Woher kamen die Weisen aus dem Morgenland

Die Weisen aus dem Morgenland sind sehr eng mit den weihnachtlichen Traditionen verknüpft. Wer hat sie nicht schon mal gesehen, die Bilder von den angeblichen drei Weisen, die zusammen mit den Hirten das Jesuskind in der Krippe zu Bethlehem, kurz nach seiner Geburt, anbeteten? Aber sind diese Geschichten wirklich wahr? Wer waren die Weisen aus dem Morgenland? Waren sie zu dritt? Wo kamen sie her? Wann haben sie Jesus besucht? Was sagt die Bibel über sie?

1. Wer waren die Weisen aus dem Morgenland und wie viele waren sie?

Die Namen der Weisen werden in der Bibel nicht erwähnt. Deshalb sind sämtliche Namen, die Du gehört hast als ihre angeblichen Namen nur eine Überlieferung.

Über ihre Anzahl: wenn uns auch das Wort Gottes sagt, dass die Weisen aus dem Morgenland drei Geschenke mitbrachten: Gold, Weihrauch und Myrrhe (Matthäus 2:21), wird aber nirgends gesagt, dass sie zu dritt gewesen sind. Was die Bibel sagt ist, dass es mehrere gewesen sind (die Weisen), was nichts anderes bedeutet, als dass sie sicherlich mehr als einer waren. Wie viele mehr können wir nicht wissen, weil die Bibel nichts darüber sagt. Nun, es kann sehr wohl sein, dass es mehr als zwei oder drei gewesen sind, denn damals war es üblich, dass lange Reisen, so wie es die Reise nach Bethlehem auch war, aus Sicherheitsgründen in großen Karavanen organisiert waren.

Was die Identität der Weisen aus dem Morgenland angeht, so ist das griechische Wort, das „die Weisen“ aus Matthäus 2:1 übersetzt, das Wort „magos“. Im Hinblick auf die Bedeutung dieses Wortes wird es benutzt, um eine Kaste von Priestern und weisen Männer unter den Medern, Perser und Babylonier zu charakterisieren, deren Lehre vorwiegend der Astronomie, Astrologie und Zauberei1 galt. Das LXX (historische Griechische Übersetzung des Alten Testaments) gebraucht dieses Wort in der Bedeutung wie es auch im Buch Daniel (siehe Daniel 1:20, 2:2, 10, 27, 4:7, 5:7, 11) steht. Es wird auch das Wort „Weise“ dafür gebraucht (Daniel 2:12, 18, 24, 27; 5:7, 8). Also wenn zum Beispiel in Daniel 5:11 steht, das Daniel „Oberster der Wahrsagepriester, der Beschwörer, Sterndeuter und Zeichendeuter“ [LXX: „magoi“: Mehrzahl von „Magos“] gewesen ist, dann heißt es, dass er zum Obersten der Kaste von Gelehrten, weisen Männern gehörte. Abgesehen von dieser Bedeutung wird das Wort „magos“ auch für den Begriff „Zauberer“ benutzt (Apostelgeschichte 13:6,8). Wie dem auch sein, in unserem Fall ist es klar, dass die Weisen, die kamen, um Jesus zu besuchen, zu einer der führenden Kasten gehörten, d.h. sie waren Mitglieder der Kaste von Gelehrten (ein Zauberer wäre niemals gekommen, um Jesus zu ehren, den Sohn Gottes).

2. Waren die Weisen Männer aus dem Morgenland in der Nacht anwesend als Jesus geboren wurde?

Wir haben sie alle an Weihnachten schon gesehen, diese Bilder von den Weisen aus dem Morgenland, die gekommen sind, um das Jesuskind in der Krippe anzubeten. So gebräuchlich diese Tradition auch sein mag, entspricht es nicht dem was wirklich passiert ist. Wir lesen zum ersten Mal von diesem Besuch der Weisen in Matthäus 2:1:

Matthäus 2:1
„Jesus wurde zur Zeit des Königs Herodes in Betlehem, einer Stadt in Judäa, geboren. BALD DARAUF kamen Sterndeuter aus einem Land im Osten nach Jerusalem. “

Gemäß dieser Verse kamen die Weisen nicht sofort nach Jerusalem als Jesus geboren wurde, sondern erst „bald darauf“. Deshalb, seitdem die Weisen in Jerusalem waren und die Dinge passierten, die in Matthäus 2:2-9 beschrieben werden (die Weisen aus dem Morgenland erreichten Jerusalem und begannen eine Suche nach dem Kind; Herodes war beunruhigt über das was sie sagten, und rief die Hauptpriester und deren Schriftgelehrte, um diese zu fragen wo der Messias denn geboren ist; Herodes rief die Weisen aus dem Morgenland insgeheim zu sich, wissbegierig um herauszufinden zu welchem Zeitpunkt denn der Stern aufging; letztendlich schickte Herodes die Weisen aus dem Morgenland fort nach Bethlehem) ist es bewiesen, dass sie niemals in der Nacht von Jesu Geburt in Bethlehem gewesen sein konnten , wie es uns die Tradition lehrt. Desweiteren sagt uns Matthäus 2:11

Matthäus 2:11
„Sie [die Weisen] gingen in das HAUS und fanden dort das Kind und seine Mutter Maria. Da warfen sie sich vor ihm nieder und erwiesen ihm Ehre.“

Wie wir hier sehen können, war Jesus nicht in einer Krippe, als sie in Bethlehem ankamen, sondern in einem Haus, d.h. an einem Platz, wo er, Maria und Josef ganz normal lebten und wirtschafteten. Offensichtlich war das nicht die Nacht, in der Jesus geboren wurde, sondern es war „BALD DARAUF“ (Matthäus 2:1). Anhand dessen können wir schlussfolgern, dass Jesus, Josef und Maria nach der Geburt von Jesus in ein Haus in Bethlehem gezogen sind.

Vielmehr war Jesus, so wie es in Matthäus 2:11 geschrieben steht, kein Baby mehr, als sie in Betlehem ankamen, sondern ein kleines Kind. Was das Alter des kleinen Jesus während ihres Besuches betrifft sagt uns Matthäus 2:16-18, dass Herodes folgendes tat, als er heraus fand, dass die Weisen ihn betrogen hatten und nicht zu ihm zurückkehrten um ihm zu berichten:

Matthäus 2:16-18
„Als Herodes merkte, dass die Sterndeuter ihn getäuscht hatten, war er außer sich vor Zorn. Er schickte seine Leute nach Betlehem und ließ in den Familien der Stadt und der ganzen Umgebung alle Söhne im Alter von zwei Jahren und darunter töten. Das entsprach dem Zeitpunkt, den er von den Sterndeutern in Erfahrung gebracht hatte.“

Für uns ist es ganz wichtig, dass wir uns merken, dass in Bezug auf diese Verse Herodes das Alter der männlichen Kinder auf 2 Jahre und jünger gesetzt hat, „DAS ENTSPRACH DEM ZEITPUNKT, DEN ER VON DEN STERNDEUTERN IN ERFAHRUNG GEBRACHT HATTE.“ In Matthäus 2:7, während seines Ausfragens der Weisen, hatte Herodes sich den exakten Zeitpunkt geben lassen, wann der Stern erschienen ist. Daraufhin wusste er also genau das Alter von Jesus. Dem zu folge, wenn Jesus also genau dann geboren wurde, als der Stern im Osten erschienen ist, kann man schließen, dass, als die Weisen aus dem Morgenland ihn besucht hatten, Jesus sogar bis zu 2 Jahre alt gewesen sein kann.

Um es zusammen zu fassen:

i) Die Bibel sagt uns nicht, dass es drei Weise gewesen sind noch erwähnt sie ihre Namen.

ii) Die Weisen aus dem Morgenland waren gelehrte Männer aus dem Osten

iii) Die Weisen aus dem Morgenland haben Jesus nicht in der Nacht seiner Geburt besucht. Gemäß der Bibel war Jesus kein Baby in der Krippe sondern ein junges Kind, als sie ihn in seinem Haus besuchten, und er war bis zu 2 Jahre alt.

Anastasios Kioulachoglou


Fußnoten

1. Siehe E.W.Bullinger: „A Critical Lexicon and Concordance to the English and Greek New Testament“, Zondervan Publishing House, MI 49530, USA, p.887.

Woher stammen die Namen der Heiligen Drei Könige? In der Bibel werden sie ja gar nicht genannt. W.S., Hamburg

Wie so vieles aus Geschichte und Tradition sind auch die Namen der Weisen aus dem Morgenland auf kompliziertem Wege zustande gekommen und haben verschiedene Quellen. Im Matthäusevangelium ist schlicht von „Magiern (das heißt Sterndeutern) aus dem Osten“ die Rede. Gemeint waren damals wahrscheinlich sternkundige Priester aus Persien oder Chaldäa. Für Matthäus sind sie mit den Geschicken der Welt vertraute Vertreter der heidnischen, nichtjüdischen Welt, die Jesus anerkennen. Eine Zahl nennt der Evangelist nicht. Er erwähnt lediglich drei Geschenke – Gold, Weihrauch und Myrrhe –, die auch eine symbolische Bedeutung haben: Gold für den König, das Heilkraut Myrrhe für den Arzt/Heiland und Weihrauch für das Göttliche. Zudem werden die Geschenke aus verschiedenen alttestamentlichen Schriften zitiert, aus Psalm 72, Jesaja 60 und aus dem dritten Kapitel des Hohenliedes.Weil in diesen Texten des Alten Testaments oft von Königen die Rede ist, die Geschenke bringen, sprachen bald einige Christen in der Antike von drei Königen, welche die damals bekannten drei Erdteile Asien, Europa und Afrika vertraten. Der König aus Afrika, den man damals aus der Gegend von Äthiopien und Sudan vermutete, musste schwarz sein. Viele Darstellungen in der Kunstgeschichte zeigen nur hellhäutige Weise; mitunter werden auch nur zwei oder gar vier, manchmal noch mehr Sterndeuter abgebildet.Zudem haben sie je nach Tradition verschiedene Namen. In der lateinischen Westkirche sind es seit dem 6. Jahrhundert Variationen von Caspar, Melchior und Balthasar. Woher die Namen genau stammen, ist unklar. Ein griechisches Geschichtswerk, entstanden um das Jahr 500 und nur in einer schlechten lateinischen Übersetzung überliefert, nennt erstmals die Namen Bithisarea, Melichior and Gathaspa. Dagegen heißen die Weisen bei den syrischen Christen Larvandad, Hormisdas und Gushnasaph; bei den Armeniern werden sie Kagba und Badadilma genannt; bei den Äthiopiern tragen sie die Namen Tanisuram, Mika, Sisisba und Awnison, Libtar, Kasäd. Die Coesfelder Mystikerin Anna Katharina Emmerick aus dem 19. Jahrhundert gab als ursprünglichen Namen Theokeno, Mensor und Sair an.

Roland Juchem

Woher kamen die Weisen aus dem Morgenland

An Epiphanias, dem 6. Januar, ziehen nach altem Brauch Kinder als Sternsinger singend von Haus zu Haus. Diese Tradition ist in vielen katholischen, aber auch in evangelischen Gegenden beheimatet. Der Tag erinnert an Jesus in der Krippe, also nach christlichem Glauben an das Erscheinen Gottes in der Welt.

Da rief Herodes die Weisen heimlich zu sich und erkundete genau von ihnen, wann der Stern erschienen wäre, und schickte sie nach Bethlehem und sprach: Zieht hin und forscht fleißig nach dem Kindlein; und wenn ihr's findet, so sagt mir's wieder, dass auch ich komme und es anbete. Als sie nun den König gehört hatten, zogen sie hin. Und siehe, der Stern, den sie im Morgenland gesehen hatten, ging vor ihnen her, bis er über dem Ort stand, wo das Kindlein war. Als sie den Stern sahen, wurden sie hocherfreut und gingen in das Haus und fanden das Kindlein mit Maria, seiner Mutter, und fielen nieder und beteten es an und taten ihre Schätze auf und schenkten ihm Gold, Weihrauch und Myrrhe. Und Gott befahl ihnen im Traum, nicht wieder zu Herodes zurückzukehren; und sie zogen auf einem andern Weg wieder in ihr Land.“

Waren die Besucher wirklich Könige? 

Nein. Im griechischen Originaltext ist von „magoi“ die Rede, Luther übersetzt mit „Weise“. Offenbar handelt es sich um Wissenschaftler, die sich mit Astronomie oder auch Astrologie auskannten. Sie könnten Angehörige einer persischen Priesterkaste gewesen sein. Erst im Laufe der christlichen Tradition wurde aus ihren kostbaren Geschenken abgeleitet, dass die Weisen wohl Könige gewesen sein müssen. Dabei spielt auch der Bezug zu in Psalm 72 und Jesaja 60 eine Rolle: Hier ist von Königen die Rede, die dem Herrn Geschenke bringen.

Woher kamen sie?

Laut griechischem Text kamen die Magier „apo anatolôn“, was Luther mit „aus dem Morgenland“ übersetzte. Es bedeutet einfach: aus dem Osten oder Orient. In dieser Erzählung im Matthäusevangelium repräsentieren die Magier aus dem Morgenland fremde Völker, die dem Messias huldigen.

Wieviele waren sie?

Im Text wird keine Zahl genannt. Dass es drei Magier waren, schloss man später aus der Zahl ihrer Geschenke.

Wie lauteten ihre Namen?

Auch dazu gibt der Evangelist Matthäus keine Auskunft. Die Namen Caspar (persisch: Schatzmeister), Melchior (hebräisch: Lichtkönig) und Balthasar (akkadisch: Gott erhalte den König) tauchten erst im Mittelalter auf. Teilweise bekamen die drei Weisen im Laufe der Zeit auch andere Namen, wie beispielsweise in Syrien, wo man sie Larvandad, Hormisdas und Gushnasaph nennt. Die drei Weisen werden als Vertreter der drei Lebensalter interpretiert: Balthasar als Greis, Melchior als ein Mann mittleren Alters und Caspar als junger Mann. Man kennt sie auch als Vertreter der Kontinente (Balthasar für Asien, Melchior für Europa und Caspar für Afrika).