Wie viele Vogelarten gibt es auf der Welt

Mittwoch, 19. Mai 2021: Ein australisches Forscherteam hat berechnet, wie viele verschiedene Vogelarten weltweit zu finden sind – von vielen Arten gibt es nur noch sehr wenige. 

Anmerkung: Auf dem Bild siehst du Bernsteinseeschwalben und ein Junges in einem Schutzgebiet.

Laut einer Rechnung australischer Forscherinnen und Forscher gibt es 50 Milliarden Vögel auf der Erde. Das klingt für dich vielleicht erstmal nach viel. Dabei musst du aber beachten, dass es ganz viele unterschiedliche Vogelarten gibt. Das Forscherteam fand heraus, dass viele Arten selten bis sehr selten auf der Erde zu finden sind. Nur von insgesamt vier aller Vogelarten gibt es mehr als eine Milliarde Tiere.  

Das sind:  

  • der Haussperling (du kennst ihn bestimmt auch als Spatz)
  • der Star
  • die Ringschnabelmöwe
  • die Rauchschwalbe  

Von zwölf Prozent der Vogelarten gibt es nur noch eine sehr geringe Anzahl an Tieren (unter 5000). Zum Beispiel schwinden die Bernsteinseeschwalbe, der Braunbauch-Dickichtvogel und die Trommelralle. Das Laufhühnchen wurde nur noch 100-mal auf der Welt gezählt und auch die Kiwis gehören zu der Vogelfamilie mit dem geringsten Vogelbestand.   

Das ist ein Kiwi.

Wie wurde gezählt?

Das australische Forscherteam von der University of New South Wales in Sydney dokumentierte in bestimmten Bereichen die Verbreitung einzelner Vogelarten. Natürlich konnten sie nicht alleine Milliarden an Vögeln zählen. Deshalb kombinierten sie ihre Daten mit den Beobachtungen vieler Nutzerinnen und Nutzer einer Internetdatenbank (eBird), in der Vogelsichtungen eingetragen werden. So wurden Vögel, die in der Umgebung von Menschen brüten, auch häufiger gesichtet, als Vögel, die in abgelegenen Gebieten nisten.

Auf diese Art und Weise Tiere zu beobachten ist wichtig für unsere Ökosysteme, meinen die Forscherinnen und Forscher. Sie sprechen dabei von der Mithilfe von “Bürgerwissenschaftlerinnen und Bürgerwissenschaftler”. Das Forscherteam wünscht sich die Beteiligung von jeder Person, die Tiere beobachten kann - ob im eigenen Garten oder bei einem Spaziergang im Wald. So könnte vielerorts kontrolliert werden, ob Tierarten bestehen bleiben oder zurückgehen.  

Beobachtest du manchmal Vögel und kannst du sie voneinander unterscheiden? 

Ein Fernglas, eine Kamera und etwas Geduld. Weltweit verbringen Menschen ihre Freizeit in der Natur, um Vögel zu beobachten. Schon im 18. Jahrhundert war das Hobby vor allem in Großbritannien beliebt, in den letzten Jahren ist es zu einem globalen Trend geworden. Durch die Digitalisierung werden die Sichtungen mittlerweile systematisch erfasst, ein Segen für Vogelforscher. Sie erhalten Zugang zu Beobachtungsdaten aus aller Welt. Damit lassen sich etwa Schätzungen zur Verbreitung aller bekannten Vogelarten anstellen. Das hat das Team um Corey T. Callaghan von der australischen Universität Neusüdwales für seine soeben im Fachmagazin „Proceedings of the National Academy of Science“ erschienene Studie gemacht.

Wie viele Vogelarten gibt es auf der Welt
Corey T. Callaghan Spitzschopftauben, ein in Australien beheimatete Taubenart

Verwendet wurden Vogelbeobachtungen von 2010 bis 2019, die auf der internationalen Birdwatching-Seite eBird von 600.000 Menschen gesammelt wurden. Die Plattform wird vom Cornell Lab of Ornithology betrieben. Auf dieser Basis haben Callaghan und Co. die Verbreitung von 9.700 Vogelarten hochgerechnet, das sind mehr als 90 Prozent aller bekannten Vögel. Dafür haben sie einen eigenen Algorithmus entwickelt, der unter anderem auch berücksichtigt, wie gut einzelne Vogelarten zu beobachten sind, etwa die Größe und Farbe der Tiere und ob sie in Schwärmen oder Stadtnähe leben.

Vier Arten dominieren

Nur vier Arten zählen laut den Studienautoren zum „Club der Milliardäre“: Der Spatz oder Haussperling steht mit 1,6 Milliarden Exemplaren an der Spitze dieser exklusiven Liste, dahinter folgt der Star mit 1,3 Milliarden Individuen, von der Ringschnabelmöwe gibt es 1,2 Milliarden und von der Rauchschwalbe 1,1 Milliarden Stück. „Es war sehr überraschend, dass so wenige Arten die Gesamtzahl dominieren“, meint Callaghan dazu in einer Aussendung. Dabei frage man sich: „Was hat die Arten wohl so hypererfolgreich gemacht?“

Wie viele Vogelarten gibt es auf der Welt
Corey T. Callaghan Ein Spatz – der weltweit häufigste Vogel

Die allermeisten Vogelpopulationen seien allerdings deutlich spärlicher bestückt. Von etwa einem Zehntel aller Arten gebe es weniger als 5.000 Exemplare. Bei einzelnen Arten fällt die Schätzung noch geringer aus: Beim australischen Schwarzbrust-Laufhühnchen kommen die Forscher gar auf nur hundert verbliebene Vertreter. Selten sind auch Vögel aus den Familien der Kiwis (3.000) und der Stelzenrallen (154.000).

Das Beziffern der Häufigkeit einer Art sei ein entscheidender erster Schritt für deren Erhaltung, schreiben die Forscher. „Indem wir richtig zählen, was da draußen ist, lernen wir, welche Arten anfällig sein könnten, und können verfolgen, wie sich diese Muster im Laufe der Zeit ändern“, erklärt Erstautor Corey Callaghan. Wenn eine Populationszahl sinke, könne das eine Alarmglocke für die Gesundheit des Ökosystems sein, in dem diese Art vorkommt. Die Studienautoren plädieren daher für mehr Naturschutz, damit auch kleinere Vogelpopulationen und die Vielfalt der gefiederten Tiere erhalten bleiben.

Die Wissenschaftler und Wissenschaftlerinnen aus Australien haben natürlich nicht wirklich jeden Vogel weltweit gezählt. Sie nahmen Zahlen, die andere Wissenschaftler bereits herausgefunden hatten. Außerdem nutzten sie auch Zahlen von Menschen, die weltweit Vögel beobachtet haben und das dann im Internet aufgeschrieben haben. Mit diesen gesammelten Zahlen haben die Wissenschaftler dann ausgerechnet, wie viele Vögel es weltweit geben könnte. Und das Ergebnis: Rund 50 Milliarden Vögel gibt es auf der Erde. Zum Vergleich: Es gibt rund 7,8 Milliarden Menschen. Das heißt, auf jeden Menschen kommen sechs Vögel.

Weltweit gibt es etwa 50 Milliarden Vögel.
Quelle: imago

Der Spatz heißt auch Haussperling und ist auch in Deutschland der häufigste Vogel.
Quelle: Lukas Schulze/dpa

Keine große Überraschung: Am häufigsten weltweit gibt es den Spatz. Auf Platz zwei landet der Star und auf Platz drei die Ringschnabelmöwe.

Der Kiwi ist ein Vogel, kann aber nicht fliegen.
Quelle: dpa

Viel wichtiger war den Wissenschaftlern und Wissenschaftlerinnen aber herauszufinden, welche Vögel es nicht mehr so häufig gibt. Denn nur so können sie rechtzeitig erkennen, welche Vogelarten besser geschützt werden müssen. Zu den Verlierern der Zählung gehören Kiwis. Von den neuseeländischen Vögeln gibt es nur noch etwa 3.000. Auch selten geworden sind die Stelzenrallen. Nur noch 154.000 dieser Vögel aus Madagaskar leben noch.

Naturschützer machen sich Sorgen um die Feldlerche
Quelle: imago

Vor allem um die Feldvögel machen sich deutsche Naturschützer und -schützerinnen Sorgen. In Deutschland gibt es nämlich schon seit einigen Jahren viel weniger Vögel, die auf Feldern oder Wiesen leben, wie zum Beispiel die Feldlerche oder der Kiebitz. Das liegt daran, dass es immer weniger natürliche Felder und Wiesen gibt. So finden die Vögel auch immer weniger Platz zum Leben und auch weniger Futter.

  • Vögel sind für unsere Umwelt super wichtig, denn sie haben gleich mehrere Jobs: Sie fressen Insekten oder im Fall einiger Greifvogelarten sogar Mäuse. So sorgen sie dafür, dass es weniger Schädlinge gibt, die Pflanzen angreifen.

  • Viele Vogelarten helfen auch dabei, dass neue Pflanzen entstehen: Sie fressen Früchte und Beeren und tun dann das, was alle Lebewesen tun: Ka ... ähäm - Verdauen! In ihrem Vogelkot hinterlassen die Vögel die Samen der Pflanzen. So verteilen verschiedene Vogelarten alle möglichen Pflanzensamen, aus denen dann Neues wachsen kann.

  • Und nicht zu Vergessen: Vogelgezwitscher tut gut! Naturgeräusche wie Wasser, Wind oder auch der Gesang von Vögeln kann beruhigend auf uns Menschen wirken und Stress reduzieren.

Diesen Text hat Katrin geschrieben.