 1,20m bewältigt werden. Jede Reiterin oder jeder Reiter startet mit 300 Punkten. Für jeden Fehler oder eine Zeitüberschreitung gibt es Punktabzüge. Aus Sicherheitsgründen gehört Reiten erst ab der A-Jugend (ab 17 Jahren) zum offiziellen Wettkampf.

Laser-Run (Laufen und Schießen)

Die Kombinationsdisziplin Laser-Run ist die jüngste Neuerung im Modernen Fünfkampf. Sie wurde insbesondere zur Steigerung der Attraktivität der Sportart entwickelt. Der Ablauf ähnelt der Wintersportart Biathlon. Die Athleten starten mit dem Wettkampf im unmittelbarer Nähe zum Schießstand, um dort mit einer Laserpistole auf 10m Entfernung die Scheibe zu treffen. Es darf hierbei so oft geschossen werden wie nötig ist, um fünf mal ins Schwarze (Ø59,5mm) zu treffen. Anschließend laufen sie 800m im Gelände um wieder zum Schießstand zu kommen. Insgesamt wird diese Abfolge aus Schießen und Laufen viermal absolviert. Eine Leistung von 13:20 wird mit 500 Punkten bewertet. Pro Sekunde schneller oder langsamer wird ein Punkt dazuaddiert oder abgezogen. Ähnlich der Verfolgung beim Biathlon wird die Disziplin mit Handycap ausgetragen. Der nach drei Disziplinen Führende darf zuerst starten, die anderen Wettkämpfer folgen in einem zeitlichen Abstand, der ihrem Punkterückstand aus den bisherigen Wettkämpfen entspricht. Derjenige, der zuerst durchs Ziel läuft, hat den Wettkampf gewonnen. Die Kinder unter 15 Jahren starten nicht im Laser-Run, sondern schießen und laufen gesondert. Das Schießen ist bei den Kindern auf Präzision ausgelegt und wird meist beidhändig durchgeführt. Es werden hier auch Schüsse gewertet, die nicht ins Schwarze gehen. Das Laufen wird später auf einer Strecke von 800m bzw. 1600m ausgetragen, ohne Handycap.

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Der Moderne Fünfkampf wurde vom "Vater der olympischen Spiele der Neuzeit", Baron Pierre de Coubertin, entwickelt und ist seit 1912 olympische Sportart. Der Moderne Fünfkampf ist zwar seit mehr als 100 Jahren Olympische Sportart, hat sich aber seit dem immer wieder verändert und ist heute eine Sportart, die von den Athleten Ausdauer, Schnelligkeit, Koordination, Adaption und mentale Stärke verlangt. Der Moderne Fünfkampf verbindet sehr unterschiedliche und oft konträre Sportarten miteinander. Zu den athletischen Disziplinen Schwimmen und Laufen gesellen sich das von der Konzentrationsfähigkeit bestimmte Schießen und das die schnelle Aktion und Reaktion verlangende Fechten. Praktisch als Krönung muss der Athlet dann beim Reiten Mut und Einfühlungsvermögen auf einem zugelosten Pferd beweisen.
Bereits im jungen Alter kann mit dem Training begonnen werden. Mit Laufen und Schwimmen bestreiten die Kinder und Jugendliche zwei sehr gängige Sportarten, die jedes Kind beherrschen sollte. Es folgt das Schießen, welches mit Laser-Pistolen im Wettkampf absolviert wird. Als nächste Disziplin auf dem Weg zum Fünfkämpfer ist das Fechten und als letzte Sportart gesellt sich das Reiten dazu. So können sich die jungen Sportler langsam an die steigenden Anforderungen gewöhnen und werden gleichzeitig immer vielseitiger.  

Welche disziplinen zählt man heute zum fünfkampf

Seit 2009 wird das Schießen zusammen mit dem Geländelauf als Kombinationsdisziplin mit Handicapstart (wobei der bisher Beste zuerst startet) durchgeführt.

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Welche disziplinen zählt man heute zum fünfkampf

Durchreiten eines 350 bis 400 m langen Parcours mit 12 Hindernissen. Dabei werden die Pferde vom Veranstalter gestellt und den Athleten zugelost. 

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200 m Freistilschwimmen. Eine Zeit von 2:30 Min. ergibt 250 Punkte. Je 0,5 Sekunden darüber oder darunter ergeben 1 Punkt mehr oder weniger. 

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Degenfechten jeder gegen jeden; ein Treffer genügt zum Sieg innerhalb einer Minute, sonst bekommen beide Fechter eine Niederlage (=Doppelniederlage). 

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