Wie viele Pilotinnen gibt es in Deutschland

Vor jedem Abflug klingt eine beruhigende Stimme über die Sprechanlage an Bord: „Hallo, hier spricht Ihr Kapitän.“ Der verantwortliche Pilot richtet sich an die Passagiere und verliert ein paar Worte zum Flug, zur Dauer, zum Wetter am Zielort. Nur sehr selten bekommen die Fluggäste dabei eine weibliche Stimme zu hören. Nach Angaben der International Society of Women Airline Pilots waren 2018 von weltweit 138 965 Piloten gerade einmal 7294 Frauen (5,2 Prozent) und davon lediglich 2008 Kapitäninnen (1,4 Prozent). Woran liegt das?

Frauen nicht schlechter als Männer

An mangelnden Fähigkeiten jedenfalls nicht. „Frauen sind ganz selbstverständlich bei unseren Lehrgängen dabei und stehen in den Leistungen ihren männlichen Kollegen in nichts nach“, sagt Stefan-Kenan Scheib, Process Owner Pilot Schools Lufthansa Group und A320-Kapitän bei Lufthansa. Wer einmal der Faszination des Fliegens erlegen sei, der verfolge das Berufsziel Pilot mit großer Entschlossenheit. „Auch da stellen wir keinen Unterschied bei den Geschlechtern fest.“

© Bundesarchiv

Nicola Lisy (links) und Evi Hetzmannseder waren 1988 die ersten beiden Pilotinnen bei Lufthansa.

Nachwuchs macht Hoffnung

Der Lufthansa-Konzern will nicht nur den Anteil von Frauen in Managementpositionen erhöhen, sondern auch in den Cockpits. „Und die Aussichten sind gut: Bereits 15 Prozent der Pilotenanwärter in den aktuellen Jahrgängen sind weiblich“, sagt Anja Lindenstein, Pressesprecherin der Lufthansa Group. Weitere potenzielle Bewerberinnen will Lufthansa Aviation Training mit einer auf Frauen ausgerichteten Fokus-Kampagne gewinnen, die bald starten soll. Dennoch: Von den mehr als 10 000 bei den Konzernairlines beschäftigten Piloten sind nur sechs Prozent weiblich, bei der Kernmarke Lufthansa liegt der Anteil bei sieben Prozent. Dabei flog eine der ersten Airlinepilotinnen überhaupt, Marga von Etzdorf, in den Diensten der Vorgängergesellschaft Luft Hansa. Ab 1927 war sie einige Zeit Copilotin auf Junkers F 13.

© Lufthansa

Magdalena Gruhn wird an der European Flight Academy zur Verkehrspilotin ausgebildet.

Kapitänin auf der A380

„Viele Frauen kommen einfach nicht auf die Idee, sich für diesen Beruf zu bewerben“, so Elke Hieber. Die 53-Jährige ist eine von zwei A380-Kapitäninnen bei Lufthansa, 1988 begann sie ihre Ausbildung als einzige Frau zusammen mit 16 Männern. Oft sehen sich Frauen klassischerweise eher als Flugbegleiterin. Das war zunächst auch der Fall bei Magdalena Gruhn. Erst als sie eine Pilotin im Cockpit sah, war für sie klar: „Ich will nach da vorne!“ Nun ist die 29-Jährige eine von vier Flugschülerinnen im aktuellen Jahrgang der European Flight Academy, die Nachwuchspiloten für die Airlines der Lufthansa Group ausbildet.

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In einem sind sich die Erzrivalen Airbus und Boeing einig: Künftig wird es noch mehr Flugzeuge geben, und sie brauchen alle zusätzliche Besatzungen. In den nächsten 20 Jahren wird sich die Zahl der Maschinen nach Ansicht der Hersteller mehr als verdoppeln, auf etwa 48'000 grössere Modelle. Airbus rechnet mit einem weltweiten Bedarf von 540'000 neuen Piloten, bei Boeing ist sogar von 600'000 die Rede. Neue Fluggesellschaften, das Wachstum der Branche und ältere Piloten, die in den Ruhestand treten, sorgten für die vielen offenen Stellen.

Der Bedarf ist keineswegs gleich verteilt. Airbus sieht im Grossraum Asien-Pazifik mit 41 Prozent Anteil die grösste Lücke. In Europa wären gut 94'000 Plätze im Cockpit zu besetzen.

Etwas abgemildert werden könnte das Problem durch die Ausbildung von mehr Frauen. Die Steuerung von Flugzeugen ist noch weitgehend eine Männerdomäne. Das lässt sich zumindest aus den Zahlen lesen, die von der Berliner Reiseplattform www.fromAtoB.de ermittelt wurden. Beim Blick auf die 30 grössten Airlines, die in Deutschland abfliegen, zeigt sich, dass die britische Fluggesellschaft Flybe sowie Luxair an der Spitze stehen – mit je zehn Prozent Frauenquote.

Der Pilotinnen-Anteil dieser beiden Unternehmen ist doppelt so hoch wie der weltweite Durchschnitt von gut fünf Prozent. Der Wert beruht auf Auswertungen der Pilotinnen-Dachorganisation ISWAP (International Society of Women Airline Pilots) von 2017. Diese zeigen auch: Es gibt rund 175'900 Piloten und nur knapp 9400 Pilotinnen. Sehr detailliert listet die Organisation die einzelnen Weltregionen auf: In Indien liegt die Quote mit 12,4 Prozent überdurchschnittlich hoch. In Asien ist sie mit 1,55 Prozent sehr niedrig.

Bezogen auf die Abflüge aus Deutschland weist Air France mit acht Prozent die dritthöchste Frauenquote im Cockpit auf. Die Lufthansa und Condor erreichen mit sechs Prozent Anteil Platz fünf. Der deutsche Konzern spricht selbst von sechs Prozent Frauenquote in der Gruppe und von sieben Prozent bei der Kernmarke Lufthansa.

Bei anderen Fluggesellschaften sind Frauen im Cockpit noch seltener. Nach Angaben der Reiseplattform sind unter den knapp 4200 Cockpit-Besatzungen der Fluggesellschaft Aeroflot lediglich 58 Frauen. Mit einer Quote von 1,4 Prozent landet die russische Fluggesellschaft am Ende der Rangliste. Nur knapp davor liegt Emirates. Hier sind angeblich 2,3 Prozent des Cockpit-Personals weiblich.

Allerdings bemüht sich die Airline aus Dubai, diesen Anteil zu steigern. So erklärte sie der Nachrichtenagentur Bloomberg, dass von ihren 99 weiblichen Cockpit-Besatzungsmitgliedern mehr als ein Drittel in den vergangenen zwei Jahren eingestellt wurde. Weit hinten liegen auch die skandinavischen Airlines Finnair und SAS Scandinavian Airlines. Bei der Analyse des nordamerikanischen Markts rangiert Hawaiian Air mit 9,6 Prozent Frauenquote im Cockpit an der Spitze, gefolgt von Compass Airlines und United Airlines mit je gut sieben Prozent.

Inzwischen suchen die Airlines händeringend nach Frauen, die sich die Aufgaben im Cockpit zutrauen. Bei den aktuellen Pilotenlehrgängen der Lufthansa-Gruppe seien bereits 15 Prozent der Anwärter weiblich, heisst es bei der Airline. Immerhin eine Verdoppelung der derzeitigen Quote.

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