Abi 97 - Gefühlt wie damals dvd kaufen

Abi ’97 – Gefühlt wie damals

  • Foto: ZDF / Georges Pauly

    Network Movie – Jutta Lieck-Klenke

    Foto: RBB / Hans-Joachim Pfeiffer

    Produktionsfirma: Provobis Film – Jens C. Susa

    Foto: BR / Ralf K.Dobrick

    TV60 Filmproduktion – Marcus Roth, Sven Burgemeister

    Foto: ZDF / Tatiana Vdovenko

    U5 Filmproduktion GmbH & Co.KG – Katrin Haase, Oliver Arnold

    Foto: MDR / Hardy Spitz

    MadeFor Film – Nanni Erben

    Foto: Degeto / Martin Rottenkolber

    Ester.Reglin.Film – Roswitha Ester & Torsten Reglin

    Tilmann P. Gangloff
    Klassentreffen mal anders: Weil einer alten Clique das Abitur aberkannt wird, müssen fünf Männer und Frauen zwanzig Jahre später eine zweite Reifeprüfung ablegen; diesmal nicht nur für die Schule, sondern auch fürs Leben. Die mit Tom Beck, Rick Kavanian, Axel Stein, Diana Amft sowie Jana Pallaske namhaft besetzte Sat-1-Komödie „Abi ’97 – Gefühlt wie damals“ ist die deutsche Version eines italienischen Originaldrehbuchs. Der Film hätte ein bisschen mehr Tiefgang vertragen können, ist aber ein kurzweiliger Zeitvertreib.

    Der Titel klingt eher nach Spielshow als nach TV-Movie, aber amüsant ist „Abi ’97 – Gefühlt wie damals“ trotzdem: Aufgrund eines Formfehlers wird dem kompletten 97er-Jahrgang eines Münchener Gymnasiums das Abitur aberkannt. Ob das juristisch alles mit rechten Dingen zugeht, zumal die Schüler völlig unschuldig sind, sei dahingestellt. Tatsache ist jedenfalls, dass auf diese Weise eine alte Clique wieder zusammenfindet, die sich im Lauf der Jahre aus den Augen verloren hat; gerade die Akademiker aus der Gruppe kommen nicht drumherum, die Reifeprüfung nachzuholen. Prompt fallen vor allem die Männer in gewohnte postpubertäre Verhaltensweisen zurück; aber auch eine unerfüllte alte Liebe findet endlich ihre Bestimmung.

    Abi 97 - Gefühlt wie damals dvd kaufen

    Foto: Sat 1 / Chris Hirschhäuser

    Das Foto trifft die Tonlage des Films sehr gut: Beck, Amft, Stein, Pallaske, Kavanian

    Schon allein die Besetzung des Quintetts kann sich sehen lassen. Tom Beck fungiert zwar als Erzähler, aber alle fünf sind gleichberechtigt, „Abi ’97“ ist ein echter Ensemblefilm. Sehenswert ist die Komödie, weil sich die fünf Hauptfiguren zum Zeitpunkt der Handlung alle an einer potenziellen Gabelung ihres Lebenswegs befinden, auch Neuropsychologe Christian (Beck), der davon zunächst allerdings keine Ahnung hat: Er genießt sein Dasein an der Seite seiner attraktiven Freundin (Christine Eixenberger) und fällt aus allen Wolken, als sie schwanger wird. Während Christian die Abiturprüfungen als schlimmsten Albtraum seines Lebens in Erinnerung hat, ist Jochen (Axel Stein) der einzige aus der Runde, der sich auf die Wiederholung freut; er fand Schule immer toll. Heute läuft es nicht mehr so gut für ihn: Nach dem Scheitern seiner Ehe ist er zurück zu seinen nur bedingt begeisterten Eltern gezogen und schläft nun wieder in dem Etagenbett, das er sich einst mit seinem Bruder geteilt hat. Radio-Moderator Piet (Rick Kavanian) hat Angst, sich zu binden, und erfindet deshalb gegenüber seiner Freundin (Kristina Dörfer) eine Familie. Die begnadete Köchin Maria (Jana Pallaske) führt ein eigenes Restaurant, ist jedoch sexsüchtig, weshalb sie ihrem sympathischen Kellner (Jerry Hoffmann) immer wieder einen Korb gibt; sie mag ihn auch, fürchtet aber, dass nach einer flüchtigen Nacht alles vorbei sein könnte. Bleibt noch die etwas chaotische alleinerziehende Anwältin Lisa (Diana Amft). Sie ist im Grunde die einzige, die mit ihrem Leben rundum zufrieden ist. Ein Mann würde ihr Glück vervollkommnen, und da sie schon zu Schulzeiten ein Auge auf Jochen geworfen hat, kommt das Wiedersehen zur rechten Zeit.

    Abi 97 - Gefühlt wie damals dvd kaufen

    Foto: Sat 1 / Chris Hirschhäuser

    Liebeserklärung an die Abi-Zeit. Vor allem die Männer (Beck, Kavanian & Stein) verfallen in postpubertäre Verhaltensweisen. Und sie mockieren sich über Glattheits- und Enthaarungswahn der heutigen Zeit. Die (Pop-)Bezüge zwischen damals und heute bleiben insgesamt halbherzig und oberflächlich. Für den Oberstreber gibt es allerdings eine Lehre: "Ohne Traurigkeit kann man das Glück nicht wirklich erleben."

    Lisa und Jochen sind die einzigen, bei denen der Film einen echten Bezug zum Jahr 1997 herstellt, schließlich waren die beiden schon damals ineinander verliebt, selbst wenn sie sich das nie eingestanden haben. Christians Verhalten ist zumindest nachvollziehbar: Er fürchtet, ein Kind werde die traute Zweisamkeit beenden (eine ähnliche Rolle hat Beck schon in der Kinokomödie „StadtLandLiebe“ gespielt). Die Bindungsängste von Piet und die Sexsucht von Maria wirken dagegen wie Drehbucheinfälle, die die Figuren interessanter machen sollen. Deshalb beschränken sich Marias diverse Auftritte in ihrer Therapiegruppe auch auf die reine Verkündung, wie viele Tage sie schon keinen Sex mehr gehabt habe. Es gibt zwar durchaus nachdenkliche Momente, aber letztlich geht der Film doch recht oberflächlich mit den Problemen um. Dass „Abi ’97“ trotzdem sehenswert ist, liegt vor allem an den witzigen Einfällen, etwa wenn Piet in seinem Auto Reste von Süßigkeiten verstreut, damit die Geschichte vom kleinen Sohn noch glaubwürdiger wirkt. Diese und andere Gags hat Regisseur Granz Henman, der zuletzt für Sat 1 ebenfalls mit Axel Stein die recht amüsante Fußballromanze „Volltreffer“ gedreht hat, sympathisch unangestrengt inszeniert. Das Drehbuch basiert auf der italienischen Komödie „Immaturi“; „Die Unreifen“ lautete auch der doppeldeutige Arbeitstitel der deutschen Version. Die Übertragung ins Deutsche stammt von Joren Sorel, ein Pseudonym, hinter dem sich ein etablierter Autor und Regisseur verbirgt.

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    Foto: Sat 1 / Arvid Uhlig

    Balsam für die sexsüchtige Seele. Hübsch ausgedacht. Jana Pallaske, Jerry Hoffmann

    Für die drei Missklänge des Films ist dagegen ganz allein Henman verantwortlich: Becks Kommentare aus dem Off sind ebenso überflüssig wie die Tatsache, dass Kavanian laut vorlesen muss, was Piet beim Chat mit einer Internetfreundin schreibt. Etwas überfordert wirken schließlich die Zwillinge Lina und Lisa Schuldeis, die Lisas altkluge Tochter spielen. Ihre anspruchsvollen Dialoge klingen sehr aufgesagt; und der fränkische Akzent der Mädchen passt natürlich nicht nach Oberbayern. Weil das offenbar auch während der Dreharbeiten aufgefallen ist, hatte irgendjemand eine bizarre Idee: Lisa erklärt den Dialekt mit der Behauptung, ihre Tochter habe ihn von einem angesagten YouTube-Kanal übernommen. Das ist zwar weit hergeholt, hätte aber funktionieren können; leider ist von Schwäbisch die Rede. Immerhin hat Diana Amft ein biografisches Alibi: Sie stammt aus Ostwestfalen. All’ das aber sind Mäkeleien, über die man auch gut hinweghören kann. Wer Filme dieser Art mag, wird „Abi ’97“ als amüsante Geschichte über fünf Menschen betrachten, die die Chance bekommen, mit vierzig endlich ihre Reifeprüfung ablegen; und das in jeder Hinsicht.

    Abi 97 - Gefühlt wie damals dvd kaufen

    Foto: Sat 1 / Arvid Uhlig

    Es wird ein Hohelied auf die Freundschaft gesungen... Diana Amft & Jana Pallaske

    Tilmann P. Gangloff ist seit 1985 freiberuflicher Fernseh- und Filmkritiker für Tageszeitungen und Fachzeitschriften, seit 1990 regelmäßiges Mitglied der Jury für den Grimme-Preis sowie Mitglied diverser anderer Fernsehpreisjurys.

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    Mit Tom Beck, Rick Kavanian, Diana Amft, Axel Stein, Jana Pallaske, Christine Eixenberger, Jerry Hoffmann, Kristina Dörfer, Lina und Lisa Schuldeis

    Drehbuch: Joren Sorel, Granz Henman. Buchvorlage: Paolo Genovese

    Regie: Granz Henman

    Kamera: Gerhard Schirlo Szenenbild: Anette Ingerl Musik: Helmut Zerlett, Christoph Zirngibl

    Produktionsfirma: Bavaria Pictures


    Bewertung: 3,5 von 6


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