Wie viele Elefanten gibt es noch 2022

Schon seit Jahrzehnten sorgt sich die Menschheit um die schwindende Zahl der afrikanischen Elefanten. Leider scheinen diese Sorgen jedoch zu keinem Ergebnis geführt zu haben, wie nun ein Team von Wissenschaftlern der Organisation „Elephants Without Borders” herausgefunden hat. Erst kürzlich machten sie sich auf, um die verbliebenen Elefanten in Afrikas Savanne zu zählen. Das Ergebnis viel noch dramatischer aus als sie erwartet hatten: Statt auf lebende Elefanten zu stoßen, fanden sie in vielen Parks Tierkadaver vor, deren Stoßzähne abgesägt wurden. In einem Park trafen sie gerade einmal auf 48 lebende Tiere. Und zählten gleichzeitig 280 tote Elefanten.

Schätzungen zufolge gibt es noch 352.271 afrikanische Elefanten (ausgenommen der Tiere, die in Namibia, dem Südsudan und der Zentralafrikanischen Republik leben). Damit könnten Elefanten die Dinosaurier der nächsten Generation werden: Kreaturen, die irgendwann einmal unsere Erde besiedelten und dann ausstarben. Es könnten bereits jetzt schon hunderte Elefanten mehr getötet worden sein, seitdem die Elefanten gezählt wurden.

Anfang des 20. Jahrhunderts besiedelten noch mehr als 20 Millionen Elefanten die Savannen Afrikas. Doch bis 1979 hat sich diese Zahl auf 1,3 Millionen Tiere verringert. Heute wäre man froh, wenn man nur annähernd so viele Tiere zählen würde wie noch 1979: die Anzahl ist in den letzten vier Jahrzehnten um über 70% gesunken.

Für diesen drastischen Einschnitt spielen mehrere Faktoren eine Rolle. Denn Elefanten sehen sich vielen Gefahren ausgesetzt. Die größte Gefahr stellt aber der Mensch dar. Denn die Elefantenherden verlieren  zusehends mehr natürlichen Lebensraum, da immer mehr Menschen die Erde bevölkern und der Klimawandel immer größere Auswirkungen zeigt. Hinzu kommen Gefahren durch Waffenkonflikte und natürlich Wilderei.

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Dabei sind Elefanten schlaue Tiere. Sie wissen genau, wann sich ihnen Gefahr nähert. Aufgrund gefährlicher Situationen flüchten sie häufig über Ländergrenzen, doch leider finden sie meist auch in ihrer neuen Heimat keinen sicheren Ort. Viele der Elefanten sind in den Norden Botswanas geflüchtet. Hier lebt mittlerweile die größte Anzahl aller Elefanten Afrikas. Doch aufgrund der geographischen Lage Botswanas ist es auch für Wilderer ein einfaches, ins Land zu kommen, da Botswana an drei weitere Länder grenzt.

Gleichzeitig hatte das Land mit einer der schlimmsten Dürreperioden zu kämpfen und hat Probleme, sich um die Elefantenherden zu kümmern. „Mittlerweile sind viele Elefanten aus angrenzenden Ländern zu uns nach Botswana geflüchtet und die Anzahl der Elefanten pro Quadratkilometer übt schon jetzt hohen Druck auf die Umwelt aus”, berichtet der Minister für Umwelt und Naturschutz.

Die Botswana Defense Force (die „Streitkräfte Botswanas“) hat für die Sicherung der Elefantenherden eine eigene Einsatztruppe ins Leben gerufen, die Wilderer aufspüren soll. Die Soldaten der Einsatztruppe haben sogar Schießbefehl, sollte sich ein Wilderer ihnen oder den Elefanten nähern. Doch häufig ziehen sich die Wilderer in angrenzende Länder zurück, bevor die Soldaten schießen können. Viele der Wilderer sind Mitglieder ehemaliger Sondereinsatztruppen aus Sambia, die nur zu gut wissen, wie sie auf Elefanten schießen müssen oder die Einsatztruppe Botswanas in Zaum halten. Andere Wilderer vergiften Wasserquellen und benutzen Speere, um die Elefanten zu erlegen. Oft hilft ihnen auch die lokale Bevölkerung, die wissen, wo sich die Elefanten aufhalten oder gegebenenfalls GPS-Geräte zur Aufspürung einsetzen.

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Die Wilderer und deren Helfer bekommen für das Aufspüren und Erlegen eines Elefanten oft nur wenige Hundert US-Dollar. Das Elfenbein ist auf dem Schwarzmarkt jedoch Tausende wert. Dass ein lebender Elefant für die Bevölkerung allerdings lukrativer sein würde, wird völlig übersehen. Denn ein lebender Elefant könnte mehr als das zehnfache durch Ökotourismus einbringen.

Leider wird auf nationaler Ebene noch immer zu wenig unternommen, um das Töten dieser großartigen Tiere aufzuhalten. Grund sind meist andere nationale Interessen. Manche Länder möchten keine strikteren Gesetze gegen das Wildern einführen, weil sie um den finanziellen Vorteil fürchten, den ihnen der ‚illegale’ Verkauf von Elfenbein in die Kasse spielt. Trotz der weltweit geführten Diskussionen und Bemühungen, Elefanten vor dem Aussterben zu schützen, ist das Vorgehen gegen Wilderer, die außerhalb des Gesetzes handeln, noch immer zu milde.

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Das Ergebnis der Elefantenzählung schockierte sowohl Wissenschaftler und die Öffentlichkeit als auch Regierungen. Bis jetzt wusste keiner über das verheerende Ausmaß. Hoffentlich werden die neuen Zahlen nun ein Umdenken bewirken, so dass die Elefanten in der afrikanischen Savanne doch noch eine Chance aufs Überleben haben.

Es scheint fast unmöglich zu sein, den Elefanten aus der Ferne zu helfen. Doch jeder kein ein kleines Stück zum Überleben der Elefanten beitragen: Jeder sollte auf Produkte aus Elfenbein verzichten und versuchen, das Klima der Erde so gut es geht zu schützen, damit nicht noch mehr Elefanten dazu gezwungen sind, aus ihrer Heimat zu fliehen.

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Die Elfenbein-Wilderei gehört zu den größten Bedrohungen für Elefanten. Tausende Tiere werden jedes Jahr getötet, weil Menschen ihre Stoßzähne zu Geld machen wollen. Und weil Käufer für das „weiße Gold“ Höchstpreise bezahlen. Jetzt ist der Handel mit Elfenbein in der Europäischen Union fast vollständig verboten. Ausnahmen gelten noch für „altes“ Elfenbein.

Wichtigste Fakten

  • Warum wird Elfenbein geschmuggelt?
  • Was hat die EU jetzt beschlossen?
  • Wie viele Elefanten gibt es noch?

Am 17. Oktober 1989 hat das Internationale Artenschutzabkommen den weltweiten Handel mit Elfenbein verboten. Doch von Anfang an gab es zahlreiche Ausnahmen. So durfte zum Beispiel „älteres“ Elfenbein, das von vor 1990 stammt, noch gehandelt werden. Außerdem machten fehlende oder zu lasche Kontrollen es den illegalen Händlern oft leicht. Mit gefälschten Papieren gelang es ihnen immer wieder, gewildertes Elfenbein in die Länder der Europäischen Union einzuschleusen und es dann weiter zu verkaufen – meistens nach Asien.

Europa ist mitverantwortlich für die Wilderei

Europäische Länder sind trotz des Verbots bis heute offensichtlich ein wichtiger Markt für Elfenbein. Dadurch würde die Wilderei weiterhin gefördert, meint David Chivall von der Universität Oxford. Denn noch immer werden für Elfenbein auf dem Schwarzmarkt Höchstpriese bezahlt: 350 bis 1.000 Euro pro Kilogramm – auch in Europa.

Die EU reagiert auf wachsenden Druck der Tierschützer

Proteste von Tier- und Umweltschützern haben die Europäische Union dazu gebracht, die geltenden Regeln zu verschärfern. Die Einfuhr von „frischem“ Elfenbein aus der Zeit nach 1990 war ja bereits zuvor ausnahmslos verboten. Jetzt gilt: Verarbeitetes Elfenbein darf nur noch in den Handel kommen, wenn das entsprechende Objekt aus den Jahren vor 1947 stammt. Und das muss nachprüfbar bescheinigt sein. Für Elfenbein in Musikinstrumenten liegt diese Grenze im Jahr 1975. Rohes Elfenbein darf nur noch in Ausnahmen verwendet werden, zum Beispiel um antike Schmuckstücke oder Instrumente zu reparieren. Sonst darf rohes Elfenbein in der EU gar nicht mehr gehandelt werden.

Wie viele Elefanten gibt es noch 2022
Auch im Klavier kann Elfenbein stecken: in den weißen Tasten (Bild: pixabay)

Es ist allerdings sehr schwierig und aufwändig, das genaue Alter von Elfenbein zu bestimmen. Deshalb müssen die Zollbehörden weiterhin sehr aufmerksam sein, um gewildertes Elfenbein zu entdecken. So wie vor gut fünf Jahren:

Der größte Elfenbein-Fund in Deutschland

Im Jahr 2016 berichtete die Staatsanwaltschaft Cottbus über den größten Elfenbeinfund aller Zeiten in Deutschland. Rund 1,2 Tonnen Elefanten-Elfenbein mit einem Marktwert von über einer Million Euro wurden im Mai und August in Brandenburg und Rheinland-Pfalz sichergestellt. „Die Wildereikrise ist eben nicht weit weg von uns, nur in Asien und Afrika“, sagte damals Arnulf Köhnke vom WWF. „Die Mittelsmänner der Wilderer sind möglicherweise mittlerweile unter uns.“ Erst vier Jahre später verurteilte das Landgericht Cottbus einen Schmuggler aus Vietnam zu einer Strafe von einem Jahr und acht Monaten auf Bewährung. 500 Kilogramm Elfenbein wollte er von Deutschland nach Vietnam schmuggeln.

Elefanten in Lebensgefahr

Die Wilderei und die Gier nach Elfenbein haben Afrikas Elefanten an den Rand des Aussterbens gebracht: Mehr als eine Million Tiere wurden allein in den letzten 50 Jahren wegen ihrer Stoßzähne getötet. Etwa 400.000 Elefanten sollen in Afrika noch leben.

Mehr zu den Waldelefanten erfahrt ihr hier, zu den Savannen-Elefanten hier. Und auch zur Wilderei haben wir eine Extra-Seite.

Den Elefanten in Asien geht es leider nicht besser. 50.000 soll es 2018 noch gegeben haben. Die Borneo-Zwergelefanten sind vom Aussterben bedroht. Vor allem deshalb, weil die Regenwälder abgeholzt werden und die Elefanten ihre Lebensräume verlieren.

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Ein Borneo-Zwergelefant in Sabah. Bild: flickr/budak (CC BYNC-ND 2.0) (Bild: flickr/budak (CC BYNC-ND 2.0))

Quellen:
ARD-Tagesschau
National Geographic
 

Letzte Aktualisierung: 10. Februar 2022

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