Wann ist ein Herzkatheter nötig

Bei einer Herzkatheteruntersuchung wird ein dünner, biegsamer Kunststoffschlauch (Herzkatheter) über ein Gefäß bis zum Herzen vorgeschoben. Meist wählt der Arzt ein Gefäß in der Leiste oder am Handgelenk aus. Das Einführen des Katheters nennen Mediziner auch „Herzkatheter legen“ oder „Herzkatheter setzen“. Über den Schlauch kann man ein Kontrastmittel einspritzen, um die Herzstrukturen und Gefäße auf dem Röntgenbild besser sichtbar zu machen.

Außerdem können mithilfe des Herzkatheters verschiedene Parameter (Drücke und Flussgeschwindigkeiten im Herzen) gemessen werden, die über die Arbeitskraft des Herzmuskels Auskunft geben. Manchmal nutzt man eine Herzkatheteruntersuchung auch dazu, eine Gewebeprobe aus dem Herzen zu gewinnen (Myokardbiopsie).

Die Herzkatheteruntersuchung wird grob in zwei Verfahren unterteilt – je nachdem, welche Herzhälfte untersucht wird: Linksherzkatheter und Rechtsherzkatheter.

Wann ist ein Herzkatheter nötig

Herzinfarkt, plötzlicher Herztod, Vorhofflimmern – Folgen diverser Herzerkrankung sind Spitzenreiter unter den Todesursachen. Lesen Sie hier, welche Beschwerden Sie verursachen und welche Herzerkrankungen besonders gefährlich sind.

  • Wann ist ein Herzkatheter nötig

    In Europa leiden besonders viele Menschen leiden unter einer Koronare Herzerkrankung (KHK). Sie ist Ursache vieler anderer Herzerkrankungen wie Herzschwäche, Herzinfarkt oder plötzlicher Herztod. Bei der KHK „verkalken“ die Blutgefäße, die den Herzmuskel mit Sauerstoff versorgen. Medizinisch ausgedrückt handelt es sich um eine Arteriosklerose der Herzkranzgefäße. Folge ist eine Mangeldurchblutung und ein damit einhergehender Sauerstoffmangel in einigen Teilen des Herzmuskels.

  • Wann ist ein Herzkatheter nötig

    Angina pectoris bedeutet soviel wie Brustenge. Typisch dafür sind ein plötzlich auftretender Schmerz in der Herzgegend und ein Gefühl von Enge, Brennen oder Druck in der Brust. Dabei handelt es sich nicht um eine eigenständige Krankheit, sondern ein Hauptsymptom der Koronaren Herzkrankheit. Bei plötzlich auftretenden Schmerzen in der Brust sollten Sie sofort einen Notarzt verständigen. Denn nur ein Arzt kann feststellen, ob es sich möglicherweise um einen Herzinfarkt handelt.

  • Wann ist ein Herzkatheter nötig

    Ein Herzinfarkt ist immer ein Notfall. Er entsteht, wenn ein Blutgefäß des Herzens durch ein Blutgerinnsel verstopft wird. Innerhalb kürzester Zeit wird der Herzmuskel nicht mehr ausreichend mit Sauerstoff versorgt. Gelingt es nicht, das verschlossene Gefäß innerhalb sehr kurzer Zeit wieder zu öffnen, droht der von diesem Gefäß versorgte Bereich abzusterben. Die Hauptursache für einen Herzinfarkt ist eine KHK.

  • Wann ist ein Herzkatheter nötig

    Herzschwäche, auch Herzinsuffizienz ist ebenfalls eine weitverbreitete Herzerkrankung. Bei dieser Krankheit ist die Pumpleistung des Herzmuskels geschwächt. Dann wird der gesamte Körper nicht mehr ausreichend mit Blut und Sauerstoff versorgt. Im fortgeschrittenen Stadium gerät der Patient schon bei geringer Belastung in Atemnot, Wassereinlagerungen und Schwächegefühl kommen hinzu. Die häufigsten Ursachen einer Herzinsuffizienz sind KHK und Bluthochdruck.

  • Wann ist ein Herzkatheter nötig

    Gerät das Herz aus dem Takt, spricht man von Herzrhythmusstörungen. Das Herz klopft dann zu schnell, zu langsam oder unregelmäßig. Ursachen gibt es viele. Besonders häufig steckt allerdings eine Koronare Herzerkrankung dahinter.

  • Wann ist ein Herzkatheter nötig

    Bei Vorhofflimmern schlägt das Herz unregelmäßig. Dies ist die häufigste Form eines gestörten Herzrhythmusses. Viele Patienten bemerken allerdings nichts von ihrer Erkrankung. Manche verspüren ein Herzstolpern oder Herzrasen und leiden unter Schwindel, Atemnot, Brustschmerzen oder Angstgefühlen. Auch kann sich aus Vorhofflimmern eine Herzschwäche entwickeln. Vor allem aber bilden sich bei Vorhofflimmern Gerinnsel im Herzen – dann droht ein Schlaganfall.

  • Wann ist ein Herzkatheter nötig

    Herzrasen, von Medizinern auch Tachykardie genannt, ist eine Herzrhythmusstörung, bei der das Herz dauerhaft sehr schnell schlägt - mehr als 100 Schläge pro Minute. Es können verschiedene Krankheiten den Herzschlag beschleunigen: unter anderem Vorhofflimmern, KHK und Bluthochdruck. Sollte Ihr Herz dauerhaft zu schnell schlagen, suchen Sie einen Arzt auf. Denn Herzrasen kann auch einen plötzlichen Herztod verursachen.

  • Wann ist ein Herzkatheter nötig

    Das Gegenstück zur Tachykardie ist die Bradykardie. Hier schlägt das Herz zu langsam: Die Herzfrequenz liegt unter 60 Schlägen pro Minute. Manchmal ist die Herzfrequenz so niedrig, dass zu wenig Blut in den Körperkreislauf gepumpt wird. Dadurch kann der Sauerstoffbedarf vor allem des Gehirns nicht mehr ausreichend gedeckt werden. Kopfschmerzen, Schwindel, Bewusstlosigkeit, Übelkeit und Erbrechen können die Folge sein.

  • Wann ist ein Herzkatheter nötig

    Kammerflimmern ist eine oft tödlich verlaufende Herzrhythmusstörung. Es entsteht, wenn die elektrischen Signale, die die Arbeit des Herzens steuern, massiv gestört sind. Dann können Frequenzen von bis zu 800 Signalen pro Minute auftreten – ein effektiver Herzschlag ist dann nicht mehr möglich. Die Folge: Kreislaufstillstand und Bewusstlosigkeit. Nur eine sofortige Herzdruckmassage mit anschließender Defibrillation kann das Leben dann noch retten.

  • Wann ist ein Herzkatheter nötig

    Ein plötzlicher Herztod reißt einen Menschen unerwartet aus dem Leben. Verursacht wird er immer durch eine schwere Herzrhythmusstörung. Der Betroffene wird plötzlich bewusstlos, weil sein Gehirn nicht mehr mit Sauerstoff versorgt wird. Der Tod tritt meist bereits nach wenigen Minuten ein.

  • Wann ist ein Herzkatheter nötig

  • Komplikationen sind bei einer Herzkatheteruntersuchung möglich: Obwohl inzwischen ein häufig angewendetes Routineverfahren, birgt eine Herzkatheteruntersuchung doch auch Risiken. Schwerwiegende Komplikationen sind aber selten und treten vor allem bei Notfall-Patienten auf. Mögliche Komplikationen sind zum Beispiel:

    • Perforation des Herzens ("Durchlochung")
    • Herzinfarkt
    • Herzrhythmusstörungen
    • Minderdurchblutung im Gehirn (zerebrale Ischämie)
    • Lungenembolie
    • Akutes Nierenversagen
    • Kontrastmittelallergie
    • Komplikationen an der Punktionsstellen (Blutung, Entzündung, Nervenschädigung)
    • Aufweitung oder Verschluss des punktierten Gefäßes
    • Wundheilungsstörung

    In nur sehr wenigen Fällen verläuft eine Herzkatheteruntersuchung tödlich. Herzkatheter-Risiken bei Punktion in der Leiste sind größer als bei Punktion am Handgelenk.

    Nach Abschluss der Herzkatheteruntersuchung ist es besonders wichtig, dass Sie zunächst im Bett liegen bleiben. Dadurch vermeiden Sie Nachblutungen. Das gilt besonders, wenn ein Gefäß in der Leiste punktiert wurde. Außerdem sollten Sie 24 Stunden danach noch kein Auto fahren. In den ersten Tagen nach der Untersuchung sollten Sie nicht schwer tragen und übermäßige Anstrengungen vermeiden. Abhängig vom Ausmaß des Eingriffs müssen Sie eventuell noch einige Tage zur Überwachung im Krankenhaus bleiben – etwa wenn im Rahmen der Herzkatheteruntersuchung eine Gefäßstütze (Stent) implantiert wurde. 

    Wissenschaftliche Standards:

    Dieser Text entspricht den Vorgaben der ärztlichen Fachliteratur, medizinischen Leitlinien sowie aktuellen Studien und wurde von Medizinern geprüft.

    Dr. med. Karlheinz Zeilberger

    • Lapp, H. & Krakau, I.: Das Herzkatheterbuch, Georg Thieme Verlag, 4. Auflage, 2014
    • Leitlinie „Diagnostische Herzkatheteruntersuchung“. Deutsche Gesellschaft für Kardiologie (Stand: 2008)
    • Wiemer, M. et al.: Diagnostik und Intervention über die Arteria radialis, Der Kardiologe, Band 12, Nr.4 (2018): 268-76