Wo kann ich einen auftragskiller anheuern

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Wo kann ich einen auftragskiller anheuern

Staffel 1 - Episode 1

Auf der Darknet-Website Besa Mafia kann man angeblich einen Auftragskiller anheuern. Die Geschichte eines Mordes, eines gewaltigen Betruges und einer Liste voller Menschen in Lebensgefahr.

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Psychologie Auftragskiller

Veröffentlicht am 30.01.2014

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Mann ohne Gesicht: Über das Vorgehen und die Psyche von Auftragskillern ist wissenschaftlich bisher so gut wie nichts bekannt gewesen

Kriminologen haben britische Auftragskiller untersucht, die in den Jahren zwischen 1974 und 2013 aktiv waren. Vier Typen ließen sich unterscheiden. Ihr Honorar schwankte teilweise beträchtlich.

Fünf Polizisten waren nötig, um Richard Kuklinski am 17. Dezember 1986 Handschellen anzulegen. Der fast zwei Meter große und 135 Kilo schwere, auch als „Iceman“ bekannte Mann ahnte bereits, was ihm bevorstand – und wehrte sich heftig. Er wusste: Einmal im Gefängnis, würde er nie wieder herauskommen. Zwei Stunden vor seiner Festnahme war er dem Undercover-Agenten Dominick Polifrone auf den Leim gegangen, der seine Unterhaltung mit Kuklinski heimlich mitschnitt.

Es gebe da jemanden, den er unbedingt loswerden müsse, hatte der Agent Kuklinski erzählt. „Wären Sie an einem Auftrag interessiert?“ Kuklinski antwortete: „Wenn der Preis stimmt, dann spreche ich mit jedem.“ Aber wie genau er das Ganze anstellen wolle, fragte der Agent. „Nun, es gibt immer einen Weg“, entgegnete Kuklinski. „Wo ein Wille ist, da ist auch ein Weg, mein Freund.“

30 Jahre lang hatte Kuklinski für die Mafia in New Jersey und New York als Auftragskiller gearbeitet. Wie viele Menschen er auf dem Gewissen hatte, wusste er nicht genau – auf jeden Fall mehr als 100, vielleicht waren es sogar 200, sagte er in einem Interview für den US-Fernsehsender HBO im Jahr 2001. Wenn er einen Auftrag hatte, gab er keine Ruhe, bis dieser ausgeführt war.

„Ich würde Himmel und Hölle – und alles dazwischen – in Bewegung setzen, um dich zu finden“, sagte er. „Du wärst nirgendwo sicher.“ Er erschoss seine Opfer, erstach, strangulierte, verbrannte oder vergiftete sie. Um den Todeszeitpunkt zu verwischen, legte er seine Opfer danach häufig in eine Tiefkühltruhe – daher sein Spitzname „Iceman“.

Er tat das alles, während seine Frau Barbara und seine drei Kinder in ihrem Einfamilienhaus saßen und dachten, Kuklinski sei ein erfolgreicher Geschäftsmann, der eben häufiger mal wegmusste. Und er tat das alles ohne Anzeichen von Reue oder Mitgefühl. „Am meisten mochte ich die Jagd, die Herausforderung dabei. Das Töten war für mich sekundär.“

So bizarr und grauenhaft Berichte wie diese sein mögen: Sie sind äußerst rar – und damit von erheblicher Bedeutung für die Polizei und alle Beteiligten, die mit der Aufklärung von Morden beschäftigt sind. Denn über das Vorgehen und die Psyche von Auftragskillern ist wissenschaftlich bisher so gut wie nichts bekannt. Der Kriminologe David Wilson und seine Kollegen von der britischen Birmingham City University haben sich deshalb auf die Suche nach Spuren gemacht, die verschiedene Auftragskiller in den Jahren 1974 bis 2013 entweder in der Öffentlichkeit oder aber den Akten der Polizei hinterlassen haben.

Sie durchforsteten elektronische Pressearchive, führten Interviews mit inhaftierten Tätern und studierten Gerichtsunterlagen. „Damit konnten wir wiederkehrende Eigenschaften und Verhaltensweisen von Auftragskillern in Großbritannien identifizieren“, so Wilson. „Wir untersuchten demografische Daten, die Opfer, die Mordwaffe, den Preis für die Tat und auch, ob der Täter der Polizei bereits bekannt war.“

Im Fachmagazin „The Howard Journal of Criminal Justice“ berichten die Wissenschaftler jetzt über die teilweise überraschenden Ergebnisse. „Auftragskiller in Filmen und Videospielen töten in dunklen Bars oder von Hausdächern mit teuren Scharfschützengewehren“, sagt Wilson. „Die Realität könnte unterschiedlicher nicht sein. Britische Auftragskiller ermorden ihr Opfer eher beim Gassigehen mit ihrem Hund oder beim Einkaufsbummel in ihrer Nachbarschaft.“

Die 35 untersuchten Auftragskiller waren im Durchschnitt 38 Jahre alt, benutzten für den Mord am häufigsten eine Waffe und kamen oft aus der gleichen Gegend wie ihr Opfer – was häufig zu ihrer Festnahme führte, da Zeugen sie erkannten oder sich Spuren am Tatort leicht zu ihnen zurückverfolgen ließen. Motive für den Auftragsmord waren zumeist gescheiterte oder zerstrittene Geschäftsbeziehungen oder Liebesbeziehungen sowie Streits zwischen verschiedenen Gangs.

Die Auftragskiller bekamen für ihre Dienste weit weniger Geld, als man vermuten würde. Durchschnittlich 15.800 Pfund kostete es, ein Menschenleben auslöschen zu lassen. Das Maximum lag bei 100.000 Pfund für den Mord an einem erfolgreichen Autohändler. Doch einer der untersuchten Auftragskiller, der erst 15-jährige Santre Sanchez Gayle, erledigte seinen Auftrag sogar für nur 200 Pfund. Fälle wie die von Gayle und der einzigen Frau unter den Tätern, die zur Tatzeit 27-jährige Te Rangimaria Ngarimu, die den Mord für 700 Pfund später aus freien Stücken gestand, ließen bei den Forschern Zweifel daran aufkommen, ob es sinnvoll ist, Auftragskiller einfach in Amateure und Profis einzuteilen.

Sie erstellten aus den Fallprofilen daher eine Typologie, in die sich alle Täter recht gut einteilen ließen. Gayle und Ngarimu fallen dort in die Kategorie „Novize“. Sie sind das erste Mal als Auftragskiller unterwegs, deswegen aber noch lange nicht unprofessionell. Sie planen gut und hinterlassen wenig Spuren.

Ngarimu etwa schmuggelte sich, als Mann verkleidet, in das Londoner Krankenhaus, in dem der Dachdecker Graham Woodhatch nach einer Operation lag, und erschoss ihn dort, ohne dass es jemand bemerkte. Sie stellte sich später aufgrund von Gewissensbissen selbst. Und auch Gayle hinterließ keine Spuren am Tatort, die auf ihn hinwiesen. Er wurde nur gefasst, weil er mit dem Mord an dem knapp zehn Jahre älteren Gulistan Subasi vor seinen Freunden prahlte, die daraufhin die Polizei alarmierten.

In die zweite Kategorie, die „Dilettanten“, fallen Auftragskiller, die aus einer persönlichen Krise heraus einen Auftrag zu töten annehmen – häufig, um sich dadurch aus einer finanziellen Notlage zu manövrieren. Der Dilettant ist im Schnitt älter als der Novize und hat nur selten eine kriminelle Vorgeschichte. Er ist auch daran zu erkennen, dass er viel seltener als andere Auftragskiller Schusswaffen einsetzt, um sein Opfer zu töten.

Manchmal gibt er auch vor der Tat auf, so wie der 26-jährige Orville Wright, der zwar in die Wohnung seines Opfers Theresa Pitkin einbrach, sich aber dann der Polizei stellte, ohne Pitkin ein Haar gekrümmt zu haben. In die dritte Kategorie des „Gesellen“ fallen Auftragskiller, die bereits mehrfach gemordet haben und meist ein längeres Vorstrafenregister mit sich führen. Sie sind erfahren und in der Unterwelt vernetzt, allerdings auch der Polizei vor Ort bekannt. In der Regel werden sie daher nach einigen Morden aufgrund von Hinweisen aus der Bevölkerung oder gezieltem Nachforschen der Ermittler gestellt.

Abgebrühte Mörder wie Richard Kuklinski fallen in die Kategorie der „Meister“. Diese Profikiller haben häufig eine militärische Ausbildung absolviert und morden oft weitgehend ungestört. Da sie häufig zu ihren Tatorten reisen, sind sie dort unbekannt – und die selten hinterlassenen Spuren können ihnen nur schwer zugeordnet werden. Da in der Studie nur die Daten der erwischten Täter ausgewertet werden konnten, wissen die Forscher über diese Gruppe nicht viel – außer dass sie im Untersuchungszeitraum für bis zu 100 bislang unaufgeklärte Morde verantwortlich sein müssen.

„Diese Meister leben im Schatten – fast wie Geister“, so Wilson. „Es war deshalb bisher unmöglich, ein konkretes Bild von ihnen aufzubauen.“ Auch Kuklinski zu fassen schien lange unmöglich. Trotz zahlreicher Hinweise über Jahre gelang es erst mithilfe einer eigens eingerichteten Taskforce, ihn 1986 zu überführen. Bis zu seinem Tod im Jahr 2006 saß der „Iceman“, zu mehrfach „lebenslänglich“ verurteilt, im Gefängnis.