Die Grippewelle 2018 ist nach Einschätzung des Robert Koch-Instituts zu Ende - und war so stark wie seit Jahren nicht. Zwischen Ende Dezember und Anfang April erkrankten nachweislich 333.567 Menschen an einer Grippe, heißt es im aktuellen Bericht der Arbeitsgemeinschaft Influenza (AGI). Die Zahl der tatsächlich Erkrankten dürfte weit darüber liegen. Show
Zum Vergleich: In der Grippesaison 2016/2017 waren bundesweit nur 112.594 bestätigte Influenza-Fälle verzeichnet worden. In Bayern wurden allein in diesem Jahr 42.500 Grippe-Fälle registriert, meldet das bayerische Landesamt für Gesundheit (LGL). Im Vergleichszeitraum des Vorjahres waren es nur 17086 Fälle. Grippewelle 2017/2018 - eine BilanzFast ein Fünftel der registrierten Grippepatienten (18 Prozent) kam wegen der Schwere der Erkrankung in eine Klinik. Nachweislich 1665 Patienten sind durch Influenza-Viren gestorben. Die große Mehrheit (87 Prozent) war über 60 Jahre alt. Oft gab es Vorerkrankungen. Auch die Todesfallzahlen können in der Realität deutlich höher liegen, da sich Grippeerreger nicht bei allen Gestorbenen feststellen lassen. Bei einer bakteriellen Lungenentzündung als Todesursache sind sie zum Beispiel oft nicht mehr nachzuweisen. Am häufigsten kamen in den 15 Wochen der Grippewelle, die Anfang April endete, Influenza B-Viren vor (68 Prozent). Die AGI zählte unter anderem 145 Ausbrüche in Krankenhäusern, 144 in Kindergärten, 58 in Schulen und 51 in Alten- und Pflegeheimen. Impfstoff hat bei Grippewelle 2017/2018 nur bedingt geschütztEin möglicher Grund für die vielen Fälle war wohl der meist verwendete Dreifach-Impfstoff. Experten zufolge hat dieser in der vergangenen Saison teils nur bedingt geholfen, da er weniger Virenstämme abdeckt. Lesen Sie dazu auchDas Ausmaß der Grippewelle 2017/2018 hat sich aber zumindest in einem Bereich bezahlt gemacht: Gesetzlich versicherte Patienten in Deutschland bekommen künftig bessere Grippe-Impfungen von der Kasse bezahlt. Der Gemeinsame Bundesausschuss aus Spitzenvertretern von Ärzten, Kassen und Kliniken beschloss, dass in der Grippesaison 2018/19 ein neuer Vierfach-Impfstoff zu verwenden ist. Umgesetzt wird damit eine Empfehlung der Ständigen Impfkommission des Robert Koch-Instituts. Die Deutsche Stiftung Patientenschutz hatte Ende Februar kritisiert, dass noch nicht alle Kassen die Vierfach-Impfung zahlen, sondern häufig nur den halb so teuren Dreifach-Wirkstoff. Im Unterschied zu diesem richtet sich die Vierfach-Impfung laut Experten auch gegen die sogenannte Yamagata-Linie der Influenza-B-Erreger. Sie macht laut Robert Koch-Institut in dieser Saison etwa 75 Prozent der Grippefälle aus. Das Institut hatte zugleich betont, dass auch die Dreifach-Impfung guten Schutz biete. In der jetzigen Grippewelle habe die Wirksamkeit aller Impfungen zusammen bei 46 Prozent gelegen. Das sei angesichts der üblichen Schwankungsbreite von 20 bis 60 Prozent relativ gut. (dpa/AZ) KommentareTeilen Viren und Bakterien können dem Menschen gefährlich werden – seit jeher. Einige Grippewellen hatten in der Vergangenheit fatale Folgen für die Menschheit. Grippeviren, die aktuell im Umlauf sind, sind für gesunde Erwachsene in der Regel nicht lebensbedrohlich. Bettruhe hilft, die Virusinfektion auszukurieren. Bei alten und immunschwachen Menschen besteht allerdings das Risiko eines schweren Krankheitsverlaufs. Das Brisante: Es gibt nur wenige Medikamente, die ursächlich gegen Influenzaviren als Auslöser der Grippe Wirkung zeigen. Mediziner sprechen von antiviralen Medikamenten, also Mittel, die Viren hemmen. Wie die Apotheken Umschau informiert, zählen die Arzneistoffe Oseltamivir und Zanamivir zu den gegen Grippeviren wirksamen Substanzen. Virustatika seien bei Personen ohne Vorerkrankungen in der Regel nicht notwendig. Doch bei Menschen mit chronischen Erkrankungen können sie das Risiko eines schweren Krankheitsverlaufs reduzieren, heißt es weiter. Durch den medizinischen Fortschritt können schwer erkrankte Menschen durch Medikamente bis intensivmedizinische Maßnahmen gut behandelt werden. Anders sah das noch vor einigen hundert Jahren aus. Die Entwicklung von Arzneimitteln steckte in den Kinderschuhen und auch Kliniken waren längst nicht so gut ausgestattet wie heute. Ob minimalinvasive OP-Methoden, Intensivbetten mit Beatmungsgeräten* oder Infektionsschutzmaßnahmen: Heutige Klinik-Standards übertreffen die der letzten Jahrhunderte. Entsprechend schlechter waren die Menschen damals gegen gefährliche Grippewellen gewappnet, was unzählige Todesopfer zur Folge hatte. Mehr zum Thema: Corona, Erkältung oder Grippe? So unterscheiden sich die Covid-19-Symptome Spanische, russische bis asiatische Grippe: Schwere Pandemien im ÜberblickWie die Bundesärztekammer informiert, traten allein im letzten Jahrhundert drei große Influenza-Pandemien auf. 1968 und 1957 starben jeweils etwa eine Million bis vier Millionen Menschen und die spanische Grippe führte im Jahr 1918 zu bis zu 50 Millionen Grippetoten, heißt es weiter. „Experten weltweit stimmen darin überein, dass das Auftreten einer erneuten Influenza-Pandemie nur eine Frage der Zeit ist“, schreibt die Bundesärztekammer. Die schwersten Grippewellen der letzten Jahrhunderte im Überblick:
Quelle: br.de, aerzteblatt.de Die Grippeschutzimpfung gilt immer noch als der beste Schutz vor einem schweren Krankheitsverlauf. Mehr zur Grippe-Impfung erfahren Sie hier: Hochdosierter Grippe-Impfstoff verfügbar – Experte rät vor allem einer Gruppe zur Impfung, um Kliniken zu entlasten. (jg) *Merkur.de ist ein Angebot von IPPEN.MEDIA. Die Liste von Epidemien und Pandemien umfasst Ereignisse mit Epidemien bzw. Pandemien von Infektionskrankheiten.
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