Während in den 60er Jahren noch viele Forderungen nach Mach-3-schnellen Flugzeugen aufkamen, setzten sich in der Folgezeit andere Einsatzprioritäten durch. Dennoch gibt es auch bis heute wahre Geschwindigkeitswunder, die nach wie vor am Himmel zu sehen sind. In unserer Liste haben wir jedoch nur Flugzeuge berücksichtigt, die von Turbofans oder Turbojets angetrieben werden. Deshalb taucht beispielsweise die North American X-15 nicht auf, die 1967 in 59 Kilometern Höhe 7274 km/h erreichte – allerdings mit Raketentriebwerk, befeuert mit Ammoniak, flüssigem Sauerstoff und Wasserstoffperoxid. Auch die Bell X-2 Starbuster, ebenfalls raketengetrieben, fehlt in der Liste. Sie erreichte 1956 als erstes Flugzeug Mach 3 und flog 3379 km/h schnell. Show
Platz 10: Suchoi Su-27 – 2496 km/h© Patrick Zwerger Die Su-27 bildet den Ausgangspunkt der erfolgreichen Flanker-Familie von Suchoi. Der erste Prototyp mit der Bezeichnung T-10 flog am 20. Mai 1977. Nach umfangreichen Änderungen ging die Su-27 schließlich Mitte der 80er Jahre in Dienst und beeindruckte Beobachter in Ost und West vor allem mit ihrer Wendigkeit. So verblüffte Suchoi-Testpilot Wiktor Pugatschow auf dem Pariser Aérosalon 1989 das Publikum mit der „Pugatschow-Kobra“ – einem Flugmanöver, dessen Choreographie einer angreifenden Kobra gleicht und das nur mit wenigen Flugzeugmustern machbar ist. Aus der Su-27 entstanden später die Weiterentwicklungen Su-30, Su-33 und Su-35. Auch der doppelsitzige Jagdbomber Su-34 basiert auf der Ur-Flanker. Nach wie vor erfreut sich die Su-27-Familie sowohl in Russland als auch international bei den Streitkräften großer Beliebtheit. Über 1000 Flanker sämtlicher Baureihen stehen derzeit weltweit im Einsatz. Antrieb: zwei Saturn AL-31-F1 mit je 122,58 kN Schub Leermasse: 16380 kg maximale Startmasse: 30450 kg Höchstgeschwindigkeit: Mach 2.35 Platz 9: Vought XF8U-3 Crusader III – 2576 km/h
Foto und Copyright: Vought Aircraft Inc. Als Konkurrent der F-4 Phantom im Wettbewerb um einen neuen Jäger für die US Navy war die Crusader III für Geschwindigkeiten bis Mach 3 entwickelt worden. In der Erprobung erzielten die Testpiloten allerdings nur Mach 2.39. Höhere Werte waren nicht mehr möglich, da das Programm nach dem Sieg der Phantom aufgegeben wurde. Die Niederlage gegen die F-4 hieß jedoch nicht, dass die F8U-3 ein schlechteres Flugzeug gewesen wäre. Vielmehr entstanden beide Typen aufgrund unterschiedlicher Kriterien: das Vought-Modell als reiner Jäger, das McDonnell-Produkt schon als Mehrzweckflugzeug. Die Piloten des Bewertungskommandos waren von beiden Jets angetan: „Die F8U-3 war unglaublich frei von Problemen und ein Genuss zu fliegen. Hätten wir uns damals zwei Jagdflugzeuge im Inventar leisten können, hätten wir zwei sehr gute Maschinen gehabt“, sagte Navy-Testpilot Donald Engen später. Bei der US Navy galt die Crusader III noch lange Zeit als „das beste Flugzeug, das wir je storniert haben.“ Donald Engen war sich im Nachhinein sicher, dass die F8U-3 Mach 3 hätte erreichen können: „Wir hatten ein Flugzeug, das nicht von seinem Schub her limitiert war.“ Antrieb: ein Pratt & Whitney J75-P5/-6 mit kN 129 Schub Leermasse: 9903 kg maximale Startmasse: 11818 kg Höchstgeschwindigkeit: Mach 2.39 Platz 8: McDonnell XF4H-1 Phantom – 2585 km/hDie US Navy bemühte sich schon früh, ihr neues Flaggschiff mit Rekorden bekannt zu machen. Ein Prototyp der legendären F-4 Phantom erreichte eine Geschwindigkeit von mehr als 2600 km/h. Aufgrund zusätzlicher Ausrüstung waren die Serienversionen nicht ganz so schnell. Von der F-4 wurden bis 1981 – in zahlreichen Unterversionen und für die Streitkräfte zahlreicher Nationen – 5195 Exemplare gebaut. In ihrern ersten Jahren stellte die Phantom insgesamt 16 Weltrekorde auf, die teilweise bis 1975 Bestand hatten. Zwei J79-Triebwerke von General Electric trieben die auf den ersten Blick eher behäbig wirkende Phantom zuverlässig zu Höchstleistungen an. Bei Piloten war das Flugzeug stets sehr beliebt – heute steht die F-4 unter anderem noch in Griechenland, der Türkei sowie im Iran im Einsatz. Antrieb: zwei General Electric J79-GE-2A mit je 71,77kN Schub Platz 7: General Dynamics F-111F – 2655 km/h
Foto und Copyright: Paul Kaps/Words and Wings Die F-111 war das erste in Serie gebaute Kampfflugzeug mit Schwenkflügeln. Als Jagdbomber konzipiert und eingesetzt, erreichte die von ihren Piloten „Aardvark“ (Erdferkel) genannte F-111 beeindruckende Flugleistungen. In der Version FB-111 ließ sie sich zudem als Strategischer Bomber heranziehen. Die Piloten saßen im Tandem-Cockpit nebeneinander. Ihren Erstflug hatte die F-111 am 21. Dezember 1964. 1967 trat sie ihren Dienst bei der US Air Force an, die das Muster bis 1998 betrieb. Einziger Exportkunde für den Jagdbomber war die Royal Australian Air Force. Dort überdauerten die F-111 gar bis ins Jahr 2010. Auf Flugshows begeisterte der Jet regelmäßig mit seiner „Dump-and-burn“-Vorführung: Der Auslass des Fuel-Dump-Systems befand sich bei der F-111 zwischen den Triebwerken. Wurden beim Ablassen des Treibstoffs parallel die Nachbrenner eingeschaltet, zog sie deshalb einen mehrere Meter langen Feuerschweif hinter sich her. Antrieb: zwei Pratt & Whitney TF30-P-100 mit je 111,69 kN Schub Platz 6: Boeing F-15 Eagle – 2665 km/h© US Air Force
Die zweistrahlige F-15 wurde ursprünglich als Luftüberlegenheitsjäger konzipiert. Sie ging als Sieger aus dem sogenannten F-X-Wettbewerb der US Air Force für einen Phantom-Nachfolger hervor, bei dem Entwürfe von McDonnell, Fairchild Republic und North American miteinander konkurrierten. Mit der F-15E wurde aus der einsitzigen Eagle schließlich die zweisitzige Strike Eagle – ein veritabler Jagdbomber, der sich auch auf dem für die F-15 neuen Einsatzgebiet zu bewähren wusste. Antrieb: zwei Pratt & Whintey F100-PW-220 mit je 105,72 kN Schub Platz 5: Mikojan MiG-31 – 3000 km/h
Foto und Copyright: Butowski In den 70er Jahren begann Mikojan mit der Entwicklung eines Nachfolgers für die MiG-25. Ergebnis dieser Entwicklungen war schließlich die MiG-31, deren erster Prototyp am 16. September 1975 zum Jungfernflug startete. 1983 war die MiG-31 offiziell einsatzbereit. Die MiG-31 ist als schnell und hoch fliegender Abfangjäger konzipiert, dessen primäre Rolle in der Bekämpfung feindlicher Ziele aus großer Entfernung besteht. Zu diesem Zweck verfügt die bei der NATO „Foxhound“ genannte Maschine über ein Zweimann-Cockpit und ein äußerst leistungsfähiges Radarsystem. Das speziell für die MiG-31 entwickelte Zaslon-Bordradar erlaubt in seiner neuesten Ausführung Zaslon AM die gleichzeitige Verfolgung von 24 Zielen. Sechs davon können parallel angegriffem werden. Dazu nutzt es eine Antenne mit passiver elektronischer Strahlschwenkung (Phased Array). Bis heute ist die MiG-31 das einzige Flugzeug, das mit diesem Radarsystem ausgestattet ist. Als Triebwerk kommt das Solowjow D-30F6 zum Einsatz – eine Abwandlung jenes Turbofans, der unter anderem in den zivilen Modellen Tupolew 134 und Iljuschin Il-76 verwendet wurde. Auch in den nächsten Jahren wird Russlands stärkster Abfangjäger dank eines Modernisierungsprogramms weiter in Dienst bleiben. Antrieb: zwei Solowjow D-30F6 mit je 152,1 kN Schub Leermasse: 21820 kg maximale Startmasse: 46200 kg Höchstgeschwindigkeit: Mach 2.83 Platz 4: Mikojan Je-152/Je-166 – 3030 km/h© N. Akimov / FR-Archiv Mit den Jets der Je-152-Reihe erzielten sowjetische Piloten mehrere Rekorde. Das bei der NATO unter dem Codenamen „Flipper“ geführte Flugzeug basierte auf der MiG-21 und sollte als Abfangjäger hochfliegende, überschallschnelle Bomberverbände bekämpfen. Die erste Je-152 flog am 10. Juli 1959. Sie besaß noch zwei R11F-Triebwerke. Später erfolgte die Umrüstung auf das fast doppelt so starke Tumanski R15B-300, das im Nachbrennerbetrieb über 100 kN Schub lieferte. Eigentlich hatte die Sowjetunion geplant, die die Je-152 in Serie zu fertigen. Allerdings arbeitete das R15-Triebwerk zu unzuverlässig und die Erprobung zog sich hin, weshalb man sich letztlich entschied, von einer Massenproduktion abzusehen. Stattdessen wurden die Konstruktionsgrundlagen des Flugzeugs nach China verkauft. Dort entstand schließlich auf dieser Basis die Shenyang J-8/F-8, die im Juli 1969 zum Erstflug abhob und in zahlreichen Varianten mehr als 300 mal gebaut wurde. Antrieb: ein Tumanski R15B-300 mit 67,03 kN Schub Platz 3: North American XB-70 Valkyrie – 3277 km/h© NASA Mit ihren sechs je 137,9 kN starken General Electric YJ93-Triebwerken war die XB-70 womöglich das lauteste nicht-raketenbetriebene Flugzeug, das jemals vom Boden abhob. Selbst heute muten die Daten des Mach-3-schnellen Bombers fantastisch an. Nicht nur seine Geschwindigkeit, sondern auch die hohe Startmasse beeindruckt nach wie vor. Der Erstflug des weißen Giganten erfolgte am 21. September 1964. Die Valkyrie sollte als Erprobungsträger aufzeigen, dass der Bau eines Mach 3 schnellen Atombombers technisch machbar war. Auch eine spätere Serienproduktion als Nachfolger für die Boeing B-52 stand anfangs in Aussicht. Letztlich wurden allerdings nur zwei Erprobungsträger gebaut. Ihre Außenhaut erreichte aufgrund der Reibungshitze bei Flugtests Temperaturen von bis zu 330 °C, wodurch sich bisweilen gar der weiße Lack auflöste. Eine der beiden XB-70 stürzte am 8. Juni 1966 ab, als am Ende eines Fotofluges mehrerer Kampfjets mit GE-Triebwerken die von Joe Walker geflogene F-104 in die Wirbelschleppen der Valkyrie geriet, unkontrollierbar wurde und das Leitwerk des Bombers abrasierte. Sowohl der Starfighter-Pilot Walker als auch der Valkyrie-Copilot Carl Cross kamen bei dem Unfall ums Leben. Die verbleibende Maschine spulte den Rest des Erprobungsprogramms danach im Alleingang ab. Ihr letzter Flug fürhte sie ach Dayton/Ohio, wo sie heute als Star der Ausstellung im USAF-Museum zu bestaunen ist. Antrieb: sechs GE YJ93-GE-3 mit je 137,9 kN Schub Leermasse: 114880 kg maximale Startmasse: 242219 kg Höchstgeschwindigkeit: Mach 3 Reichweite: 6900 km Platz 2: Mikojan Je-155M (MiG-25) – 3465 km/hIm Kurvenkampf behäbig und alles andere als wendig, trumpfte die MiG-25, die 1964 erstmals abhob, vor allem mit ihrer enormen Geschwindigkeit auf. Ziel des Entwurfs war es, einen Abfangjäger zu erschaffen, der es sowohl mit den Überschallbombern der US Air Force à la Convair B-58 als auch mit der XB-70 sowie der ebenfalls Mach 3 schnellen Lockheed A-12 aufnehmen konnte. Das Profil hierfür war klar definiert: Höhentauglichkeit bis 25 Kilometer und jede Menge Schub. Den erhielt die MiG-25 von ihren zwei Tumansky R15B-300, die dem wuchtigen Flugzeug Geschwindigkeiten jenseits der 3000 km/h ermöglichten. Anfang der 70er-Jahre modifizierte Mikojan die MiG-25 versuchsweise zur leistungsgesteigerten Variante Je-155M. Vier Testflugzeuge dieser Baureihe wurden produziert. Sie stellten unter anderem auch Steigleistungsrekorde auf bis zu 35 Kilometer Höhe auf. Mit zugeschalteten Nachbrennern verfügten die beiden R-15BF2-300 über einen Gesamtschub von fast 265 kN. Antrieb: zwei Tumansky R-15BF2-300 mit je 107 kN Schub (ohne Nachbrenner) Platz 1: Lockheed SR-71 Blackbird – 3529 km/h
Die SR-71 war in den 60er-Jahren im Auftrag der CIA von den Lockheed-„Skunk Works“ entwickelt worden und stand als Strategischer Aufklärer bis 1998 bei der US Air Force im Einsatz. Die beiden J58-Turbojets des für Höhen bis 30 Kilometer ausgelegten Flugzeugs wurden mit dem schwer entzündlichen Treibstoff JP7 betrieben und arbeiteten bei sehr hohen Geschwindigkeiten auch als Staustrahltriebwerke. Beim Anlassen musste stets Triethylboran eingespritzt werden. Vorläufer der SR-71 waren die Lockheed A-12 (Aufklärer) und YF-12 (Versuchsträger für einen Mach 3-Jäger), die beide ähnliche Flugleistungen aufwiesen. Von den 32 gebauten SR-71 gingen zwölf im Einsatz verloren – immer ohne Feindeinwirkung. Nach ihrer Karriere bei der US Air Force diente die Blackbird noch knapp ein Jahr als Versuchsflugzeug bei der NASA. Antrieb: zwei Pratt & Whitney J58 mit je 151 kN Schub Leermasse: 30617 kg maximale Startmasse: ca. 63505 kg Höchstgeschwindigkeit: Mach 3.2 |