Welche Blume ist die Blume des Jahres 2022?

Die Einbeere ist Blume das Jahres 2022, gekürt von der Loki Schmidt Stiftung © Marko König

Mit der Aktion „Blume des Jahres“ rückt die Loki Schmidt Stiftung seit 1980 in jedem Jahr einen selten gewordenen Lebensraum in den Fokus. Nun ist die Einbeere zur Blume des Jahres 2022 gewählt worden, eine Staude, die in unseren Wäldern heimisch ist.

Mit der Wahl der Einbeere (Paris quadrifolia) zur Blume des Jahres 2022 ruft die Loki Schmidt Stiftung zum Schutz dieser Pflanzenart und ihres artenreichen Lebensraumes, der alten, wilden und naturnahen Wälder, auf. Aktuell sammelt die Stiftung Spenden, um das größte zusammenhängende naturnahe Waldgebiet im Alten Land bei Hamburg dauerhaft zu erhalten. Die Bekanntgabe der „Blume des Jahres“ fand am 21.10.2021 im Sierichschen Gehölz im Hamburger Stadtpark im Beisein des Stiftungs-Botschafters und Fernsehgärtners John Langley, des Geschäftsführers Axel Jahn und den Leiterinnen des Projektes „Blume des Jahres“, Svenja Holst und Kristin Ludewig, statt.

Die Einbeere ist eine sehr eigentümliche Pflanze, deren Schönheit sich manchen vielleicht erst auf den zweiten Blick erschließt. Sie kommt in Deutschland noch häufig vor, aber ihre Bestände gehen vielerorts zurück. In sechs Bundesländern steht sie bereits auf der Roten Liste der gefährdeten Pflanzen. Die Einbeere bildet pro Pflanzentrieb nur eine einzige Beere, sodass ihre Fernausbreitung mittels Samen begrenzt ist. Sie breitet sich vor allem unterir-disch über Erdsprosse (Rhizome) aus. Auch andere Pflanzenarten wie Buschwindröschen und Leberblümchen brauchen für ihre Ausbreitung viel Zeit, um neue Waldstandorte zu be-siedeln.

Axel Jahn, Geschäftsführer der Loki Schmidt Stiftung: „Als Loki Schmidt Stiftung haben wir die Einbeere zur Blume des Jahres 2022 gewählt, um zum dringenden Schutz der alten, naturnahen und wilden Wälder aufzurufen, die der Einbeere und anderen Pflanzen und Tieren langfristig einen Lebensraum geben und die für die Ausbreitung notwendige Zeit.

Wilde Wälder: Artenreiche Lebensräume und Klimaretter

Naturnahe, wilde und alte Wälder gehören zu den artenreichsten Lebensräumen unserer Landschaft. In den Höhlen und Löchern alter Bäume wohnen Mittelspecht, Eulen und Käfer. In den Baumkronen brüten Rotmilan und Schwarzstorch. Der Boden hat über Jahrhunderte mächtige Humusschichten aufgebaut, Lebensgrundlage für eine reiche Waldbodenflora, viele Mikroorganismen, Insekten, Spinnen und Pilze. Wilde Wälder ohne forstwirtschaftliche Nutzung gibt es nur auf 3 Prozent unserer Waldfläche. Natürlicherweise würde die Rotbuche auf 75 Prozent der Waldfläche Deutschlands wachsen. Tatsächlich bestehen unsere Wälder heute überwiegend aus Kiefern und Fichten,noch dazu oft in Monokulturen, die anfällig für den Klimawandel sind. Durch Entwässerungsgräbenfallen wertvolle Feuchtwälder trocken. Stickstoffeinträge aus Landwirtschaft, Verkehrund Industrie fördern in Wäldern stickstoffliebende Pflanzen wie Brombeeren, die andere verdrängen. Das Befahren mit schweren Forstmaschinen führt zu Bodenschäden, auch darunter leiden die Einbeeren und andere Wildblumen.

Wälder erbringen viele Ökosystemleistungen: Sie versorgen uns nicht nur mit dem nachwachsenden Rohstoff Holz, sind Erholungsraum für uns Menschen und Lebensraum für zahlreiche Pflanzen und Tiere. Darüber hinaus filtern sie unsere Luft, wandeln Kohlenstoffdioxid in Sauerstoff um und speichern und reinigen Wasser. In ihren Böden und in ihrer Biomasse binden Wälder Kohlenstoff und wirken so dem Klimawandel entgegen.

Rettung der Waldwildnis im Alten Land

Mit der Unterstützung ihrer Spender*innen konnte die Loki Schmidt Stiftung bereits 14 naturnahe, artenreiche Wälder kaufen, um sie langfristig zu schützen. Aktuell sammelt die Stiftung Spenden für den Kauf des größten zusammenhängenden Laubwaldes im Alten Land bei Hamburg mit undurchdringbarem Unterholz, wo Kleinspecht, Sperber und Mäusebussard brüten.

Fotokalender, Broschüre, Samenpostkarte zur Blume des Jahres 2022

Wer sich umfassend über die Einbeere und ihren Lebensraum informieren möchte, kann eine Broschüre mit faszinierenden Naturaufnahmen und informativen Texten bestellen. Für Garten oder Balkon bietet sich die Samenpostkarte mit drei Wildblumenarten des Waldesund Waldrandes an, von der auch zahlreiche Insekten profitieren. Der Fotokalender der Stiftungstellt in hochwertigen Aufnahmen die Einbeere und ihren Lebensraum vor (Email: , Telefon: 040-243443).

Veranstaltungen

Außerdem wird die Stiftung 2022 sowohl Führungen zur Entdeckung der Einbeere in der Natur anbieten als auch Vorträge und Tagungen zur Förderung von wilden und alten Wäldern. Der erste Online-Vortrag zur Blume des Jahres 2022 findet im Rahmen der Online-Veranstaltungsreihe „Loki digital am Abend“ am Mittwoch, den 17.11.21 um 19 Uhr statt. Die Anmeldungund weitere Informationen sind auf der Webseite und im Veranstaltungskalender zu finden (www.loki-schmidt-stiftung.de).

Die Loki Schmidt Stiftung kauft, gestaltet und pflegt seit 40 Jahren Naturflächen für bedrohte Pflanzen und Tiere deutschlandweit. Durch Bildungsarbeit mit über 1.000 jährlichen Veranstaltungen begeistert sie für die Schönheit und Vielfalt der Natur und regt dazu an, Verantwortung zu übernehmen. Viele praktische Projekte zum Schutz der Natur in Hamburg und ganz Deutschland haben die Stiftung bekannt gemacht. Die Aktion „Blume des Jahres“ wurde bereits 1980 von Loki Schmidt initiiert, um zum Schutz von Wildpflanzen aufzurufen. Die Arbeit der Stiftung ist zu einem großen Teil aus Spenden finanziert.

Auch der Kalender und die alljährliche Postkarte zur Blume des Jahres sind bei der Loki Schmidt Stiftung unter gegen eine Gebühr erhältlich (Broschüre: 4,- €, Samenpostkarte: 3,- €, Kalender: 4,- €, Postkarte: Spende erbeten)

Kontakt: Loki Schmidt Stiftung, Steintorweg 8, 20099 Hamburg, Svenja Holst, , Mobil: 0176 577 393 63, www.loki-schmidt-stiftung.de

Jedes Jahr werden von Fachjurys die Pflanzen des Jahres ausgewählt und stehen dann ein Jahr lang im Mittelpunkt. Dieses Mal haben es viele Altbekannte, aber auch ein paar ungewöhnliche Pflanzen ins Rampenlicht geschafft.

Ob Baum, Pilz, Gemüse, Staude, Blume oder Heilpflanze - jedes Jahr steht in jeder Gattung eine Vertreterin ihrer Pflanzenart im Mittelpunkt. Los geht es mit dem größten Gewächs, dem Baum des Jahres...

Baum des Jahres: die Rotbuche

Die Rotbuche ist Baum des Jahres 2022. Und nein - das ist nicht die Buche mit den schwarz-roten Blättern, das ist die Blutbuche - die Rotbuche hat grüne Blätter und heißt so, weil ihr weiß-gelbes Holz auch einen Hauch von Rot hat.

Die Rotbuche ist der häufigste Laubbaum in deutschen Wäldern. Aktueller Anteil: 16 Prozent – Tendenz steigend, denn die sie kommt mit dem Klimawandel ganz gut klar. Und nicht nur das: Sie gilt als "Wasserwerk des Waldes". Der Grund ist ihre Rinde.

Nikolaus Fröhlich erklärt´s genauer. Er ist amtierender deutscher Baumkönig: "Andere Bäume bilden im Alter die Borke, die Buche macht das nicht. Sie bleibt bis ins hohe Alter sehr glatt." Und dank der glatten Rinde und den ziemlich steilen Ästen kann das Wasser besonders gut in den Boden fließen.

Die Rotbuche werde auch auf einem anderem Gebiet immer wichtiger, so Fröhlich: Zum Beispiel gebe es immer mehr Textilien aus Buchenholz. Denn aus dem Holz "können Stoffe produziert werden".

Blume des Jahres: die Einbeere

Die Blume des Jahres 2022 ist die Einbeere - ein zartes Waldpflänzchen mit exakt einer dunkelblauen Beere. "Paris quadrofolia" ist der lateinische Name. Die Beere soll an den mythischen Zankapfel erinnern, den Prinz Paris überreichte – und „quadrofolia“ wegen der vier Blätter unter der Beere. Auch als "Pestbeere" war sie bekannt. Denn die giftige Einbeere half beim Desinfizieren.

Leider sei sie eine gefährdete Art, erklärt Kristin Ludewig von der Loki Schmidt-Stiftung: "Die Pflanze kann nicht so lange Distanzen überwinden, und damit kann sie auch keine neuangepflanzten Wälder leicht erreichen. Somit handelt es sich bei der Einbeere um eine Charakterart von historisch alten Wäldern."

Wenn diese alte Wälder bleiben, möglichst ohne dass schwere Maschinen durchfahren und den Boden plattdrücken, hätte nicht nur die Einbeere eine gute Überlebenschance – deshalb hat die Loki Schmidt-Stiftung sie als Blume des Jahres ausgewählt.

Pilz des Jahres: der Fliegenpilz

Apropos Wald: Dort lebt auch der Pilz des Jahres: der Fliegenpilz. Wie viele Pilze ist er unterirdisch mit Bäumen verbunden. So hilft und versorgt man sich gegenseitig. Ob er für Mensch und Tier sehr oder nur ein bisschen giftig ist, dazu gibt es unterschiedliche Angaben. Aber er ist berauschend. Deshalb hat man sein Fleisch früher gezuckert und in Flüssigkeit eingeweicht, dann haben sich lästige Fliegen dran gelabt und und sind daran verendet. Daher auch der Name.

Bei älteren Fliegenpilzen dellt das Dach übrigens ein. Dann kann sich Regenwasser drin sammeln, genannt “Zwergenwasser”

Gemüse des Jahres: der Mais

Der Kolben mit charakteristischem Haarschopf gehört zum Gemüse des Jahres: der Mais. Im heutigen Mexiko kannte man ihn schon ungefähr 5000 vor Christus. Da waren die Kolben noch winzige zweieinhalb Zentimeter lang und hatten in jeder Reihe maximal neun Körner. Die gibt es auch in blau, schwarz, rot, weiß und violett.

Vermutlich machte der Mais die Hochkulturen der Maya, Azteken und Inka möglich: Denn in ihrer Heimat ließ er sich leicht anbauen und ernährte schnell so viele Menschen, dass große Städte gegründet werden konnten und nicht jeder ein Bauer sein musste.

Zu uns kam der Mais dann durch Christopher Kolumbus.

Heilpflanze des Jahres: die Brennnessel

Ähnlich alt wie der Mais ist die Heilpflanze des Jahres: die Große Brennnessel. Der berühmte Ötzi hatte ein Messerfutteral aus Brennnesselfasern - und die deutsche Armee um 1900 Kleidung, Zelte und Rucksäcke daraus.

Als Heilpflanze hilft sie gegen Rheuma. Sie ist eine Vitaminbombe und für viele Schmetterlinge ein Grundnahrungsmittel. Also: gerne wachsen lassen! Und wenn es mal brennt - an ihren unangenehm großen Verwandten denken - den australischen Nesselbaum: 30 Meter hoch, mit dickem Stamm im australischen Urwald. Welche Schmerzen dieser Baum verursacht, weiß Dr. Marina Hurley: Der könne nämlich "unter Umständen noch schlimmer als der Geburtsschmerz" werden - "als würdest Du verbrannt und gleichzeitig mit Säure verätzt".

Staude des Jahres: das japanische Berggras

Für diejenigen, die ein halbschattiges Plätzchen im Garten mit lehmig-humösem Boden haben ist die Staude des Jahres die passende Schönheit: das japanische Berggras.

Wie ein grüner Puschel wächst der Schopf des Japan-Berggrases, das es in verschiedenen Färbungen und Mustern gibt. Es kann einzeln stehen oder als Beeteinfassung - wie Perlen an einer Schnur. In Japan wächst das Berggras in lichten Wäldern und kommt vom Mount Hakone auf der Insel Honshu.

Ein Thema in den "Bunten Funkminuten" vom 28.01.2022 auf SR 3 Saarlandwelle.