Wie lange wartet man auf impftermin hessen

31.05.2021, 16:00 Uhr 2 Min. Lesezeit

Viele Deutsche warten noch auf eine Corona-Impfung – mit dem Ende der Priorisierung kann theoretisch jeder Impfwillige einen Piks erhalten. Doch noch reichen die Impfdosen nicht für alle aus. Wie man jetzt einen Impftermin bekommt

In wenigen Tagen, am 7. Juni 2021, fällt in der ganzen Bundesrepublik die Impfpriorisierung. Heißt: Jeder und jede erwachsene Impfwillige kann  – unabhängig von Alter oder Vorerkrankungen – einen Termin für eine Corona-Impfung vereinbaren. Soweit die Theorie. Noch ist nicht genügend Impfstoff vorhanden, um allen Menschen, die auf einen Piks warten, auch einen Impftermin anzubieten. Doch wie sollten Impfwillige vorgehen, um möglichst schnell die langersehnte Spritze zu bekommen?

Mangels ausreichender Impfdosen geht Hamburg zum Beispiel einen Sonderweg und hält an der Priorisierung in den Impfzentren fest. Bundesweit sind viele Ärztinnen und Ärzte  momentan mit den Zweitimpfungen ausgelastet: Ihren ersten Piks mit den Impfstoffen von Biontech, Moderna und AstraZeneca haben in Deutschland laut Robert Koch-Institut bereits 35.325.677 Menschen erhalten. Vollständig geimpft sind bisher 14.615.052 Menschen, darunter auch alle, die mit dem Vakzin von Johnson & Johnson immunisiert wurden (stand 31. Mai 2021). Bei diesem Impfstoff reicht ein einziger Piks zur vollständigen Immunisierung aus.

Corona-Impfung beim Hausarzt

Wer sich noch nicht online oder über die zentrale Hotline 116 117 bei einem Impfzentrum registrieren kann, hat die Möglichkeit über die niedergelassenen Arztpraxen einen Termin zu bekommen. Viele Praxen haben für impfwillige Patientinnen und Patienten eine Impf-Warteliste, die sie durchgehen, um die Termine zu vereinbaren. Sich auf eine solche Wartleliste bei der Hausärztin oder beim Hausarzt setzen zu lassen, rät auch Roland Stahl, Sprecher der Kassenärztlichen Bundesvereinigung (KBV). Einige Praxen bieten auch eine Online-Terminvergabe an, hier lohne ein Blick auf die Webseiten.

Die Kassenärztliche Bundesvereinigung begrüße das Ende der Impfpriorisierung für die Arztpraxen – das erleichtere den Hausärzten die Terminvergabe, sagt Stahl. Die Praxen erwarten allerdings auch ein starker Ansturm. "Leider ist die Terminvergabe in den Praxen noch immer schwierig, weil aktuell der Impfstoff noch knapp ist. Die Lieferungen sind begrenzt und auch unzuverlässig, die Praxen können nicht einmal eine Woche im Voraus sicher planen." Roland Stahl rechnet spätestens Mitte Juni mit einer besseren Lage, weil größere Mengen an Impfstoff bereits angekündigt seien.  

Termine nicht verfallen lassen

Doch Roland Stahl appelliert an die Geduld der Patienten: "Wir bitten aber darum, nicht alle zwei Tage in den Praxen nachzufragen, sie arbeiten jetzt schon am Limit. Die medizinischen Fachangestellten setzen alles daran, die Termine schnellstmöglich zu organisieren."

Neben Hausärzten impfen auch Fachärzte wie HNO-Ärzte oder Gynäkologen. Anfang Juni kommen außerdem die Betriebsärzte hinzu, auch das eröffne zusätzliche Impfmöglichkeiten. "Wir bitten aber darum, nicht an drei Stellen Termine zu machen und dann zwei verstreichen zu lassen. Jeder Impfwillige wird eine Impfung gegen Corona bekommen. Das Impfen ist der Weg raus aus der Pandemie. Wir sind zuversichtlich, dass zum Sommer die meisten mindestens einmal geimpft sind oder einem nahen Termin entgegensehen", sagt Stahl.

Apps und Webseiten wollen Impfwillige und Ärzte zusammenbringen

Neben dem Anruf bei einer Arztpraxis oder der Registrierung bei einem Impfzentrum gibt es Webseiten und Apps, die versuchen, Impfling und Arzt zusammenzubringen. In Hessen oder Nordrhein-Westfalen beispielsweise können Impfwillige sich im Impfzentrum ihrer Wahl einen Piks geben lassen, wenn dort ein Termin frei ist. Über die Webseite "ImpfterminÜbersicht" oder "Impfterminradar" kann man freie Termine in Impfzentren suchen – in neun Bundesländern können Impfwillige sich so über freie Termine informieren lassen und ihn dann schnell buchen.

Die Seite "Corona-Impftermine" liest Online-Termine in 20 deutschen Großstädten, darunter Hamburg, Berlin und Köln, in Arztpraxen aus. Über Twitter oder Telegramm erhalten Nutzer eine Benachrichtigung, wenn ein Termin frei wird. Ähnlich funktioniert die App "Ranstadt Impf-Finder" – darüber lässt sich ein Radius in der App festlegen und nach freien Terminen suchen.

Auch die Initiative "Sofort-Impfen" plant, Impfwillige und Praxen zusammenzubringen. Wer sich impfen lassen will, registriert sich auf der Seite und bekommt freie Termine per Mail zugeschickt. Wer sich zuerst meldet, bekommt den Termin. Anmelden können sich Nutzer bei "Sofort-Impfen" schon jetzt – die Initiative ist bis jetzt aber noch nicht an den Start gegangen.

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In Hessen warten noch 470.000 Menschen der Priorisierungsgruppe 3 auf einen Termin im Impfzentrum. Bei den Impfungen kommen die Kreise unterschiedlich schnell voran. Das hat mehrere Gründe.

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Am kommenden Montag soll die Priorisierung bundesweit aufgehoben werden. Dann dürfen sich auch in Hessen alle Menschen ab 16 Jahren für eine Corona-Impfung im Impfzentrum registrieren. Innenminister Peter Beuth (CDU) stellte aber auch klar, dass zunächst die verbliebenen Berechtigten aus den drei Priorisierungsgruppen ihre Termine erhalten werden. Derzeit warten hessenweit noch rund 470.000 Menschen der Priorisierungsgruppe 3 auf einen Impftermin (Stand 4. Juni).

Erst rund 800 Termine vereinbart

Bei den Impfungen dieser Gruppe kommen die 28 Impfzentren in den Kreisen unterschiedlich schnell voran. Im Rheingau-Taunus-Kreis haben sich mehr als 22.000 Menschen der Gruppe 3 über das Landesportal für das Impfzentrum in Eltville registriert. Erst 821 Menschen haben bisher ihre Termine bekommen. Das geht aus einer Übersicht des Innenministeriums vom 28. Mai hervor.

Im vergleichbar großen Schwalm-Eder-Kreis sieht das ganz anders aus. Dort haben sich gut 23.000 Menschen registriert – 5.000 von ihnen haben einen Termin erhalten. Noch schneller geht es in Groß-Gerau voran, wo von 43.000 Registrierten der Gruppe 3 nur noch knapp die Hälfte auf einen Termin im Impfzentrum warten.

Altersstruktur spielt eine Rolle

Doch warum hinkt der Rheingau-Taunus-Kreis hinterher? Kreissprecher Christoph Zehler hat dafür keine einfache Erklärung. Zum einen seien nur zwei bis drei der acht Impfstraßen in Betrieb, weil es noch immer an Impfstoff fehle. Von den 2.000 theoretisch möglichen Impfungen pro Tag habe in der vergangenen Woche oft nur ein Viertel stattgefunden. "Bekämen wir mehr geliefert, wären wir schon viel weiter", sagt Zehler. Doch das gilt natürlich auch für die anderen Kreise.

Wie viel Impfstoff ein Kreis erhält, hängt grundsätzlich von der Bevölkerungszahl ab. Die Altersstruktur spielte bislang keine große Rolle. Dabei gibt es in ländlicheren Kreisen wie dem Rheingau-Taunus-Kreis, wo überdurchschnittlich viele alte Menschen leben, entsprechend auch mehr Berechtigte der Priorisierungsgruppen 1 und 2.

Demografiebrücke als Tropfen auf den heißen Stein?

Noch am vergangenen Wochenende hätten 260 Menschen aus diesen Gruppen in Eltville ihre Erstimpfungen erhalten, sagt Kreissprecher Zehler. So hätten sich beispielsweise aus den Seniorenheimen doch noch Menschen gemeldet, die einer Impfung zu Beginn skeptisch gegenüberstanden. Sie werden vorgezogen und erhalten ihre Termine schneller als Menschen aus der dritten Priorisierungsgruppe. Landesweit betrifft das derzeit 6.000 Menschen.

Die Altersunterschiede sind auch dem Innenministerium bewusst. Zum Ausgleich verteilte das Land über eine "Demografiebrücke" 7.500 zusätzliche Impfdosen an Kreise mit einer älteren Bevölkerung. An den Rheingau-Taunus-Kreis gingen davon 400 Impfdosen, also ungefähr die Menge, die das Impfzentrum dort an einem durchschnittlichen Tag verimpft – aus Sicht des Kreises längst nicht genug, um die Unterschiede tatsächlich auszugleichen.

Wer Vorräte anlegte, hat das Nachsehen

Auffällig ist außerdem: Pro Einwohner haben die Kreise bisher unterschiedlich viel Impfstoff vom Land erhalten. Während es im Werra-Meißner-Kreis 46 Impfdosen auf 100 Einwohner und im Schwalm-Eder-Kreis 44 Dosen waren, erhielt der Rheingau-Taunus-Kreis auf 100 Menschen gerade einmal 39 Dosen. In Darmstadt-Dieburg waren es sogar nur 36 Impfdosen.

Nach Angaben des Innenministeriums hängt das auch damit zusammen, dass die Kreise zwischenzeitlich unterschiedlich viel Impfstoff für die Zweitimpfungen zurücklegten. Nach Aussage eines Sprechers erhielten Kreise, denen der Impfstoff für die Zweitimpfung in den vergangenen Wochen ausging, vom Land außer der Reihe Nachschub. Andere Kreise, die für die Zweitimpfungen vorgesorgt und ausreichend Impfstoff eingelagert hatten, bekamen dagegen keine zusätzliche Lieferung und hatten das Nachsehen. Diese Verzerrung soll laut Innenministerium im Laufe der Impfkampagne noch ausgeglichen werden.

Lagern tausende Impfdosen in Offenbach?

Inzwischen lagern die Kreise selbst kaum noch Impfstoff ein, und das ist auch so vorgesehen. Das Land halte "wenige zehntausend Impfdosen" an einem geheimen Ort zurück, die bei Lieferengpässen die Zweitimpfungen garantieren sollen, sagte ein Sprecher des Innenministeriums. 98 Prozent der an die Impfzentren gelieferten Impfdosen wurden bereits gespritzt, im Rheingau-Taunus-Kreis sind es 94 Prozent – laut Innenministerium ebenfalls ein "guter Wert".

Besonders viele Impfdosen liegen laut der Übersicht des Ministeriums in der Stadt Offenbach auf Halde. Mehr als 7.000 Impfdosen von Moderna, Astrazeneca und Johnson & Johnson warten demnach noch auf ihren Einsatz. Er wundere sich darüber, dass trotzdem oft nur 200 bis 300 Menschen am Tag geimpft würden, sagte ein Arzt, der in dem Zentrum arbeitet und anonym bleiben möchte, dem hr. Schließlich sei genügend Impfstoff und Personal vorhanden – während in Offenbach weiterhin 6.600 Menschen auf einen Termin warten.

Die Stadt wies diesen Vorwurf zurück. Eine Sprecherin sagte, sie könne die laut Ministerium gelieferten Impfstoffmengen nicht nachvollziehen. Tatsächlich seien 5.000 Astrazeneca-Impfdosen weniger in Offenbach angekommen. Außerdem werde der Vorrat stets bis zur nächsten Lieferung aufgebraucht. Dabei gebe es für jeden Impfstoff unterschiedliche Liefertage und -frequenzen.

Die Stadt stelle die Termine dann entsprechend ein. Lediglich eine Reserve von 2.000 Impfdosen halte das Impfzentrum vor, falls es zu Lieferengpässen komme. Das entspreche aber der vom Land empfohlenen Menge von zwei Tagesrationen.

Vorerst kein Ende in Sicht

Geht es mit den Terminen für die Gruppe 3 bald schneller voran? Im Rheingau-Taunus-Kreis ist man verhalten optimistisch. Immerhin habe das Impfportal gemeldet, dass derzeit keine Registrierten der Gruppen 1 und 2 mehr übrig seien, sagte Sprecher Zehler am Montag.

In den kommenden Tagen könnten landesweit aber trotzdem weniger Termine vergeben werden als bisher. Eine für Anfang Juni angekündigte Großlieferung von Biontech und Pfizer verschiebt sich auf die zweite Monatshälfte. Außerdem beginne nun ein Zyklus mit vielen Zweitimpfungen, sagte ein Sprecher des Innenministeriums. Der Großteil der Wartenden werde sich daher noch bis Ende Juni gedulden müssen.

Das Land ruft zudem alle Menschen aus Gruppe 3, die sich noch nicht für einen Termin registriert haben, dazu auf, dies bis Sonntag zu tun. Nur dann können man dafür garantieren, dass sie bei der Terminvergabe vorgezogen werden, wenn die Priorisierung am Montag aufgehoben wird.