Kann man mit 52 noch schwanger werden

Sie fühlt sich immer wieder unwohl, mag keinen Wein mehr trinken und übel ist Beate in letzter Zeit auch häufiger. Könnte eine Hormonstörung sein. Oder der Beginn der Wechseljahre. Sie geht zu ihrer Gynäkologin und da ist das Ergebnis eindeutig: Beate ist schwanger. Mit Zwillingen. Ungeplant und unverhofft. Da ist sie 49.

Meine Gefühle fuhren damals Achterbahn. Ich war erst schockiert, dann überglücklich und im nächsten Moment panisch vor Angst, dass ich sie verlieren könnte.

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Vier Kinder hatte Beate zu dem Zeitpunkt bereits aus erster Ehe: Drei Töchter im Alter von 24, 21 und 17 sowie einen zwölfjährigen Sohn. Mit ihrem zweiten Mann, dem zwölf Jahre jüngeren Thomas, war die selbstständige Unternehmerin seit acht Jahren zusammen. Thomas war vor der Beziehung an Krebs erkrankt, galt zwar als geheilt, aber die Hoffnung auf ein gemeinsames Kind war von Anfang an gering. Sie verhüteten allerdings auch nicht.

Nochmal schwanger mit 50 - so reagierten die Freunde

Und dann das. Noch einmal Mutter werden. Was für ein Glück. Beate fühlte sich wieder jung und voller Kraft. Doch als sie ihren Freundinnen an ihrem 50. Geburtstag von der Schwangerschaft erzählte, reagierten viele ablehnend: "Muss das sein?", "In deinem Alter? Willst du das wirklich?"

Spätgebährende nehmen zu

Tatsächlich gibt es nur wenige Frauen, die in ihren 50ern noch ein Kind bekommen. Doch es werden mehr. Zählte das Statistische Bundesamt im Jahr 2000 lediglich 17 Geburten, waren es 2016 bereits 193 – bei knapp 800 000 Geburten im gleichen Jahr allerdings nach wie vor eine verschwindend kleine Zahl. Etwas größer fällt die Gruppe der 45- bis 49-Jährigen aus. Im Jahr 2010 hatten 1777 Neugeborene Mütter in diesem Alter, 2016 waren es bereits 2329.

Künstliche Befruchtung ist ein großes Thema

Die meisten dieser Babys verdanken ihr Leben der Reproduktionsmedizin. So wie die kleine Ava, die die TV-Moderatorin und Schauspielerin Caroline Beil vergangenes Jahr im Sommer mit 50 Jahren zur Welt brachte. Oder wie die Vierlinge, die die Berliner Grundschullehrerin Annegret Raunigk vor drei Jahren im Alter von 65 noch bekam.

"Wenn man nie zuvor ein Kind bekommen hat, ist die Chance, mit 50 auf natürlichem Weg schwanger zu werden, gleich null",

Annick Horn, Ärztin am Kinderwunschzentrum Altonaer Straße in Hamburg.Tweet

Und auch sonst schätzt sie die Wahrscheinlichkeit auf unter ein Prozent. Natürlich sähen heute viele 50-Jährige wesentlich jünger aus als ihre Mütter in dem Alter, denn sie ernährten sich gesünder, seien fitter und hätten auch bessere Gefäße.

"Aber das verbessert nicht die Qualität der Eizellen. Das ist einfach Fakt. Die Evolution wird mit Sicherheit noch 50 000 Jahre brauchen, bis sich die Eizellenqualität dem äußeren Erscheinungsbild der Frau angepasst hat."

Annick HornTweet

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Am fruchtbarsten sind Frauen in ihren 20ern. Bereits mit 35 müssen sie damit rechnen, dass sie drei bis fünf Zyklen im Jahr ohne Eisprung haben, eine Schwangerschaft also ausgeschlossen ist. Doch das Alter von Erstgebärenden hat sich in den vergangenen 40 Jahren um fünf Jahre nach hinten verschoben: Frauen sind heute im Schnitt knapp 30, wenn sie ihr erstes Kind bekommen, Akademikerinnen sogar 35 – Tendenz steigend. Die Gründe dafür sind vielfältig: Längere Ausbildungszeiten und der Wunsch, sich erst mal im Beruf zu etablieren, spielen genauso eine Rolle wie mangelnde finanzielle Sicherheit oder dass einfach der richtige Partner fehlt.

Unerfüllter Kinder­wunsch: Akzeptie­ren oder alles tun, was geht?

Wer dann noch Mutter werden möchte, benötigt häufiger medizinische Unterstützung, durchaus auch schon vor dem 40. Geburtstag. Die Möglichkeiten reichen hierzulande von Hormontherapien über Inseminationen und dem Einsetzen der eigenen, zuvor entnommenen und tiefgefrorenen Eizellen bis hin zur künstlichen Befruchtung. Eine Garantie auf Erfolg gibt es nicht. So betragen beispielsweise die Chancen einer 43-Jährigen, nach einer künstlichen Befruchtung ein Baby zu bekommen, nur sechs Prozent pro Zyklus.
Etwa sechs Millionen Deutsche sind ungewollt kinderlos. Ein Zustand, der für viele schmerzhaft und oft mit großer Trauer verbunden ist. Einige können damit irgendwann ihren Frieden machen. Andere nicht. Für diese Frauen bleibt die ungestillte Sehnsucht nach einem Kind wie eine Wunde, die nicht verheilt. Manchmal wird sie sogar noch spürbarer, wenn die Wechseljahre einsetzen – und damit gefühlt eine Endgültigkeit. Oder wenn es einen neuen Partner mit Kinderwunsch gibt.

Reproduktionsmedizin – was geht?

Um sich diesen Wunsch dann trotz eines bevorstehenden 50. Geburtstags noch zu erfüllen, bleibt diesen Frauen nur noch die Möglichkeit einer Eizellspende, eventuell verbunden mit einer Leihmutterschaft. Beides ist in Deutschland verboten, nicht aber Informationen darüber. In Berlin finden deshalb ganz legal jeden März „Kinderwunsch-Tage“ statt, von den britischen Veranstaltern als "Publikumsmesse für Alternative Familienplanung" beworben.
Auf der Liste der Aussteller finden sich unter anderem Kliniken aus Spanien, Tschechien und Österreich, die wiederum alle eng mit Reproduktionszentren in der Ukraine zusammenarbeiten. Dort ist nämlich nicht nur die Leihmutterschaft erlaubt, sondern es gibt auch keine Altersgrenze für die künftigen Eltern. Auf der Messe wird gezeigt, was derzeit technisch möglich ist. Und auch zu welchem Preis. Eine Eizelle inklusive künstlicher Befruchtung ist ab etwa 6000 Euro zu haben, eine Leihmutter kostet, je nach ihrem Heimatland, zwischen 40 000 und 100 000 Euro. Sich den Wunsch nach einem Kind zu erfüllen, kann für hetero- wie homosexuelle Paare und Singles also durchaus teuer werden. Ganz abgesehen von den emotionalen Kosten, wenn es mit der ersehnten Schwangerschaft nicht klappt.

Mitte 40 – die magische Grenze?

Annick Horn und ihre Kollegen behandeln in ihrer Praxisgemeinschaft nur Frauen bis Mitte 40. "Das ist unsere Grenze." Die gelte auch für Patientinnen, die ihre eigenen Eizellen haben einfrieren lassen. „Wir sehen uns auch als Anwälte des Kindes“, sagt Horn. Durch ihre zweite Ehe hat sie zu ihren eigenen Töchtern noch zwei Stiefsöhne bekommen. "Bei dem Jüngeren der beiden wäre ich bei der Geburt 45 gewesen – gerade noch jung genug, um auf Kindergeburtstagen nicht peinlich zu sein." Aber auch aus medizinischer Sicht hat Horn Bedenken; die Belastungen während der Schwangerschaft, vor allem jedoch in der Zeit danach, hält sie für hoch. Zu hoch.

Beates Erfahrungen nach der Geburt

Beate hat sich über so etwas überhaupt keine Gedanken gemacht, als sie ihre Zwillinge erwartete. Sie war stark, hatte viel Energie. Doch schon bald nach der Geburt von Milla und Lilith erkrankte ihr Mann wieder. Arbeiten, stillen und über Wochen zu ihm ins 40 Kilometer entfernte Krankenhaus zu fahren – das hat selbst sie überfordert. Plötzlich ging gar nichts mehr. "Ich war auf null. Nervenzusammenbruch." Völlig erschöpft lag sie damals im Bett. "Nur meine Gedanken rasten weiter: Was soll jetzt werden?" Und zum ersten Mal dachte sie damals: "Vielleicht hat man als 50-jährige Mutter einfach nicht mehr die Kraft, Unvorhergesehenes so locker zu stemmen wie mit 30?"
Weil ihre beiden erwachsenen Töchter damals bereits in Berlin lebten, beschloss Beate ihr Haus zu verkaufen, nach Köpenick zu ziehen und sich mit "Elses Leibspeisen" einen Cateringservice aufzubauen, mit dem sie vor allem Filmcrews bekocht. Den Umzug hat Beate nie bereut, auch wenn sie es anfangs schlimm fand, mit ihren kleinen Zwillingstöchtern im Sandkasten zu sitzen und für die Oma gehalten zu werden. "Ich fühlte mich wie scheintot." Gerade im Osten seien selbst die Großmütter zehn Jahre jünger als sie. Eine Großmutter für sich und ihre Kinder hätte sie sich auch oft gewünscht. „Späte Mütter haben niemandem, dem sie ihre Kinder geben können.“
Inzwischen ist sie geschieden, dreifache Oma – und Mutter von pubertierenden Mädchen. "Da fliegen manchmal ganz schön die Fetzen." Ihre Kraft und Energie hat sie wiedergefunden, und ihre Kinder bereiten ihr Freude. Natürlich spüre sie Alterserscheinungen. Doch damit müsse sie sich sowieso auseinandersetzen, mit ihren Zwillingen habe das nichts zu tun. Im Gegenteil. Wenn Beate daran denkt, dass sie jetzt schon elf werden, findet sie das schade. "Sie werden so schnell groß", sagt sie, "aber toll ist: Meine Freundinnen hier sind alle um die 45. Das ist sehr belebend."

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Erste Hinweise für den Beginn der Wechseljahre sind unregelmäßige oder veränderte Monatszyklen, sowie Hitzewallungen und Stimmungsschwankungen. Unregelmäßige Zyklen oder prinzipiell das Einsetzen der Wechseljahre bedeutet aber nicht zwingend, dass Sie nicht mehr fruchtbar sind.

Aufgrund der reduzierten Bildung von Eizellen sinkt zwar die Wahrscheinlichkeit für eine Schwangerschaft ab dem Alter von 35–40 Jahren stark ab, dennoch ist eine Schwangerschaft in diesem Alter möglich. Erst mit der Menopause, das heißt bei dem Ausbleiben der letzten Regelblutung mehr als 1 Jahr, hat die fruchtbare Phase im Leben einer Frau das Ende erreicht. Spontane Schwangerschaften ohne hormonelle Unterstützung bei Frauen, die weit über 50 sind, sind extrem selten. Die Chance bei regelmäßigem Geschlechtsverkehr innerhalb eines Jahres schwanger zu werden, liegt bei 10–20 % für Frauen im Alter von 40–44 und eher bei 12 % mit 45–49 Jahren.1

Wenn Sie unsicher sind, ob die Wechseljahre begonnen haben und ob eine Verhütung noch notwendig ist, sollten Sie sich für eine Untersuchung an Ihre Frauenärztin oder Ihren Frauenarzt wenden.

Die Messung der Hormonspiegel im Blut, etwa des Follikel-stimulierenden Hormons (FSH), kann einen Hinweis darauf geben, inwiefern eine Schwangerschaft noch möglich ist. Das in der Hirnanhangsdrüse (Hypophyse) gebildete FSH bewirkt die Reifung der Follikel. Normalerweise liegt der Wert zwischen 5 und 20 IE/ml (IE: Internationale Einheiten). In diesem Bereich sollte in jedem Fall noch verhütet werden, wenn eine Schwangerschaft ausgeschlossen werden soll. Liegt der Wert über 30 IE/ml spricht dies für ein geringes Risiko noch schwanger zu werden – ausgeschlossen werden kann eine Schwangerschaft allerdings nicht.1 Blutbestimmungen sind nur Momentaufnahmen, die gerade in den Wechseljahren starken Schwankungen unterliegen können.

Neben FSH wird häufig auch das Anti-Müller-Hormon (AMH) als potentieller Marker für die Fruchtbarkeit angegeben. Für eine routinemäßige Abschätzung der Schwangerschaftschancen in höherem Alter ist es allerdings nicht geeignet.

Ebenso kann eine Ultraschalluntersuchung in diesem Zusammenhang sinnvoll sein. Hierüber lässt sich auch abschätzen, wie es um die sogenannte ovarielle Reserve steht. Dabei wird ermittelt, wie viele herangereifte Eibläschen sich noch in den Eierstöcken befinden. Je geringer die Anzahl, desto kleiner ist auch die Fruchtbarkeit und die Chance einer Schwangerschaft. Diese Ultraschall-Untersuchungen sind jedoch keine Leistungen der gesetzlichen Krankenversicherung und müssen deshalb selbst bezahlt werden.

Letztlich ist es aber für den Gynäkologen schwer, eine mögliche Empfängnis auszuschließen. Eine allgemeine Regel lautet: Bei Frauen im Alter von über 50 Jahren ist eine Verhütung für die Dauer von 1 Jahr nach der letzten Regelblutung notwendig. Frauen unter 50 sollten hingegen noch bis 2 Jahre nach der Menopause verhüten.1

Um in den Wechseljahren sicher eine Schwangerschaft zu vermeiden, muss bei jedem Sex verhütet werden, solange die Menopause noch nicht eingetreten ist. Je nach individuellen Vorstellungen und Bedürfnissen sind bei der Wahl des richtigen Verhütungsmittels neben der Sicherheit auch der Komfort und die Verträglichkeit von Bedeutung.

Beim Gebrauch hormoneller Verhütungsmethoden wie der Pille oder des Hormonrings sollte an das mit dem Lebensalter steigende Risiko für Thrombosen gedacht werden. Die Verwendung von hormonellen Verhütungsmitteln kann das Risiko für Thrombosen und andere Herz-Kreislauf-Erkrankungen erhöhen. Bei Präparaten, die sich aus einem Östrogen und einem Gestagen zusammensetzen (sogenannte „kombinierte hormonelle Kontrazeptiva“), scheint dieses Risiko jedoch von der Höhe der Östrogendosis abhängig zu sein. Für reine Gestagen-Monopräparate ohne ein Östrogen (sogenannte „Minipillen“, mit Levonorgestrel oder Desogestrel) ist kein erhöhtes Risiko für Thrombosen beobachtet worden.

Frauen, die nicht übergewichtig sind, nicht unter Bluthochdruck, einem erhöhten Cholesterinspiegel oder Migräne leiden, nicht rauchen und in der Familie keine Fälle von Herzinfarkten, Thrombosen oder Schlaganfällen haben, können kombinierte hormonelle Verhütungsmittel einsetzen. Dies trifft allerdings nur auf etwa 20 % der über 40-jährigen Frauen zu. Dennoch profitieren diese von vielen Vorteilen. Die Einnahme kombinierter hormoneller Verhütungsmittel bringt neben der sicheren Empfängnisverhütung eine Verbesserung der Blutungsstörungen oder Zyklusunregelmäßigkeiten sowie vasomotorischen Beschwerden (Hitzewallungen und Schweißausbrüche) mit sich. Auch der Erhalt der Knochendichte sowie die Senkung des Risikos für Eierstock-, Gebärmutterschleimhaut- und Dickdarmkrebs sind mit der Einnahme assoziiert.

Außer der Pille bieten sich Spiralen oder Hormonspiralen bei Frauen über 30 Jahren mit abgeschlossener Familienplanung an. Insbesondere wenn Sie die Pille aufgrund der genannten Risikofaktoren nicht nehmen dürfen, macht es Sinn, über diese Möglichkeit nachzudenken.

Die Hormonspirale gibt lokal ein synthetisches Gestagen in die Gebärmutterhöhle ab. Vorteil dabei ist, dass der Aufbau der Gebärmutterschleimhaut (Endometrium) stark vermindert wird und die monatliche Blutung dadurch schwächer sowie weniger schmerzhaft wird. Zudem kann gerade bei beginnenden Wechseljahresbeschwerden zusätzlich ein Östrogen im Rahmen einer Hormonersatztherapie (HRT) verwendet werden, ohne gleichzeitig ein Gestagen nehmen zu müssen, da der Schutz der Gebärmutterschleimhaut (Endometrium) bereits durch den Wirkstoff der Spirale gewährleistet ist. Eine behördliche Zulassung zur Anwendung zum Endometriumschutz bei einer HRT hat die Hormonspirale allerdings nicht.

Prinzipiell ist auch eine Sterilisation möglich. Es muss allerdings bedacht werden, dass es sich hierbei um eine Operation handelt, die immer gewisse Risiken birgt. Außerdem sollte man sich bewusst sein, dass der Eingriff nicht mehr rückgängig gemacht werden kann.

Für die bestmöglichste Wahl des Verhütungsmittels sprechen Sie mit Ihrem Frauenarzt oder Ihrer Frauenärztin.

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