Kind fühlt sich in der Schule nicht wohl

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Kind fühlt sich in der Schule nicht wohl

Text: H. J. (Pädagogin und Erziehungswissenschaftlerin) / Letzte Aktualisierung: 12.10.2021

Kind fühlt sich in der Schule nicht wohl
Was tun bei Überforderung in der Schule? Wie Symptome / Anzeichen erkennen? - Foto: © pictworks

Erfahren Sie in diesem Artikel wie Eltern ihren Kindern bei einer Überforderung in der Schule helfen können und welche Anzeichen es gibt.

Wenn Kinder in der Schule überfordert sind - Das können Eltern tun

Zwar denken viele Erwachsenen gern an ihre Schulzeit zurück, aber dabei wird häufig vergessen, dass ein Schultag recht stressig sein kann. Das Lernen, der ganztägige Kontakt mit anderen Kindern und die Anforderungen der Lehrer sind zwar von den meisten Kindern problemlos zu bewältigen, aber einige fühlen sich dadurch überfordert und können sogar krank werden. Ein Kind kann durch den Schulstoff, durch den Konkurrenzdruck zu anderen Kindern oder durch Leistungsdruck in jedem Lebensalter überfordert sein. Selbst Kinder, die die Schule in den ersten Klassen mit links gemeistert haben, können an den Punkt der Überforderung kommen.

Ursachen für Überforderung in der Schule

Symptome / Anzeichen - Überforderung eines Kindes in der Schule erkennen

Oftmals bemerken Lehrer und Eltern die Überforderung eines Kindes nicht oder erst sehr spät. Es gibt jedoch erste Anzeichen, die darauf hinweisen. Häufig handelt es sich um körperliche Beschwerden, die auffällig oft nur an Schultagen auftreten, wie Bauch- oder Kopfschmerzen. Aber auch Schlafstörungen oder Essstörungen können ein Hinweis auf übermäßigen Stress in der Schule sein.

Manche Kinder reagieren auf eine andauernde Überforderung mit einem sozialen Rückzug, das heißt, sie meiden den Kontakt mit Gleichaltrigen und verbringen ihre Zeit bevorzugt allein. Es gibt aber auch Kinder, bei denen sich eine Überforderung in verändertem Verhalten äußert: Sie stören den Unterricht, fangen unbegründet Streit mit Mitschülern oder Geschwistern an oder wirken ständig niedergeschlagen. Bei anderen wiederum fällt es durch eine Verschlechterung der schulischen Leistungen auf, dass sie überfordert sind. Selten werden Kinder ihre Eltern oder die Lehrer von allein darauf hinweisen, dass sie überfordert sind, denn in der Regel merken sie es selbst nicht.

Wie kann Kindern bei Überforderung in der Schule geholfen werden?

Stellen Eltern fest, dass ihr Kind in der Schule überfordert ist, sollten sie zunächst das Gespräch mit dem Klassenlehrer oder mit einem Vertrauenslehrer suchen. Manchmal tritt eine Überforderung nur temporär auf und hat mit bevorstehenden Prüfungen oder Klassenarbeiten zu tun. (Prüfungsangst bei Kindern) Wichtig ist es, mit dem Kind über eventuelle Probleme zu sprechen, ohne es aber unter Druck zu setzen. Das kann nämlich kontraproduktiv sein. Im schlimmsten Fall fühlt sich das Kind noch mehr überfordert und zieht sich gänzlich zurück. Je nachdem, ob sich die Überforderung nur auf bestimmte Aufgaben und Fächer oder auf den gesamten Schulalltag bezieht, werden unterschiedliche Lösungen benötigt. Die Überforderung vor einer Klassenarbeit oder durch schlechte Schulnoten kann meistens schon durch gemeinsames Üben oder die Teilnahme an Förderstunden ihren Schrecken verlieren. (Ist Nachhilfe Unterricht sinnvoll?) Ist das Kind jedoch generell durch die Schule überfordert, kann eine Lernberatung beim schulpsychologischen Dienst sinnvoll sein. Unter Umständen muss durch den Kinderarzt abgeklärt werden, ob nicht unerkannte Erkrankungen die Ursache für die Überforderung sind. Auch Spannungen und Streit im Elternhaus können übrigens dazu führen, dass sich ein Kind in der Schule nicht mehr konzentrieren kann und deshalb nach einiger Zeit durch den Unterrichtsstoff überfordert ist.

Wie kann Überforderung in der Schule vermieden werden?

Zwar wird sich eine Überforderung in der Schule nicht in jedem Fall vermeiden lassen, aber dennoch können Eltern viel dazu beitragen, dass ihr Kind die Schule gern besucht und weniger als Stress empfindet. Am wichtigsten ist es dabei, dem Kind die Angst vor einem Versagen zu nehmen. Die Welt geht nicht unter, wenn einmal eine Klassenarbeit misslingt, aber man hat die Chance besser zu werden. Suchen Sie wenn nötig das Gespräch mit dem Klassenlehrer oder Fachlehrer. Zur Not können Sie sich auch an den Direktor der Schule oder den Vertrauenslehrer wenden! Oder nutzen Sie Beratungsangebote freier Träger wie zum Beispiel der Caritas.

Eltern sollten ihr Kind außerdem ernst nehmen, wenn es über Probleme in der Schule oder mit Mitschülern sprechen möchte. Gemeinsam kann man dann nach Lösungen suchen. Häufig lässt sich eine spätere Überforderung bereits durch sorgfältiges Erledigen der Hausaufgaben vermeiden. Ein ruhiger Arbeitsplatz und bei Bedarf die Unterstützung durch die Eltern / Großeltern erleichtern dem Kind das Erledigen dieser oftmals ungeliebten Angelegenheit. (Stressfrei Hausaufgaben machen) Auch ein regelmäßiger Tagesablauf, ausreichend Schlaf, ein abwechslungsreiches Frühstück und gesundes Essen für die Pause sind einfache Mittel, die dem Kind den Schulalltag einfacher machen.


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Schulprobleme kennen fast alle Familien – denn früher oder später wirken sich schulische Schwierigkeiten auch auf den Alltag aus. Da ist es gut, wenn Fragen rechtzeitig aufgegriffen und Lösungsmöglichkeiten ausprobiert werden. Anhand der folgenden Beispiele erläutere ich Ihnen die häufigsten Schulprobleme und zeige mögliche Hilfen auf.

1. Schlechte Noten/Schlechtes Zeugnis

Beispiel: Elias versteht die Welt nicht mehr. Seit seinem Wechsel in die fünfte Klasse sind seine Noten dramatisch abgerutscht. Inzwischen traut er sich kaum noch gute Leistungen zu und hat wachsende Angst vor dem Versetzungszeugnis.

Mein Tipp: Gehen Sie auf Ursachensuche. Schlechte Noten können viele Gründe haben. Wenn die Ursache erkannt ist, kann auch daran gearbeitet werden. Elias braucht dringend Erfolgserlebnisse.

  • Lernlücken können mit Nachhilfe aufgearbeitet werden.
  • Seh- und Hörprobleme können medizinisch korrigiert werden.
  • Bei Überforderung hilft eine Klassenwiederholung oder ein Schulwechsel.

2. Mobbing/Ausgrenzung

Beispiel: Marie fühlt sich ausgegrenzt. In der Pause ist sie meistens alleine, oft tuscheln die anderen Mädchen über sie. In letzter Zeit verschwinden sogar Gegenstände aus ihrem Ranzen.

Mein Tipp: Marie braucht Hilfe von ihren Eltern und Lehrern. In der Schule muss konsequent gegen Mobbing vorgegangen werden. Dazu müssen Sie in so einem Fall die Lehrer informieren. Das Thema gehört in den Unterricht. Sie als Eltern können parallel dazu das Selbstbewusstsein Ihres Kindes stärken, indem Sie etwa für sportliche Erfolge sorgen oder Ihrem Kind immer wieder ganz deutlich sagen, dass es keine Schuld trifft an der Situation.

3. Konzentration/ADHS

Beispiel: Amelie vergisst oft ihre Hausaufgaben und ist auch sonst sehr verträumt, sodass sie vieles im Unterricht nicht mitbekommt. Dass ihr Schulstoff fehlt, beginnt sich an den Noten bemerkbar zu machen.

Mein Tipp: Nicht immer ist mangelnde Konzentrationsfähigkeit die Ursache für Schwierigkeiten mit der Aufmerksamkeit. Auch fehlende Motivation kann eine Ursache sein. Langweilt Amelie sich vielleicht im Unterricht?

  • Mit einem Konzentrationstraining kann ihre Aufmerksamkeit verbessert werden, beispielsweise mit regelmäßigen Übungen zur Förderung der Wahrnehmungsbereiche (Hör-/Sehtraining). Achten Sie darauf, dass die Trainingseinheiten langsam länger werden.
  • Mit individuellen Anreizen steigt die Motivation. Ein Belohnungsplan kann dabei sehr gut helfen. Vergisst Ihr Kind die Hausaufgaben nicht, bekommt es ein Smilie, für fünf Smilies gibt’s eine Anerkennung.

4. Prüfungsangst/Blackout in der Prüfung

Beispiel: Luca lernt sorgfältig für Klassenarbeiten. Trotzdem überfällt ihn regelmäßig Panik, wenn die Aufgabenblätter ausgeteilt werden. Er kann sich dann nicht mehr konzentrieren.

Mein Tipp: Bei Prüfungsangst handelt es sich fast immer um eine Versagensangst. Sprechen Sie mit Ihrem Kind durch, was schlimmstenfalls passieren könnte. Sichern Sie ihm für diesen Fall Ihre Unterstützung zu, sodass es die Angst vor dem Versagen verliert. Legen Sie anschließend Wert auf eine gründliche Vorbereitung, und denken Sie über Entspannungstechniken wie autogenes Training nach. Haben Sie Geduld: Prüfungsangst vergeht nur langsam.

5. Teilleistungsstörungen wie Legasthenie/Dyskalkulie

Beispiel: Gwendolins Rechtschreibung wird einfach nicht besser. Sie schreibt selbst bekannte, einfache Wörter immer wieder anders. Auch Benjamin ist verzweifelt, denn ihm fällt das Rechnen so schwer. Alles Lernen hilft nichts. Zusammen mit Eltern und Lehrern haben die Kinder schon alles Mögliche ausprobiert. Vergebens!

Mein Tipp: Vermuten Sie, dass bei Ihrem Kind eine Teilleistungsstörung vorliegt? In Erziehungsberatungsstellen, bei Lerntherapeuten oder Psychologen können entsprechende Tests auf Legasthenie oder Dyskalkulie durchgeführt werden. Denn Kinder wie Gwendolin und Benjamin benötigen qualifizierte Hilfe von Lerntherapeuten. In bestimmten Fällen werden die Kosten dafür von den örtlichen Jugendämtern übernommen.

6. Stress mit den Lehrern

Beispiel: Carl fühlt sich immer wieder ungerecht von seiner Klassenlehrerin behandelt. Er hat das Gefühl, nichts richtig machen zu können. Seine Motivation ist auf dem Tiefpunkt.

Mein Tipp: Manchmal hilft eine gemeinsame Aussprache zwischen Eltern, Kind und Lehrer. Denn viele Probleme können im sachlichen Gespräch angesprochen und gelöst werden. Nutzen Sie dazu unsere ausführliche Checkliste für Lehrer-Gespräche (siehe Download-Hinweis).

7. Verhaltensauffälligkeiten/ Rolle als Klassenclown

Beispiel: Luis stört immer wieder den Unterricht. Er bleibt nie an seinem Platz sitzen und redet ständig dazwischen. Der Lehrer ermahnt ihn permanent, und auch Luis fühlt sich in der Klasse nicht mehr wohl.

Mein Tipp: Luis’ Verhalten kann viele Gründe haben. Vielleicht ist er überfordert, gelangweilt oder er hat generell Probleme mit dem Stillsitzen. Führt ein Gespräch mit Luis zu keinem Ergebnis, können sich seine Eltern an den zuständigen Schulpsychologen oder auch an eine Erziehungsberatungsstelle wenden.

8. Außenseiter sein/ Einsamkeit

Beispiel: Leo findet in seiner Klasse keine Freunde. Er wird nicht zu Geburtstagen eingeladen und trifft sich nachmittags nie mit Klassenkameraden.

Mein Tipp: Kein Kind ist gerne Außenseiter, das kränkt und schwächt das Selbstbewusstsein. Um zumindest einen Freund in der Klasse zu finden, gibt es viele Möglichkeiten: Leo kann in den gleichen Sportverein gehen wie einige seiner Klassenkameraden, einzelne Kinder zu sich nach Hause einladen oder auch eine Party veranstalten.

9. Zu schüchtern zum Melden oder Reden vor der Klasse

Beispiel: Sarah traut sich nicht, im Unterricht aktiv mitzuarbeiten. Ihre Noten wären besser, wenn sie sich regelmäßig melden würde.

Mein Tipp: Schüchternheit ist schwer abzulegen. In kleinen Mini-Schritten kann Sarah trotzdem mutiger werden, zum Beispiel die Hausaufgaben gut vorbereiten und sich dann zum Vortragen melden. So kann Sarah sicher sein, dass sie keine falsche Antwort gibt. Das baut auf und macht Mut für mehr.

10. Unterforderung/ Hochbegabung

Beispiel: Luisa konnte schon früh lesen, ist neugierig und hat eine schnelle Auffassungsgabe. Trotzdem werden ihre Noten immer schlechter.

Mein Tipp: Hochbegabte Kinder schalten im Unterricht irgendwann vor lauter Langeweile einfach ab. Dann bekommen sie die Inhalte nicht mehr mit und beginnen, schlechte Noten zu schreiben. Ein Intelligenztest gibt Aufschluss darüber, ob bei Luisa eine Hochbegabung vorliegt. Mit individuellen Aufgaben oder einem Klassenwechsel kann solchen Kindern der Spaß am Lernen zurückgegeben werden.