Was hatte Howard Carpendale für eine Krankheit?

Berlin. Schock für Millionen Fans. Schlagerstar Howard Carpendale (56, "Hello Again") leidet an der unheilbaren Nervenkrankheit Multiple Sklerose (MS). "Es begann vor einem Jahr", sagte er der "Bild am Sonntag". "Erst spürte ich nur ein seltsames Kribbeln im Bein. Die Beschwerden kamen schubweise." Zuletzt sei sein ganzes Bein taub gewesen. "Nach komplizierten Untersuchungen sagte mir ein deutscher Professor, dass es Multiple Sklerose ist." Nach Einnahme von Interferon und Kortison wolle er der Krankheit jetzt mit einem intensiven Fitness-Programm begegnen. Carpendale: "Ich denke, wer fit ist, hat mehr Abwehrkräfte, mehr Schutz." Die für Herbst angekündigte Deutschland-Tournee soll ablaufen wie geplant. Dass die Krankheit bis zur Lähmung und einem Dasein im Rollstuhl führen kann, ist ihm klar. "Meine Frau und ich haben uns viel Literatur über MS besorgt. Donnice ist sehr besorgt,", sagte Carpendale, der mit Lebensgefährtin und Sohn Cass (14) in Florida lebt. Sein großer Sohn Wayne (25) ist Schauspieler. "Ein Leben im Rollstuhl - diesen Gedanken verdränge ich total. Ich sehe mich da nicht. Und wenn, dann melde ich mich gleich für den Rollstuhl-Triathlon an."

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Anlässlich seines neuen Albums: Ein Gespräch mit Howard Carpendale über Kommerz, Wunder und Abscheu.

Falls es jemals einen deutschen Traum gab, Howard Carpendale (75) hat ihn gelebt. Mit 18 verlässt er das Apartheidregime Südafrikas. In Deutschland singt er Hits wie "Ti amo" (1977), "Nachts, wenn alles schläft" (1979) und "Hello again" (1984). Er verkauft mehr als 50 Millionen Tonträger. Am 26. November dieses Jahres ist sein neues Album "Happy Christmas" erschienen. Kurz davor hat er mit BUNTE.de gesprochen und gesteht, was er an Weihnachten nicht mag.

Dieses Jahr feierte Howard Carpendale seinen 75. Geburtstag. Im Video oben seht ihr seine musikalische Entwicklung: vom Elvis-Imitator zum Schlagerstar!

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Was hatte Howard Carpendale für eine Krankheit?

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Was hatte Howard Carpendale für eine Krankheit?

BUNTE.de: Herr Carpendale, nach "My Christmas" (2001) haben Sie abermalig ein Weihnachtsalbum aufgenommen. Warum? 

Howard Carpendale: Mein voriges Weihnachtsalbum war eines wie viele andere. Für das neue Album konnte ich mit dem weltberühmten Royal Philharmonic Orchestra zusammenarbeiten. Es klingt auch nicht wie ein typisches Weihnachtsalbum. Es gibt viele Emotionen.  

Von Weihnachten halten Sie eigentlich nicht viel. 

Das stimmt nicht. Ich mag es, mit meiner Familie Weihnachten zu feiern. Insbesondere, weil wir einen Enkel haben, ist es eine sehr schöne Zeit. 

In ihrem letzten Buch klagten Sie über die Kommerzialisierung von Weihnachten.

Für mich ist es ein Konsumentenfest. Ich akzeptiere das ein wenig, es steht für mich aber auch nicht im Vordergrund. Es ist einfach schön, dass ich Zeit mit meiner Familie verbringen kann. Ich freue mich vor allem auf meinen Enkel Mads. Dass ich ihn drücken darf, mit ihm spielen kann.

In ihrem Album singen sie "Little Drummer Boy". Ein Lied über einen Jungen, der so arm ist, dass er Jesus kein Geschenk kaufen kann.

Stattdessen spielt er auf seiner Trommel, was mehr Wert hat als andere Geschenke. Aber für mich liegt die Botschaft vielmehr in der Melodie. Ein einfacheres Lied gibt es nicht. Meine Frau Donnice hat darauf bestanden, dass es auf dem Album ist. 

Warum?

Es ist ihr Lieblingsweihnachtslied. Sonst hätte ich es nicht gesungen. Heute höre ich es so gern.

Weshalb kritisieren Sie immer wieder den Kapitalismus?

An wirklich allen Problemen ist das Geld schuld. In den Vereinigten Staaten habe ich das erlebt. Geld ist dort am wichtigsten. Ich kann nicht akzeptieren, dass es Menschen gibt, die 300 Milliarden US-Dollar besitzen und dass es gleichzeitig diese Armut gibt. Es ist unsinnig.

Hintergrund.

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Wayne Carpendale

"Ich merkte, dass ich seelisch ziemlich an meiner Grenze war"

Bei allem Respekt, warum haben Sie in ihrer Karriere so oft Songs nachgesungen?

Ich bin nicht enttäuscht, dass sie die Frage stellen. Ich bin Angelsachse. Warum glauben Deutsche immer, dass Covern komisch ist? Schon Elvis Presley hat "Green, Green Grass of Home" von Tom Jones gesungen. Ich finde, es ist eine sehr schöne Sache und ich mache es gern. 

Dabei sind ihre besten Lieder doch Originale. 

(Lacht.) "Ti amo" finde ich aber auch nicht schlecht. 

Stimmt.

Ich habe "Ti amo" gerne gecovert, weil alle gesagt haben, dass Lied passt nicht zu mir. So wie wir es inzwischen als Band spielen, kommt es mindestens an das Original heran. 

Ein anderes Thema: Glauben Sie an Wunder?

Ich glaube an Zufälle, ich habe Tausende erlebt. Ich bin ein Realist. Nein, ich glaube nicht an Wunder. 

An Heiligabend vor rund 15 Jahren stand ihr Sohn Wayne vor ihrer Tür in Florida. Sie litten an Depressionen. 

Das war kein Wunder. Das war ein junger Mann, der ein unglaubliches Gespür dafür hatte, dass sein Vater ihn gebraucht hat. 

Es gibt Menschen, die würden nicht vor Heiligabend um die halbe Welt fliegen und ihre Partnerin zurücklassen. 

Was ist ein Wunder? Für mich ist das etwas Nichtirdisches, mit dem man nicht rechnen kann. Bei meinem Sohn Wayne rechne ich mit allem. Er ist nicht nur für seine Familie da. Wayne hat schon zwei Leben gerettet. Er ist ein außergewöhnlicher junger Mann. 

Worauf spielen Sie an?

Das ist eine Geschichte, die er erzählen muss, wenn er will. Ich kenne einen jungen Mann, der nicht mehr leben würde, wenn Wayne ihn nicht gerettet hätte. Er hat wirklich etwas sehr Starkes für ihn getan.

Sie litten an Depressionen. Ihnen geht es inzwischen wieder gut?

Das ist richtig, ich hatte fünf Jahre lang Depressionen. Mir wurde oft gesagt, ich müsse häufiger darüber reden. Ich bin ein Künstler. Ich finde es nicht gut, wenn Künstler ihre Krankheit zu einem Publicity-Gag machen. Ich mag das nicht. 

Udo Jürgens hatte wohl Depressionen, Roy Black auch. Sind Sänger wie Sie manchmal besonders hilflos? 

Erfolg, Ruhm und Macht sind gefährlich. Man muss damit umgehen können. Es sind nicht nur Menschen aus dem Showbusiness, die betroffen sind. Es sind vor allem Politiker, die das nicht verkraften. Man fällt anderen Menschen auf. Ich fühle mich damit wohl. Aber ich bin nicht krank geworden, weil Menschen mich erkennen. Ich war immer sehr relaxed. Die Gefahr für einen Sänger ist, dass wir uns wichtig vorkommen. Wir sind nicht wichtiger als jeder andere Mensch. 

Wie belastend ist die Corona-Pandemie für Sie?

Sie trifft mich sehr. Aber ich habe Hemmungen, darüber zu reden. Es gibt Menschen, denen geht es viel schlechter als mir. In der Pandemie hätte uns eine gute Führung geholfen. 

Damals, vor rund 15 Jahren, flogen Sie nach Deutschland. Ihr Sohn Cass blieb zurück. Wie geht es ihm? 

Er hat eine eigene Firma. Er arbeitet in Pennsylvania. Ich habe selten einen jungen Menschen gesehen, der so glücklich ist. Er kommt sehr gut zurecht. Die Vereinigten Staaten sind seine Heimat und er will dortbleiben.

Ist er noch mit seiner langjährigen Freundin zusammen? 

Bitte verstehen Sie, ich bin von meinen Söhnen gebeten worden, dass sie auf eine Frage wie diese lieber selbst antworten. Cass und Wayne haben ihre eigenen Geschichten. Ich gebe nichts über die beiden preis!

In Ihrem neuen Album tritt ihr Enkel Mads auf. Wünschen Sie sich ihn als Nachfolger? 

Es ist noch zu früh, um diese Frage zu beantworten. Innerhalb von 50 Jahren habe ich einen Wandel von Vierspurbändern zu Spotify erlebt. 

Hintergrund.

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Howard Carpendale

Tritt sein süßer Enkel Mads in seine Fußstapfen?

Bleiben wir bei Weihnachten. Jesus wurde laut Matthäusevangelium geboren, um die Menschen von ihren Sünden zu retten. Apropos Sünde: Sie haben kritisiert, wie Menschen aus ihrer Branche mit weiblichen Fans umgehen. 

Ich habe schlimme Dinge erlebt, über die sie nicht schreiben wollen. Aber das ist nicht nur ein Problem der Musikbranche. Es ist allgemein ein Problem, wie man mit Frauen in unserer Welt umgeht. Wir haben zum Glück die unglaublich wichtige "MeToo"-Bewegung. 

Was haben Sie mitbekommen?

Ich habe Situationen auf Partys erlebt, in denen Sänger … Ich werde keine Namen nennen. Es ist lange her. 

Was haben die Sänger gemacht?

Es hatte mit Sexualität zu tun. 

Können Sie konkreter werden?

In den 70er- und 80er-Jahren gab es einen Fan-Kult. Eigentlich spreche ich nur darüber, weil ich nie etwas mit einem Fan hatte. Darauf bin ich stolz. Das ist eine Ausnutzung von Macht. Ich habe es bei manchen Künstlern sehr verabscheut, wie sie mit ihrer Beliebtheit umgegangen sind.

Loyalität ist Ihnen wichtig. Warum? 

Menschen ändern sich. Liebe und Treue sind etwas sehr Schönes. Als junger Mensch habe ich so nicht gedacht. Ich komme aus Südafrika, unser Lebensstil war ein ganz anderer als in Deutschland. 

Gab es einen Moment, in dem sie sich geschworen haben, nie wieder untreu zu sein? 

Den gab es während der Krankheit meiner Frau Donnice. Ich habe mir gesagt, es ist Zeit, zu verstehen, dass man Menschen damit sehr weh tun kann. 

Sie sind ein politischer Mensch. Ist deshalb auf ihrem neuen Album das Friedenslied "Happy Xmas (War is over)"?

Ich singe es nicht, weil ich mich ein bisschen mit Politik beschäftige. Ich singe es, weil es ein wunderschönes Lied weltbekannter Künstler ist. 

Ihre Version ist trauriger als das Original! 

In meiner Interpretation erzähle ich von einem sehr schönen Weihnachten. Aber auch davon, dass viele Menschen das Fest nicht feiern können wie andere, denen es besser geht. Ich empfinde eine gewisse Melancholie, wenn ich den Titel singe. 

Ihr "what have we done" wirkt anklagend. 

So ist es. 

Was sagen Sie zu der Lage an der polnisch-belarussischen Grenze? 

Wo ist Europa? Warum reden wir immer nur über einzelne Länder? Ich verstehe nicht, warum europäische Staaten nicht ihre Pflicht erfüllen und helfen. 

Wir müssen zum Ende kommen. Sie sagten mal, Sie möchten Menschen Dramaturgie bieten. Haben Sie nicht immer so gelebt? 

Für mich sind Konzerte keine gewöhnlichen Konzerte. Für mich waren sie immer eine Personalityshow. Die Musik ist für mich ein Vehikel, um das rüberzubringen, was ich bin. 

Das meine ich nicht. Sie verlassen ihre Heimat. Auf dem Höhepunkt ihrer Karriere verschwinden sie, dann kommen sie zurück. Ihr ganzes Leben folgt einer Dramaturgie. 

Da haben Sie recht. Das war schon immer ein Teil meines Lebens. Aber darüber müssen wir länger reden. 

Die ständige Beobachtung setzte ihnen zu. Waren die Opfer zu groß, die sie erbracht haben?

Ich habe gelebt, wie ich es mir als junger Mensch vorgestellt habe. Ich habe gewusst, dass ein Künstler nirgends hingehen kann, ohne erkannt zu werden. Ich habe das Glück, dass ich in die Vereinigten Staaten reisen kann oder nach Italien. Dort kann ich ein normales Leben führen. Ich komme sehr gut damit zurecht, dass mich viele Menschen in Deutschland kennen. Ich habe mich nicht geopfert. Ich habe dieses Leben gewählt.   

Was hatte Howard Carpendale für eine Krankheit?

Sein Sohn Wayne Carpendale teilt einen Schnappschuss mit Papa Howard. Doch diesmal ist einiges anders... Findet es im Video heraus! © © imago images/Sven Simon; Instagram/wayne_interessiert_s; BUNTE.de