Wie viele Krankheitstage im Jahr sind erlaubt

Erstellt: 11.11.2019, 14:46 Uhr

Von: Andrea Stettner

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Wie viele Krankheitstage im Jahr sind erlaubt

Wie lange sind Mitarbeiter krankgeschrieben? Der TK-Gesundheitsreport verrät es. © Arno Burgi/dpa-Zentralbild/dpa

Über das Jahr gesehen häufen sich die Krankschreibungen bei vielen Mitarbeitern. Doch wie viele Tage sind eigentlich andere krankgeschrieben? Eine Studie verrät es.

Wie viele Tage im Jahr sind Mitarbeiter krankgeschrieben? Und aufgrund welcher Krankheiten? Dieser Frage ist die Techniker Krankenkasse (TK) in einem Gesundheitsreport nachgegangen.  

Für die Studie analysierte die TK Daten von rund fünf Millionen Mitgliedern aus dem Jahr 2017. Demnach war jeder Erwerbstätige, der bei der Techniker versichert ist, im Schnitt rund 15,12 Tage im Jahr krankgeschrieben - das sind rund 0,13 Fehltage weniger als noch im Jahr davor. 

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Deshalb werden Arbeitnehmer häufig krankgeschrieben

Am häufigsten fehlten Arbeitnehmer wegen akuten Infektionen der Atemwege, Rückenschmerzen und  Infektionen des Magen-Darm-Bereichs am Arbeitsplatz.

Die meisten Fehltage entfielen dem Bericht zufolge auf Muskel-Skelett-Erkrankungen (2,82 Fehltage pro Kopf) - das entspricht knapp ein Fünftel aller Fehlzeiten (18,7 Prozent). Rückenschmerzen hatten daran den größten Anteil mit 0,8 Fehltagen im Schnitt. Bei Frauen dominierten psychische Krankheiten und Verhaltensstörungen. Auf Rang drei (bei beiden Geschlechtern) folgen Krankheiten des Atmungssystems.

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Von Andrea Stettner

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Wer eine schwere Grippe bekommt, kann schon mal ein paar Tage ausfallen und nicht zur Arbeit gehen. Wie häufig Beschäftigte wegen Krankheit fehlen, hängt jedoch nicht nur von ihrem generellen Gesundheitszustand oder ihrem Alter ab - sondern davon, in welchem Beruf sie tätig sind.

Aus einer am Mittwoch veröffentlichten Studie der Krankenkasse AOK geht hervor, dass der jeweilige Job stark beeinflusst, wie viele Fehltage ein Angestellter hat und woran genau er erkrankt. Für die Analyse wertete das Wissenschaftliche Institut der Kasse die Daten von insgesamt 14 Millionen Versicherten aus dem vergangenen Jahr aus.

Dabei kam heraus:

  • Die 14 Millionen AOK-Versicherten waren im Schnitt 19,5 Tage krankgeschrieben.
  • Die meisten Fehltage in diesem Jahr hatten Menschen, die in Berufen mit hoher körperlicher Belastung tätig sind. Am häufigsten fehlten Arbeiter der Ver- und Entsorgung, etwa Mitarbeiter der Müllabfuhr: Sie kamen auf durchschnittlich 32,5 Fehltage pro Jahr.
  • Straßen- und Tunnelwärter kamen im Schnitt nur etwa einen Tag häufiger zur Arbeit, sie hatten 31,4 Fehltage.
  • Auf Platz drei der Berufsgruppen mit den meisten Fehltagen stehen Arbeitnehmer in der industriellen Gießerei: Sie kamen auf durchschnittlich 30 Krankheitstage.
  • Die wenigsten Fehltage wiesen Berufstätige der folgenden Branchen auf: technische Forschung (8 Fehltage), Softwareentwicklung (7,7 Fehltage), Hochschullehre und -forschung (4,6 Fehltage).

Die 20 Prozent der Versicherten mit den meisten Fehlzeiten waren laut der Studie durchschnittlich 26,3 Tage nicht im Dienst. Bei den 20 Prozent mit den wenigsten Fehlzeiten waren es 12,8 Tage.

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Die Analyse zeigt auch, warum die Beschäftigten in den jeweiligen Berufen fehlen. Viele Beschäftigte der Ver- und Entsorgung erkrankten im vergangenen Jahr an Muskel-Skelett-Erkrankungen. Wegen solcher Erkrankungen wiesen die Angestellten dieser Berufsgruppe durchschnittlich 11,6 Fehltage auf - in etwa genauso viele wie Straßen- und Tunnelwärter.

Zudem waren insgesamt mehr Beschäftigte erkältet: Im Vergleich zum Vorjahr stieg die Anzahl jener mit Infektionen der oberen Atemwege um 10,5 Prozent. Arbeitnehmer, die viel Kontakt mit anderen Menschen haben, beispielsweise in einem Großraumbüro oder in sozialen Berufen, sind laut der Analyse besonders gefährdet. Sie seien 2018 "auffallend oft" von Erkältungswellen betroffen gewesen.

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Die Wissenschaftler untersuchten auch, wie oft Beschäftigte sich wegen seelischer Probleme krank meldeten. Im vergangenen Jahr blieben Angestellte im Dialogmarketing, zum Beispiel Callcenter-Mitarbeiter, am häufigsten wegen solcher Erkrankungen der Arbeit fern: Sie kamen auf 7,1 Fehltage wegen psychischer Erkrankungen - dicht gefolgt von Menschen, die in der Familien- und Altenpflege tätig sind.

Der Krankenstand informiert über den Umfang der Krankmeldungen durch Ar­beit­neh­me­rin­nen und Arbeitnehmer. In Deutschland besteht im Krank­heits­fall ein An­spruch auf Lohnfortzahlung in voller Höhe durch den Ar­beit­geber. Dieser An­spruch besteht in der Regel für maximal sechs Wochen pro Jahr. Danach zahlen die Kran­ken­kas­sen Kran­ken­geld. Bei der Berechnung werden nur Krankmeldungen erfasst, die eine Ab­we­sen­heits­dauer von drei Tagen überschreiten. Die Zahl der Krank­heits­tage dürfte also faktisch höher liegen.

Arbeitnehmer 2019 10,9 Tage krank gemeldet

2019 waren Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer in Deutschland durch­schnitt­lich 10,9 Arbeitstage krank gemeldet. Ab dem Jahr 2008 bis 2016 war ein mo­de­ra­ter Anstieg der Krankheitstage zu be­ob­ach­ten. Nach einem leichten Rückgang der Krankheitstage in den Jahren 2017 und 2018, liegen diese in 2019 auf einem ähnlich hohen Niveau wie in 2016.

Niedrigste Anzahl der Krankheitstage im Jahr 2007

2007 gab es die niedrigsten Fehlzeiten seit 1991. Damals lag die durch­schnitt­li­che Zahl der Krankentage noch bei 12,7 Tagen, bis zum Jahr 2007 sank sie auf 8,1. Dies ist ein Rück­gang um 36 %. Mögliche Ursachen können eine allgemein ver­bes­serte Ge­sund­heits­lage oder der Rückgang ge­sund­heits­be­ein­träch­ti­gen­der Ar­bei­ten (zum Beispiel im Pro­du­zie­ren­den Gewerbe) sein. Aber auch die Angst vor dem Verlust des Ar­beits­plat­zes kann Ar­beit­neh­me­rin­nen und Arbeitnehmer veranlassen, sich seltener krank zu melden. Ins­be­son­dere in konjunkturellen Schwächephasen gehen die Krank­mel­dun­gen zurück, wie die Entwicklung seit 1991 zeigt.

Auch Anteil der krank Gemeldeten steigt wieder leicht an

Der Anteil der Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer, die sich krank ge­mel­det haben, ergänzt die Information zur durchschnittlichen Dauer der Krank­mel­dung. Der durch­schnitt­liche Anteil hat sich seit 1991 parallel zur durch­schnitt­lichen Zahl der Kran­ken­tage entwickelt. Damals hatten sich 5,1 % der Arbeitnehmerinnen und Ar­beit­neh­mer krank gemeldet. 2006 erreichte auch der Anteil der Krank­mel­dun­gen mit 3,3 % seinen Tiefstand. Im Jahr 2019 haben sich durchschnittlich 4,4 % der Ar­beit­neh­me­rin­nen und Arbeitnehmer krank gemeldet.

Informationen zum Indikator

Beschreibung/Definition Krankenstand pro Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer pro Jahr (in Tagen). Der Krankenstand in Tagen gibt die durchschnittliche Anzahl der Fehltage pro Ar­beit­neh­me­rin­nen und Arbeitnehmer pro Jahr an.

Quelle


Arbeitsvolumenrechnung (IAB).

Hinweise zur Interpretation

Der Krankenstand bezieht sich auf die durchschnittliche Anzahl der Fehltage we­gen Ar­beitsunfähigkeit je Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer. Generell muss beim Ver­gleich unterschiedlicher Quellen auf die Bezugsgrößen ge­ach­tet werden. Bei­spiels­weise wer­den Arbeitsunfähigkeitsbescheinigungen, auf denen zum Beispiel die Sta­tis­ti­ken der ge­setz­li­chen Krankenkassen beruhen, in der Regel erst ab drei Tagen ab­ge­ge­ben. Methodische Hinweise zur IAB-Arbeitsvolumenrechnung finden Sie auf der In­ter­net­seite des Instituts für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung (IAB).