Welche werte werden beim blutbild untersucht

Welche werte werden beim blutbild untersucht

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Kleines und großes Blutbild sind häufig durchgeführte Untersuchungen – für den Patienten sind die Ergebnisse oftmals jedoch ein Rätsel. Was bedeutet es, wenn der Leukozyten-Wert erhöht ist? Und wofür stehen Abkürzungen wie mcv, mch oder mchc? Wir erklären Schritt für Schritt, was hinter den Abkürzungen im Blutbild steckt und welche Ursachen ein erhöhter oder zu niedriger Blutwert haben kann. Mit unserer Hilfe können Sie Ihr Blutbild einfach selber lesen.

Welche werte werden beim blutbild untersucht
Welche werte werden beim blutbild untersucht

Laborwerte verstehen: Die wichtigsten Abkürzungen

Kleines Blutbild und großes Blutbild

Ein Blutbild wird in verschiedenen Situationen durchgeführt, etwa bei einer Routineuntersuchung beim Hausarzt, bei Verdacht auf eine Infektion oder vor einer Operation. Je nach Situation wird entweder eine kleine oder eine große Blutuntersuchung vorgenommen. Ein großes Blutbild setzt sich dabei aus einem kleinen Blutbild und einem Differentialblutbild zusammen.

Bei einem kleinen Blutbild wird die Konzentration der Blutzellen – also von roten Blutkörperchen (Erythrozyten), weißen Blutkörperchen (Leukozyten) und Blutplättchen (Thrombozyten) – bestimmt. Zusätzlich werden die Konzentration des roten Blutfarbstoffs (Hämoglobin) und der Hämatokritwert gemessen. Dieser gibt den Anteil der Blutzellen am Gesamtblut an und sagt somit etwas darüber aus, wie dickflüssig das Blut ist. Für ein kleines Blutbild reichen bereits wenige Milliliter Vollblut aus.

Bei einem großen Blutbild werden darüber hinaus noch weitere Blutwerte bestimmt. Das Differentialblutbild, das zusätzlich zum kleinen Blutbild durchgeführt wird, bietet genauere Informationen über die verschiedenen Typen von  weißen Blutkörperchen. Im Gegensatz zum kleinen Blutbild ist hier also nicht nur die Gesamtleukozytenzahl angegeben.

Das kleine Blutbild richtig lesen

Die folgende Übersicht bietet Ihnen einen Überblick über die Normwerte bei einer kleinen Blutuntersuchung: 

  Männer Frauen
Ery­thro­­zyten (RBC oder ERY) 4,8 -­ 5,9 Mio./µl 4,3 -­ 5,2 Mio./µl
Leu­ko­zyten (WBC oder LEUK) 4 - 10 Tsd./µl 4 - 10 Tsd./µl
Throm­­bo­zyten (PLT oder THRO) 150 - 400 Tsd./µl 150 - 400 Tsd./µl
Hämo­­­globin (HGB oder HG) 14 - 18 g/dl 12 - 16 g/dl
Häma­to­­krit (HCT oder HKT) 40 - 49,4 % 36,6 - 44 %

Abweichungen im kleinen Blutbild

Zu hohe oder zu niedrige Werte in der Blutuntersuchung können auf eine Erkrankung hindeuten. Allerdings muss ein erhöhter oder zu niedriger Blutwert alleine nicht zwangsläufig bedeuten, dass mit Ihnen etwas nicht stimmt.

Im Folgenden haben wir die häufigsten Ursachen von zu niedrigen oder zu hohen Werten im kleinen Blutbild aufgelistet. Liegen bei Ihnen Abweichungen vor, sollten Sie darüber aber immer mit Ihrem behandelnden Arzt sprechen. 

Erythrozyten

Erythrozyten sind für den Sauerstoff-, aber auch für den Kohlenstoffdioxid-Transport im Körper von Bedeutung. Sie enthalten den Blutfarbstoff Hämoglobin, der den Sauerstoff an sich bindet. 

  • Wert zu hoch: Sauerstoffmangel (durch Erkrankungen des Herzens oder der Lunge sowie durch einen Aufenthalt in der Höhe), Erkrankung des Knochenmarks, Stress, Rauchen
  • Wert zu niedrig: Blutarmut aufgrund von Blutverlust, Eisenmangel, Vitamin B12-Mangel oder Folsäure-Mangel, Zöliakie, Nierenschaden, Infektionen

Leukozyten

Leukozyten sind für unsere körpereigene Abwehr von großer Bedeutung. Sie schützen den Körper nämlich vor Krankheitserregern.

  • Wert zu hoch: Akute Infektion mit Bakterien, Pilzen oder Parasiten, Allergien, Blutungen, akute Vergiftung, Schock, Leukämie
  • Wert zu niedrig: Virusinfektion, Krankheiten wie Malaria oder Typhus, Überfunktion der Milz, Schädigung des Knochenmarks (beispielsweise durch Bestrahlung oder Medikamente bei Krebs), Antibiotika-Behandlung

Thrombozyten

Thrombozyten spielen eine wichtige Rolle bei der Blutgerinnung, ein erhöhter oder erniedrigter Wert deutet deswegen meist auf eine gestörte Blutgerinnung hin. 

  • Wert zu hoch: Hoher Blutverlust durch Operationen oder Verletzungen, schwere Infektionen, Krebserkrankungen, Sport
  • Wert zu niedrig: Vitamin B12-Mangel, Folsäure-Mangel, Bestrahlung, Einnahme bestimmter Medikamente, Alkohol, Blutarmut, Malaria

Der Thrombozyten-Wert kann auch nach einem erhöhten Verbrauch von Thrombozyten niedrig sein. Dies ist beispielsweise bei Allergien, nach Infektionen, bei einer Vergrößerung der Milz oder einer unkontrollierten Blutgerinnung der Fall.

Hämoglobin

Der rote Blutfarbstoff Hämoglobin ist im Körper für die Bindung von Sauerstoff und Kohlenstoffdioxid verantwortlich.

  • Wert zu hoch: Erhöhter Erythrozytenwert, Schlaganfall, Gehirntumor, Gehirnhautentzündung, Aufenthalt in der Höhe, Rauchen, Flüssigkeitsverlust
  • Wert zu niedrig: Eisenmangelanämie, Nierenerkrankung, entzündliche Magen-Darm-Erkrankungen wie Morbus Crohn

Im Zusammenhang mit Hämoglobin spielen auch noch folgende Werte eine Rolle:

  • MCV: Gibt das durchschnittliche Volumen eines Erythrozyten an (MCV = Hämatokrit / Erythrozytenzahl)
  • MCH: Gibt die durchschnittliche Hämoglobin-Menge pro Erythrozyt an (MCH = Hämoglobinmenge / Erythrozytenzahl)
  • MCHC: Gibt die Konzentration des Hämoglobins innerhalb der Erythrozyten an (MCHC = Hämoglobinkonzentration im Blut / Hämatokrit)

Hämatokrit

Der Hämatokritwert gibt das Verhältnis zwischen festen und flüssigen Blutbestandteilen an. Je höher der Wert liegt, desto dickflüssiger ist das Blut und desto leichter können sich Blutgerinnsel bilden. Ein erhöhter Wert geht somit mit einem erhöhten Risiko für einen Schlaganfall oder Herzinfarkt, aber auch für andere Herzkrankheiten oder Diabetes mellitus einher. 

  • Wert zu hoch: Austrocknung, verstärkte Vermehrung der Erythrozyten (Polyglobulie)
  • Wert zu niedrig: Blutarmut, Blutverlust, Überwässerung

Aktualisiert: 19.04.2021
Autor*in: Kathrin Mehner, Medizinredakteurin

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Werden fleißige Blutspender geehrt, darf dieser Satz nicht fehlen: „Die Wissenschaft hat viel erreicht, aber Blut ersetzen kann sie nicht.“ Klingt abgedroschen, stimmt aber. Die Flüssigkeit in unseren Adern hat so viele Inhaltsstoffe, dass die Forschung weit vom Ziel entfernt ist, vollständigen und gleichwertigen Ersatz zu erschaffen.

Seine Zusammensetzung macht den Lebenssaft auch zu einem wertvollen ­­Diagnose-Instrument für den Arzt – als ein Baustein neben den Beschwerden des Patienten sowie anderen Untersuchungen. Die Blutwerte allein könnten täuschen: Sie hängen unter anderem von Alter, Geschlecht, Ethnie und weiteren Faktoren ab.

Zudem schwanken sie im Tagesverlauf etwas. Ärzte sprechen daher von Referenz- statt von Normalbereich, wenn sie Ober- und Untergrenzen für Blutwerte angeben.

Weiteres Hinsehen gefragt

„Ein Wert außerhalb des Referenzbereichs muss nicht unbedingt krankhaft sein“, betont Professor Michael Spannagl, Blut-Experte an der Uniklinik LMU München. „Ihn richtig einzuordnen ist Aufgabe des behandelnden Arztes.“ Mit dieser Ausgabe startet die Apotheken Umschau eine Serie zu wichtigen Blutwerten.

Rote Blutkörperchen (Erythrozyten) binden und transportieren Sauerstoff und Kohlendioxid zwischen Körper und Lunge.

Blutgase sind vor allem Sauerstoff und Kohlendioxid. Atemstörungen ändern das Gleichgewicht – und damit auch den Säuregrad des Bluts.

Gerinnungsfaktoren bilden den „Blutkleber“ Fibrin und sind daher ein wichtiger Faktor bei der Blutgerinnung. Manche Stoffe im Blut hemmen umgekehrt aber auch die Gerinnung.

Weiße Blutzellen (Leukozyten) bilden den Hauptbestandteil der Körperabwehr. Sie umfassen eine Gruppe verschiedener Zellen, die bei Bedarf aus dem Blut ins Gewebe wandern.

Enzyme benötigen unsere Organe für ihre Stoffwechselarbeit.

Albumine sind die größte Eiweißgruppe im Blut. Sie dienen als Transporter für viele Stoffe wie Fettsäuren und Hormone. Zudem steuern sie die Flüssigkeitsverteilung im Körper.

Hormone und andere Botenstoffe werden von Drüsen und spezialisierten Zellen ins Blut abgegeben und wirken auf Zellen, die Andockstellen dafür haben.

Globuline sind Transportmoleküle. Einige von ihnen gehören zur Körperabwehr, andere zu den Gerinnungsfaktoren.

Nährstoffe aus der Nahrung werden vom Blut verteilt. Dazu zählen ­­Kohlenhydrate, Fette, Proteine, Mineralstoffe und Vitamine.

Mineralstoffe wie Kalzium, Natrium und Magnesium erfüllen vielfältige Aufgaben. Sie bilden etwa die Knochen und sind unentbehrlich, um Nerven zu erregen und die Muskeln anzuspannen.

Spurenelemente sind unentbehrlich, aber täglich werden nur wenige Milligramm oder noch weniger gebraucht. Zum Beispiel Eisen für den Sauerstofftransport.

Kreatin wird vor allem in der Leber gebildet und versorgt unter anderem die Muskeln mit Energie.

Abfallprodukte wie Harnstoff und Harnsäure filtern die Nieren aus dem Blut.

Messwerte

Das Blut verrät eine Menge über die Gesundheit eines Menschen:

Was sagen uns die Messwerte?

Der Hämatokritwert nennt den prozentualen Anteil der Zellen am Blut. Rund 95 Prozent dieser Zellen stellen die Erythrozyten (rote Blutkörperchen). Sie transportieren Sauerstoff aus der Lunge zum Gewebe und bringen das Abfallprodukt Kohlendioxid zurück in die Lunge. Hauptbestandteil der Erythrozyten ist der Blutfarbstoff und Sauerstoff-Transporter Hämoglobin. 

Der Messwert für Hämoglobin liefert einen Hinweis darauf, wie gut Sauerstoff durch den Körper transportiert wird.

Liegen die Werte zu niedrig, sprechen Ärzte von einer Anämie (Blutarmut). Daran ist meist Eisenmangel schuld oder chronischer Blutverlust, etwa durch ein Magengeschwür. Es gibt aber etliche weitere mögliche Ursachen, etwa einen Mangel an den Vitaminen B6, B12 oder Folsäure. „Will man die Ursache näher eingrenzen, benötigt man weitere Messwerte“, sagt Professor Michael Spannagl, Experte für Blutgerinnung an der Uniklinik der LMU München. Diese weiteren Werte werden abgekürzt mit MCV, RDW, MCH und MCHC.

Zu hohe Werte für Hämoglobin und Erythrozyten können dagegen auf chronischen Sauerstoffmangel oder eine seltene Knochenmarkerkrankung hindeuten.

 Thrombozyten (Blutplättchen) verleihen dem Blut zusammen mit Gerinnungsfaktoren die Fähigkeit zu gerinnen. Sie sind wichtig, um Blutungen rasch zu stoppen. Sie können aber unter Umständen auch Gerinnsel (Thrombosen) in Gefäßen bilden. Viele verschiedene Erkrankungen können die Zahl erhöhen oder senken – oder die Funktion der Thrombozyten stören.

Leukozyten (weiße Blutkörperchen) zirkulieren im Blut und im Lymphsystem. Ihr eigentlicher Wirkort ist aber in Geweben, wo sie Erreger abwehren. Ihre Zahl ist bei fast jeder Art von Entzündung erhöht. Häufen sich Infektionen oder besteht der Verdacht auf eine schwerwiegende Erkrankung, etwa eine Leukämie, müssen die sechs Arten von Leukozyten einzeln im mikroskopischen Bild gemessen werden. 

Was für Werte sind normal?

Der Referenz- oder Normalbereich zeigt an, in welchem Bereich die Werte normalerweise liegen - abhängig etwa von Alter und Geschlecht. Werte außerhalb dieses Bereichs müssen je nach Einzelfall und Beschwerdebild abgeklärt werden. Alle folgenden Werte stammen aus dem Standardwerk Labor & Diagnose 2020. Sie können je nach Labor, welches das Blut untersucht und die Ergebnisse verschickt, etwas unterschiedlich liegen.

Hämatokrit: Frauen 36–48 %, Männer 40–53 %

Erythrozyten-Zahl: Frauen 4,1–5,4 Millionen pro Mikroliter (Millionstel Liter), Männer 4,4–5,9 Millionen pro Mikroliter

Hämoglobin: Frauen 11,5–16 Gramm pro Deziliter, Männer 13,5–17,8 g/dl

MCV: 80–96 Femtoliter (Billiardstel Liter)

RDW: kleiner als 15 %

MHC: 28–33 Pikogramm pro Zelle (Billionstel Gramm)

MCHC: 33–36 Gramm pro Deziliter

Thrombozyten-Zahl: je nach Analysegerät Frauen 166 000–445 000 pro Mikroliter, Männer 137 000–389 000 pro Mikroliter

Leukozyten-Zahl: 4000–11 000 pro Mikroliter

Beim kleinen Blutbild wird nur die Gesamtzahl der Leukozyten (weiße Blutkörperchen) gezählt. Das große Blutbild erfasst zusätzlich die Menge der sechs einzelnen Arten von Leukozyten.

Wenn die Werte abweichen?

Liegt eine Abweichung vor, wird der Arzt die Ursache abklären. Dafür sind in der Regel weitere Untersuchungen notwendig. Bei Blutarmut kann das zum Beispiel eine Magenspiegelung sein, um ein blutendes Magengeschwür auszuschließen.

Wenn es gelingt, die Ursache veränderter Blutwerte zu erkennen und zu behandeln, bessern sich in der Regel auch die Blutwerte wieder. Die Laborergebnisse helfen dem Arzt zudem dabei, den Erfolg einer Therapie abzuschätzen. So kann etwa die Normalisierung einer erhöhten Leukozyten-Zahl zeigen, ob eine Antibiotika-Behandlung bei einem bakteriellen Infekt anspricht.

Wichtig: Die Referenzwerte sowie die ermittelten Werte können sich von Labor zu Labor stark unterscheiden. Weiterhin gibt es unter Umständen starke tageszeitliche und (saisonale) jahreszeitliche Schwankungen ohne Krankheitswert. Bevor Sie sich durch abweichende Ergebnisse verunsichern lassen, bitten Sie daher Ihren Arzt oder Ihre Ärztin, Ihnen Ihre persönlichen Daten zu erklären. Einzelne Laborwerte alleine sind zudem meistens nicht aussagekräftig. Oft müssen sie im Zusammenhang mit anderen Werten und im zeitlichen Verlauf beurteilt werden.