Welche tiere leben in hecken

In vielen Gärten werden vorrangig exotische Ziergehölze oder Nadelbäume gepflanzt, die für die heimische Tierwelt nur von geringem ökologischem Nutzen sind. Wesentlich reicher ist das Tierleben in einer Hecke aus heimischen Wildsträuchern.

Welche tiere leben in hecken

Rotdrossel - Foto: NABU/Oscar Klose


Allgemeine Informationen

Wohl in jedem Garten findet man Hecken oder zumindest einzelne Sträucher. Vielfach werden allerdings fremdländische Ziergehölze und Nadelbäume gepflanzt, die für die heimische Tierwelt nur von geringem ökologischem Nutzen sind. Grundsätzlich muss man allerdings unterscheiden zwischen Schnitthecken und freiwachsenden Hecken. Während eine Schnitthecke (meistens aus Hainbuche, Liguster oder Weißdorn) wegen des regelmäßigen Stutzens kaum zum Blühen und Fruchten kommt, können sich in einer freiwachsenden Hecke die einzelnen Heckensträucher im wesentlichen frei entfalten. Wenn sich der Traum von einer wuchtigen, freiwachsenden Feldhecke - eigentlich ein zentrales Element des naturnahen Gartens - auch vielleicht aus Platzgründen auf ein paar Wildrosen, einen einzeln stehenden Weißdorn oder das Holundergebüsch am Schuppen reduziert, so ist dies doch allemal besser als ein mit diversen Exoten möblierter Garten.

Warum besser? Im Laufe einer langen gemeinsamen Entwicklungsgeschichte hat sich das ökologische Gefüge zwischen heimischen Tieren und heimischen Pflanzen sehr eng aufeinander eingespielt; die meisten fremdländischen Gehölze sind daher im ökologischen Sinne wertlose Fremdkörper - sozusagen lebende Gartenmöbel. Zwei Beispiele: Die Früchte des heimischen Weißdorns werden von 32 Vogelarten gefressen, die des nahverwandten nordamerikanischen Scharlachdorns jedoch nur von zwei Arten. Noch deutlicher ist das Verhältnis beim Wacholder: Der heimische Strauch ernährt 43 Vogelarten, der häufig in Gärten gepflanzte Chinesische Wacholder dagegen nur eine einzige Art! Ähnliches gilt für Insekten, deren Larven oftmals auf wenige oder gar nur eine einzige Nahrungspflanze spezialisiert sind. Während heimische Wildsträucher ein schier unerschöpfliches Nahrungsangebot für zahlreiche Insekten in allen Entwicklungsstadien bieten, wird man an exotischen Gehölzen in unseren Gärten kaum jemals Fraßspuren von Raupen etc. finden.


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Distelfalter an Sommerflieder - Foto: Helge May

Ein gutes Beispiel hierfür ist der beliebte, jedoch nichtheimische Sommerflieder oder Schmetterlingsstrauch - für erwachsene Falter zwar eine sehr begehrte Nektarquelle, als Raupenfutterpflanze aber völlig wertlos. Ohne Raupen wiederum fehlt die Nahrungsgrundlage für Meisen und andere Vögel! Da nützt dann auch der wohlmeinend aufgehängte Nistkasten nichts.Nun muss man deswegen keineswegs alle nichtheimischen Gehölze rigoros aus den Gärten verbannen, zumal einige von ihnen wie etwa Flieder, Jasmin oder Forsythie auf eine lange Gartentradition zurückblicken. Man kann sie aber wunderbar mit heimischen Wildsträuchern kombinieren, zumal diese nicht nur ökologisch ungleich wertvoller, sondern oft mindestens ebenso attraktiv sind. So braucht etwa eine blühende Schlehe oder ein fruchtendes Pfaffenhütchen absolut keinen Vergleich mit teuren Exoten oder Zuchtformen zu scheuen. Dies nützt übrigens auch dem Geldbeutel, denn heimische Wildsträucher kosten nur ein paar Euro. Übrigens ein Umstand, der viele Leute davon abhalten mag, Wildsträucher statt Exoten zu pflanzen - nach dem Motto "Was wenig kostet, kann nichts taugen"...Heimische Wildsträucher haben außerdem den Vorteil, dass sie an unsere Klimaverhältnisse angepasst und daher wesentlich robuster und pflegeleichter sind als Exoten. In der Tabelle "Wildsträucher für den naturnahen Garten" ist eine Auswahl der wichtigsten von insgesamt über 170 heimischen Arten dargestellt. Angegeben sind außerdem die zu erwartende Wuchshöhe, die bevorzugten Standortbedingungen sowie Informationen zu Blüten und Früchten.

Dabei ist zu berücksichtigen, dass die meisten Wildsträucher durchaus anpassungsfähig hinsichtlich des Standortes sind, sofern er nicht allzu krass von ihren Bedürfnissen abweicht. Unter Umständen kann sich ein weniger geeigneter Standort jedoch auf die Wüchsigkeit, die Blühwilligkeit und den Fruchtansatz auswirken.


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Weibliche Haselblüte - Foto: Helge May

Diese Angaben ermöglichen es, für nahezu jede Gartensituation die passenden Wildsträucher auszuwählen und diese so zu kombinieren, dass fast das ganze Jahr über etwas blüht oder fruchtet. Wie viel langweiliger ist da doch eine eintönige Lebensbaumhecke oder die in vielen herkömmlichen Gärten schon fast obligatorische Grundstücksbegrenzung aus serbischen Fichten, die nach wenigen Jahren ohnehin oben zu hoch und unten zu kahl werden... Warum also nicht gleich eine Mischhecke aus Hasel, Rotem Hartriegel, Holunder, Brombeere oder Wildrosen anpflanzen? Da jeder Wildstrauch bei tierischen Kostgängern unterschiedlich beliebt ist bzw. unterschiedlichen Tierarten Nahrung bietet, empfiehlt sich eine Heckenpflanzung aus möglichst vielen verschiedenen Straucharten. Allerdings sollte dies auch wiederum keine beliebig bunt zusammengewürfelte Mischung sein, sondern die Pflanzenauswahl sollte sich zumindest in groben Zügen nach den jeweiligen Standortansprüchen der einzelnen Arten richten. Man kann sich dabei in etwa daran orientieren, was in der näheren Umgebung wildwachsend vorkommt.

Weitere Aspekte bei der Vergesellschaftung sind die unterschiedliche Wüchsigkeit der einzelnen Arten und damit ihr jeweiliger Platzbedarf sowie die unterschiedlichen Blüh- und Fruchtphasen. Auch optische Gesichtspunkte spielen im Garten natürlich eine wichtige Rolle.



Wie sollte eine freiwachsende Hecke aufgebaut sein?

Was die Länge der Hecke anbelangt, gilt die Regel: Je länger, desto besser. Wenn der Platz es erlaubt, sollte die Pflanzung mindestens zwei- oder besser dreireihig erfolgen, wobei die größer werdenden Gehölze in den Hintergrund bzw. in die Mitte gesetzt werden, die kleineren entsprechend davor. Auf diese Weise wird ein stufiger Aufbau erreicht. Es ist auch darauf zu achten, dass lichtbedürftige Arten nicht zu sehr beschattet werden. Übrigens: Falls die Hecke an der Grundstücksgrenze zum Nachbarn gepflanzt wird, sind gegebenenfalls nachbarschaftsrechtliche Bestimmungen (Abstand!) zu beachten. Die beste Lösung wäre jedoch zweifellos eine gemeinsame Hecke. Für eine dreireihig gepflanzte, freiwachsende Hecke kann man gut und gerne eine Breite von fünf bis sechs Metern rechnen. In kleineren Gärten wird man sich wohl eher mit kleineren Dimensionen bescheiden müssen, aber auch eine nur zwei Meter breite Hecke, ja selbst Buschgruppen oder Einzelsträucher haben durchaus noch einen hohen Wert.


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Schlehe (Schwarzdorn) - Foto: Helge May

Wichtig ist nicht nur die passende Pflanzenauswahl, sondern vor allem auch die Strukturvielfalt einer Hecke (siehe NABU-Empfehlungen für heimische Gehölze). Eine Hecke ist weitaus mehr nämlich mehr als nur eine Ansammlung von Sträuchern. Eine streng gerade Linienführung ist nach Möglichkeit zu vermeiden; eine geschwungene Linienführung mit Aus- und Einbuchtungen und wechselnder Breite lässt eine Hecke wesentlich natürlicher erscheinen als eine wie mit dem Lineal gezogene Anpflanzung. Wenn man die Hecke auf einen Erdwall setzt, bekommt man eine typische Wallhecke (Knick), was zum einen reizvoll aussieht und zum anderen differenzierte Standortbedingungen schafft. Man kann auch einen kleinen Graben davor verlaufen lassen.

Dass Falllaub im Heckenbereich liegen bleibt, sollte sich von selbst verstehen. Es ist nicht nur eine natürliche Mulchdecke, die den Boden schützt und die Sträucher mit natürlichen Nährstoffen versorgt, sondern bietet auch vielen Kleintieren Schutz. Vögel wie Rotkehlchen und Nachtigall siedeln sich nur dort an, wo ihnen Falllaubschichten ein ausreichendes Nahrungsangebot bieten. Auch Totholz in jeglicher Form, von abgestorbenen Ästen bis zu vermodernden Stämmen und Stubben, lässt sich hervorragend in eine Hecke integrieren. Dies mag dem einen oder anderen Gartenbesitzer vielleicht zunächst etwas ungewohnt, befremdlich erscheinen, aber gerade die Schaffung oder Duldung solcher Kleinstrukturen wirkt sehr natürlich und erhöht die Strukturvielfalt als Voraussetzung für Artenvielfalt ungemein. Sehr viele Insekten leben im und am toten Holz, und Igel, Wiesel, Kröten, Spitzmäuse und viele andere Kleintiere finden hier Nahrung und Unterschlupf. Wo immer Schnittholz anfällt: immer hinein in die Hecke, am besten als Reisighaufen. Von Wildrosen und Brombeeren überrankt, bietet er schon sehr bald eine sichere Kinderstube für viele Kleinsäuger und Vögel wie etwa Rotkehlchen und Zaunkönig.


Und schließlich: Was wären Hecke oder Knick ohne einen vorgelagerten Staudensaum? Er bildet nicht nur optisch, sondern auch ökologisch einen fließenden Übergang zur Umgebung. Dazu lässt man vor der Hecke einfach einen ein bis zwei Meter (in der freien Landschaft mindestens fünf Meter) breiten Streifen wachsen und mäht ihn - am besten abschnittweise - nur einmal im Jahr im Spätherbst oder noch besser im zeitigen Frühjahr. Sehr zu empfehlen ist die Einsaat spezieller Samenmischungen krautiger Pflanzen der Heckensäume, die für jeweils unterschiedliche Standortbedingungen im Fachhandel erhältlich sind. Blüten und Samen der im Heckensaum gedeihenden Wildkräuter ernähren vor allem Insekten und Vögel.

Eine vielseitig strukturierte Hecke beherbergt ein so reiches Leben, dass man sie geradezu als "ökologisches Rückgrat" des naturnahen Gartens bezeichnen kann. Darüber hinaus bietet die Hecke auch dem menschlichen Auge und Gaumen Genüsse rund ums Jahr. Vom zeitigen Frühjahr bis weit in den Juni hinein leuchten die Blüten der verschiedenen Wildsträucher, und dann erscheinen schon bald die ersten reifen Früchte, die die Hecke bis weit in den Winter hinein zieren - sofern sie nicht vorher von Vögeln gefressen oder vom Menschen geerntet werden. Leider sind heutzutage viele der köstlichen Wildfruchtrezepte ein wenig in Vergessenheit geraten: Holundersuppe, Holunderblütenpfannkuchen, Schlehenlikör, Sanddornsaft oder Brombeergelee sind nur einige der Delikatessen, die uns die heimische Natur schenkt. Wir brauchen ihr nur den ihr gebührenden Platz im Garten einzuräumen.



Tipps zu Pflanzung und Pflege von Heckensträuchern

Gepflanzt wird außerhalb der Vegetationsperiode, am besten im Herbst, damit die Pflanzen bereits gut anwurzeln und im Frühjahr gleich austreiben. Aber auch das zeitige Frühjahr ist als Pflanzzeit gut geeignet. Bei größeren Pflanzungen erstellt man vor dem Kauf am besten einen Pflanzplan, um Art und Anzahl der gewünschten Gehölze festzulegen. Danach legt man die zu pflanzenden Sträucher erst einmal an den ihnen zugedachten Platz oder schlägt sie leicht ein, damit die empfindlichen Wurzeln nicht austrocknen. ("Einschlagen" bedeutet provisorisches Pflanzen: Loch buddeln, Pflanze mit den Wurzeln hineinstellen, Loch zutreten). Etwaige Korrekturen der räumlichen Anordnung lassen sich so leicht durchführen. Dann kann endgültig gepflanzt werden.


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Ebereschenfrüchte (Vogelbeeren) - Foto: Helge May

Dabei muss unbedingt auf einen ausreichenden Abstand zwischen den einzelnen Gehölzen geachtet werden; bei einer freiwachsenden Hecke, bei der sich im Gegensatz zur regelmäßig gestutzten Schnitthecke die einzelnen Sträucher einigermaßen frei entfalten können, je nach Wüchsigkeit und Wuchsform mindestens anderthalb bis zwei Meter. In den ersten zwei bis drei Jahren sieht die Neupflanzung vielleicht etwas mickrig aus, aber die Lücken werden dann doch sehr schnell geschlossen. (Bei einer Schnitthecke müssen die Pflanzabstände natürlich sehr viel geringer sein. Dies macht es im übrigen aber leider auch unmöglich, eine Schnitthecke durch einfache Unterlassung des regelmäßigen Rückschnitts in eine freiwachsende Hecke umwandeln zu wollen. Die einzelnen Sträucher würden sich im Kampf um Platz und Licht gegenseitig unterdrücken).Das Pflanzloch wird etwa doppelt so breit und tief ausgehoben wie der Wurzelballen groß ist. Die Wurzeln werden mit einem scharfen Messer eingekürzt - das regt die Feinwurzelbildung an - und faule oder verletzte Stellen ausgeschnitten. Alsdann wird der Strauch in das Loch gestellt, das Loch locker wieder verfüllt und die Pflanze leicht hochgerüttelt, so dass am Ende nur der Wurzelbereich gut mit Erde bedeckt ist. Anschließend wird reichlich gewässert und die Erde im Pflanzloch festgetreten.Nun müssen die Sträucher - zumindest soweit sie mit losem Wurzelwerk und nicht als Topf- oder Ballenware gekauft wurden - noch zurückgeschnitten werden. Dies gilt besonders im Frühjahr, wenn die Triebe bereits gut belaubt sind oder gar Blütenknospen tragen. Solange die Wurzeln noch nicht richtig ausgebildet sind, würden die Blätter zuviel Wasser verdunsten, und die Pflanze würde vertrocknen. Die Sträucher treiben nach dem Rückschnitt umso kräftiger wieder aus. Um zu verhindern, dass die meist noch kleinen Gehölze in den ersten Jahren von hochwüchsigen Gräsern und Stauden überwuchert werden, empfiehlt es sich, zwischen den Sträuchern eine Mulchdecke aufzubringen, bis sie groß und kräftig genug geworden sind.

Auch eine freiwachsende Hecke kommt nicht ohne gelegentliche Pflegemaßnahmen aus. Zu groß gewordene Gehölze sollte man entsprechend zurückschneiden. Vor allem, wenn sie von unten her verkahlen, empfiehlt sich ein radikaler Rückschnitt bis etwa 30 bis 40 Zentimeter über dem Boden ("auf den Stock setzen"). Niemals sollte aber die gesamte Hecke auf einmal gestutzt werden! Es sollten immer nur einzelne Büsche entweder ausgelichtet oder auf den Stock gesetzt werden, damit die Tiere nicht plötzlich ihren gesamten Lebensraum verlieren.


Liste für heimische Gehölze

2.2 MB - NABU-Empfehlungen für heimische Gehölze